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Phyria / The Colors Among Us – CD-Review

CD-Review-Phyria-The Colors Among Us

Stramme vier Jahre, viel Arbeit und Schweiß, viel Geduld und Hoffnung sind vergangen, seit die aus Nordrhein-Westfalen stammende Band Phyria ihr Debütalbum Like Slipping Through Dust veröffentlichte, das mein Ex-Kollege Holger seinerzeit auch hier in RockTimes vorgestellt hatte. Bei der Presse kam die Scheibe damals ziemlich gut weg und auch der Zuspruch der Plattenkäufer konnte sich laut Informationen aus dem Bandumfeld sehen lassen. Und nun, vier Jahre später (im Musik-Business eine halbe Ewigkeit) kommt "The Colors Among Us" mit über 65 Minuten Spielzeit, verpackt in neun brandneue Songs. Das Line-up ist stabil geblieben, was immer ein gutes Zeichen hinsichtlich des inneren Friedens und der guten Zusammenarbeit einer Band darstellt. Wer die neuen Tracks komponiert und getextet hat wäre zwar interessant gewesen, wird aber leider (außer einem profanen »All Songs By Phyria«) nicht verraten.

Den Stil der Band kann man wohl am besten als Alternative Rock mit progressiven Einsprengseln beschreiben. Die Gitarre knallt mitunter ganz kräftig vor sich hin, die Drums entwickeln alleine schon dadurch einen heftigen Bums, dass sie ziemlich weit nach vorne gemischt wurden (obwohl sie das gar nicht nötig gehabt hätten), Fabian Swars hält diese ganze Geschichte mit seinem Bass irgendwie zusammen und der Frontmann Benjamin Hammans rundet das Bild mit seinem melodiösen Gesang ab.

Der Alternative-Anteil bei den Songs ist unüberhörbar, die Arrangements und Tempi werden häufig gewechselt, was erstmal ein paar Durchläufe einfordert, bis sich die Stücke langsam aber sicher in den Gehörgängen festsetzen. Witzigerweise kommen bei "Mono:Cromatic" (das sowohl als Single als auch als Video-Clip ausgekoppelt wurde) sogar deutliche U 2-Einflüsse ins Spiel und die vorangegangene Nummer "Speak" macht mit fetten Gitarren und Sound so richtig Druck. Aber eben dieser weicht während aller neun Tracks immer wieder auch mal sphärigen, proggigen Passagen, was das Gesamtwerk durchaus spannend und unterhaltsam macht. Was ich nicht ganz so prickelnd finde ist, dass hier scheinbar mit sehr viel Hall bzw. Reverb gearbeitet wurde, um den Sound breiter werden zu lassen. Sowas verändert den Charakter eines Songs natürlich ungemein, lässt ihn einerseits größer, mächtiger erscheinen, andererseits auch etwas durchsichtiger, austauschbarer.

Tatsache und nicht wegzudiskutieren ist, dass Phyria hier mit einem hochmodernen Sound auffahren, der von Beray Habip im LeFink Studio in Duisburg und dem Toolhouse Studio in Rotenburg an der Fulda opulent in Szene gesetzt wurde. Was die Band ausmacht, sind die stetig wechselnden Songstrukturen und Tempowechsel, was noch etwas fehlt ist das Alleinstellungsmerkmal, oder besser gesagt ein unverkennbarer Wiedererkennungspunkt. Was noch nicht ist, kann aber ganz sicher noch werden. Schließlich steht dieses Quartett mit seinen zwei Scheiben erst ganz am Anfang seiner Karriere.

Puristen des Sechziger- und Siebziger-Rock werden hier voraussichtlich weniger glücklich, wer aber moderne Rockmusik auf seinen Fahnen stehen oder als Altrocker keine Scheu davor hat auch mal über den Tellerrand hinaus zu schauen, der sollte "The Colors Among Us" mal antesten.


Line-up Phyria:

Benjamin Hammans (lead vocals)
Jonas Janßen (guitars, background vocals)
Fabian Swars (bass)
Michael Zettl (drums)

With:
Alina von der Gathen (vocals – #8)
Beray Habip (background vocals)

Tracklist "The Colors Among Us":

  1. Chasing Melody
  2. Speak
  3. Mono:Chromatic
  4. Circles
  5. We Left The Old World
  6. Town
  7. The Distance
  8. This Is Goodbye
  9. Places Down Below
  10. Narrow Lines
  11. The One I Know

Gesamtspielzeit: 65:32, Erscheinungsjahr: 2016

 

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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