Peter Panka’s Jane / Live At Rockpalast – Bonn 2004 – CD- & DVD-Review

Nachdem es bereits ab Mitte der achtziger Jahre deutlich ruhiger um die einstige Krautrock-Institution Jane geworden war, verschlimmerte sich die Situation in den Neunzigern (mit vielen unterschiedlichen Line-ups) sogar noch. Bis Anfang der 2000er glücklicherweise ein neuer Plattenvertrag winkte, den die Mannen um Peter Panka und Werner Nadolny (beide waren im Line-up des Debüts "Together" aus dem Jahr 1972). Auch Charly Maucher kehrte aus seiner Wahlheimat Kanada zur Band zurück, während der Gitarrist Klaus Walz (Ex-Epitaph) ebenfalls bereits seit Mitte der Achtziger mit an Bord war. Im Jahr 2002 erschien dann die Scheibe "Genuine" (u. a. auch mit einem Beitrag von Klaus Hess' Mother Jane sowie älteren Aufnahmen mit Martin Hesse), der man das auf der folgenden Tour mitgeschnittene "Live 2002" folgen ließ. Peter Panka’s Jane (nach einem Gerichtsurteil durften die jeweiligen Ex-Mitglieder der Original-Band den Namen nur noch mit Zusatz verwenden) waren plötzlich wieder voll da und auf der Höhe. Das Studioalbum "Shine On" (2003) wurde nachgeschoben und im Jahr darauf zog der Rockpalast ein wahres Krautrock-Fest mit Konzerten der Bands Guru Guru, Epitaph, Amon Düül II, Karthago, Birth Control und eben auch Peter Panka’s Jane durch.

Und nun, knapp 13 Jahre später erscheint dieser Auftritt der Protagonisten zum ersten Mal auf CD und DVD. Was nicht nur eine reine Freude für jeden Fan, sondern auch ein wahres Fest für jeden Interessierten sein dürfte. Das Quartett war an diesem Abend nämlich (mit Abstrichen) ganz fantastisch aufgelegt und brannte mit seinen Songs (die mit der Ausnahme von "Back Again" allesamt aus den Siebzigern stammten) ein wahres Feuerwerk ab. Leichte Abstriche müssen leider dahingehend gemacht werden, dass Werner Nadolny (wahrscheinlich) aufgrund seines gesundheitlichen Zustands leider nicht seinen besten Abend erwischt hatte. Der Spielfreude und der Qualität der Songs tut dies aber überhaupt keinen Abbruch und diese knapp achtzig Minuten machen einen Höllenspaß. Nach dem mit breitem Grinsen und voller Selbstvertrauen vorgetragenen "Back Again" taucht die Band dann mit "All My Friends" erstmalig tief in die Vergangenheit ab. Und dann reiht sich ein Klassiker an den nächsten, was man bereits an den Titeln "Fire, Water, Earth & Air", "Daytime", "Way To Paradise", "Windows", "Spain" und, und, und… an der Tracklist erkennen kann.

Die Hannoveraner hatten sogar zwei Medleys am Start, wobei ich mich besonders über die Zusammenstellung "Try To Find"/"Wind"/"River" gefreut habe, die ich seit vielen Jahren selbst live nicht mehr erleben durfte. Dass die Kombination von "Windows" und "Spain" eine überragende ist, dürfte dagegen schon lange kein Geheimnis mehr sein. Und dennoch erlebt man ganz besondere ca. dreizehneinhalb Minuten, die mich durch viele Höhen und Tiefen, auf eine wahre Achterbahn der Gefühle führten. Bei "Out In The Rain" musste ich dann schließlich noch ein paar Tränchen verdrücken, bevor mich einer der absoluten Jane-Signatur-Songs, "Hangman", wieder in die Wirklichkeit zurück holte. Nochmal gut zwölf Minuten Boogie und Feeling satt, bis schließlich der wunderschöne Rausschmeißer "So, So Long" diesem Gig ein jähes Ende setzte. Sehr schade, denn für meinen Geschmack hätten die vier Musiker noch locker eine halbe Stunde drauf legen können.

Als kleinen Bonus gibt es dann noch ein gemeinsames Interview mit Werner Nadolny und Bernie Kolbe (Epitaph), das angeblich länger sein soll als das auf der bereits vor einigen Jahren veröffentlichten DVD "Krautrock-Meeting", die jeweils ein paar Songs von allen oben im ersten Absatz aufgeführten Bands enthält. Einen direkten Vergleich habe ich zwar für dieses Review nicht angestellt, aber sämtliche Fragen und Antworten kamen mir doch ziemlich vertraut vor. Komisch…

Aber wie dem auch sei, wir wollen hier keine Erbsenzählerei betreiben. Letzten Endes ist "Live At Rockpalast – Bonn 2004" ein großartiges und wichtiges Dokument deutscher Rockmusik. Wichtig alleine schon deshalb, da es sich um einen der letzten offiziell gefilmten Auftritte Peter Pankas handelt, der im Juni 2007 leider viel zu früh verstarb. Von daher: Alle Daumen nach oben!

Line-up Peter Panka’s Jane:

Peter Panka (drums, lead vocals – #1,3,5-8,10)
Klaus Walz (guitars, background vocals)
Charly Maucher (bass, background vocals, lead vocals – #3,4,7,9)
Werner Nadolny (keyboards)

Tracklist "Live At Rockpalast – Bonn 2004" (CD + DVD):

1. Back Again
2. All My Friends
3. Fire, Water, Earth & Air/Fire
4. Daytime
5. Try To Find/Wind/Water
6. Way To Paradise
7. Windows/Spain
8. Out In The Rain
9. Hangman
10. So, So Long

Gesamtspielzeit: 74:09 (CD), 85:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2017 (2004)