Hinter dem Künstlernamen Phantomas Trehr steht der Musiker Stephan Romhart, wobei das Tätigkeitsfeld Musik nur eine Facette im Leben des 1979 in Geislingen/Steige in Baden-Württemberg Geborenen ist. Multimedia, Werbung, Programmierung sind das Tagwerk des Mannes, der seit etwa einem Vierteljahrhundert Musik macht.
Lobenswert – aber auch kein Wunder, da der als Programmierer Tätige strukturiertes und zielführendes Vorgehen im Blut haben muss – das Herantreten an uns: Oft ist der Briefkasten nämlich voll von Platten, die man uns in der Hoffnung auf einen guten Text ins Hause schickt. Vieles davon hätten wir nicht angefordert, anderes ist zwar gut, passt aber nicht zu unseren freien Kapazitäten und um jede CD, die dann liegenbleibt, ist es schade, da sie die Musiker Geld gekostet hat. Phantomas Trehrs "Restnorm Apath" wäre zwar nicht in die Ablage gewandert, aber er gab uns die Chance der Wahl, ob wir eine Rezension schreiben wollen. Ich bin sicher, das geschah, weil er weiß, dass "Restnorm Apath" keine leckere Nougat- sondern eher ganz edle Bitterschokolade ist, die ihre Liebhaber braucht.
Das spiegelt sich bereits in den Variablen, um mal seine Tagessprache zu bemühen, wider, die er in Form von Titelbild, Album- und Tracknamen klar definiert hat. Stephan macht seit Mitte der 1990er Musik. An Bass oder Gitarre hat er stilistisch so ziemlich alles angetestet: Rock, Grunge, Hiphop, Metal und Volksmusik. Rock und Metal kann ich mir nach Hören seines Debüts vorstellen. Er hat nämlich Stimme und keine weiteren aufgeführten Musiker im übrigens vorbildlichen Booklet (Texte sind enthalten) zeigen, dass er auch alle Instrumente selbst gespielt hat.
Gleich beim ersten Stück, "Der Fremde", zeigt sich die gekonnte Symbiose aus getragenem Gesang und einer herrlich gespielten Indie-Gitarre. Das Oszillieren der Sechssaitigen in bester Desert Rock-Manier erinnern angenehm an die Hunsrücker Band Red Hill und ihr Album FUNeral. Phantomas Trehr reduziert aber den Instrumenteneinsatz, bzw. er lässt ihn niemals die Stimme zurückdrängen, denn damit erzählt der Protagonist seine Geschichten, die abgrundtiefe Einblicke in Gedanken, Ängste und die Seele geben. In eine verletzte, traurige Seele. Düster und hoffnungslos trägt Stephan allerlei Geschichten und Lebenssituationen vor. Tieffrequent summt er auch schon mal, was zusätzliche Tiefe schafft. Die Texte strotzen vor gelungenen Hinweisen, die dem Hörer stets Gelegenheit geben, mitzugehen. Mitzugehen in diese Welt der dunklen Momente und zu überlegen, ob man sich selbst wiederfindet. »Wer sagt, die Zeit heilt alle Wunden, hat wohl ein Heilen schon erlebt …« Ein Satz, mit dem ein Jeder sicherlich in das selbst Erlebte eintauchen kann. Derer Momente gibt es viele auf "Restnorm Apath" zu entdecken und ja, das zeigt, dass man sich für das Hören Zeit nehmen muss, denn eine Partyscheibe ist das nicht. Die Texte stehen unbedingt im Vordergrund und wollen aufgesogen und durchsucht werden.
Wenn ich schreibe, dass sich die Instrumente und hier ganz besonders die starke Gitarre zurücknehmen und den Worten nicht in die Parade fahren, so ist es aber doch auch so, dass bei wortlosen Passagen Freude aufkommt, wenn instrumental den Worten analog mit der gleichen Stimmung gefrönt wird. Hier stimmt die Choreografie bis auf das i-Tüpfelchen.
Man muss übrigens nicht von der Brücke springen, wenn man sich bei der einen oder anderen Nummer wiederfindet, denn das letzte Stück des Albums endet mit den Worten »Vielleicht wäre es besser, sich all dem Leid zu stellen«. Stephan versäumt es also nicht, den düsteren Seelenblick als gegeben im Raum stehen zu lassen; er lässt am Ende des dunklen Tunnels ein Lichtlein flackern, zeigt eine Möglichkeit, der Düsternis die Stirn zu bieten.
Abschließend stelle ich mir die Frage, wie wohl ein Folgealbum gestrickt sein wird, denn "Restnorm Apath" hat in so ziemlich alle Abgründe des menschlichen Daseins geschaut.
Line-up Phantomas Trehr:
Phantomas Trehr (Gesang und Instrumente)
Tracklist" Restnorm Apath":
- Der Fremde
- Die dunkle Stadt
- Die Stimmen
- Die See
- Der Apologet
- Der Herbst der Welt
- Der Nihilist
- Die Brücke
- Das Leid
- Der Abschied
Gesamtspielzeit: 66:58, Erscheinungsjahr: 2018
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