Oh, wie schön!
Peter Karp und sein Album mit dem Titel "Magnificent Heart" aus dem Jahr 2020.
Alabama Town sowie Blue Fame waren schon echte Highlights.
Zur letztgenannten Scheibe hieß es: »[…] Allerdings ist die vorliegende Platte phasenweise noch besser als der Vorgänger. […]«
"Blue Flame" konnte mit einem hochkarätigen Line-up protzen.
Die Zahl der "Magnificent Heart"-Mitwirkenden hält sich in überschaubaren Grenzen, ist aber ebenfalls erstklassig.
Paul Cabonara ist Gitarrist bei Blondie.
Hammond-Mann John Ginty gehört zu den Gründern von Robert Randolph And The Family Band. Seine Tasten-Kreationen finden sich auch bei der Allman Brothers Band, Gov’t Mule oder Widespread Panic.
Niles Terrat war unter anderem bei den Peter Karp/Sue Foley Gemeinschaftsproduktionen "He Said She Said" (2012) und "The Arson’s Match: Peter Karp, Live in NYC" (2016) beteiligt.
Die Harp-Fraktion bilden Kim Wilson und Jason Ricci. Neben John Ginty und Peter Karp ist der Schlagzeuger Michael Catapano in allen Songs aktiv.
Der Wohlfühlfaktor startet logischerweise zunächst beim Nullpunkt, weil noch kein Ton die Trommelfelle erreicht hat.
Eine Änderung ist verdammt schnell in Sicht, denn schon nach den ersten Takten "Sitting On The Edge Of The World" kommt nicht nur in den Song Bewegung. Vom Titel ausgehend ist das Stück keine Art Drahtseilakt, sondern ein kompakt groovendes Lied mit einem etwas rau singenden Peter Karp. In seiner Begleitung findet Kim Wilson genau die richtigen Nischen für seine Harp-Fantasien. Der Zeiger des Wohlfühlfaktors hat seinen Betrieb aufgenommen.
Etwas weniger Tempo, dafür jede Menge Peter Karp-Slide-Gitarre, Hammond von John Ginty und eine Chorsängerin Eyrn O’Ree, die sich stante pede in die Hörerherzen singt. Obendrauf noch ein knackig-kurzes E-Gitarren-Solo und fertig ist der rootsige Blues-Song "The Letter". Nein, noch nicht ganz, denn unerwähnt bleiben darf auf keinen Fall die instrumentale sowie weibliche vokale Jam-Endung des Tracks. Highlight! Wir beobachten den Anstieg des Wohlfühlfaktors.
Schon wieder eine Wendung. Bei "She Breaks Her Own Heart" melden die Cold City Horns ihr Mitmachen an. Okay, der Plural stimmt. Es handelt sich um zwei Bläser, die nicht nur wärmende Begleitung sind, sondern uns quasi – inklusive Soli – durch den Track führen. Bei dieser Beschreibung lassen wir den Zeigerstand des Wohlfühlfaktors außen vor.
Wir machen einen Sprung zu "Scared".
Oh, dieser Peter Karp kann so melancholisch singen. Diese sechs Minuten umfassende Ballade ist so brillant. Wie von Geisterhand gesteuert passt hier einfach alles zusammen. James Otis Karp spielt ein echt hingebungsvolles Gitarren-Solo, in dem John Ginty den Raum füllt. Fantastisch! Aber diese Nummer ist erst zur Hälfte durch. In aller Ruhe zeigt "Scared" Wirkung. Der Wohlfühlfaktor ist deutlich gestiegen.
Alleine schon vor dem Songnamen könnte man Angst bekommen, gerade auch, weil er direkt auf "Scared" folgt.
Blues, Roots und Gospel feiern eine gemeinsame "Chainsaw"-Party und zum Schluss entwickelt der Gospel auch einen gesanglichen Höhepunkt, in Eintracht mit Handclaps. Super!
"Cool Cool Thing" und noch ein 'cool' für Groove, Groove, Groove. Dieses Lied ist so relaxt, ja, wirklich cool und wie sehr freuen wir uns über den Slide-Sound. Nach John Gintys phänomenalem Solo gleitet das Stück quasi zum Ende. Der Wohlfühlfaktor schlägt einen Salto.
Am Schluss gibt es ein Glanzlicht, dessen Leuchtkraft den Horizont streichelt.
"Face The Wind" ist eine Ballade, in der Peter Karp hingebungsvoll Piano spielt und auch so singt. Hey, wer hat denn diese herrlichen Streicher bestellt? Die tauchen leider nicht im Line-up auf, bekommen für ihren einmaligen Einsatz aber viel Lob.
Am Ende hält sich der Zeiger des Wohlfühlfaktors hartnäckig im obersten Bereich.
Am Ende dürfen nun die RockTimes-Leserinnen und Leser persönlich darüber entscheiden, ob man sich "Magnificent Heart" zulegt. Unter uns gesagt – es hört ja fast niemand mit – dieses Album hat nicht umsonst eine Tipp-Grafik bekommen.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Peter Karp:
Peter Karp (slide guitar, solo guitar, guitar, piano – #2,6,10,13, vocals)
Kim Wilson (harmonica – #1,5)
Jason Ricci (harmonica – #7,11)
John Ginty (Hammond B3 organ)
Jim Eingher (piano – #4,11)
Paul Carbonara (guitar, guitar solo – #2,4)
James Otis Karp (solo guitar – #6)
Niles Terrat (bass)
Edward Williams (bass – #2,4,12)
Michael Catapano (drums, percussion)
Eyrn O’Ree (background vocals)
Cold City Horns:
Jacob Wynne (trumpet)
David Kasper (tenor saxophone)
Tracklist "Magnificent Heart":
- Sitting On The Edge Of The World (3:17)
- The Letter (4:05)
- She Breaks Her Own Heart (3:35)
- This World (4:10)
- The Grave (4:48)
- Scared (6:00)
- Chainsaw (3:08)
- Let It On Out (4:14)
- Cool Cool Thing (4:16)
- The Last Heartbeat (3:44)
- Going Home (2:27)
- Compassion (5:24)
- Face The Wind (4:12)
Gesamtspielzeit: 53:20, Erscheinungsjahr: 2020
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