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Pink Floyd / Animals – LP-Review

Pink Floyd / Animals

Der Rolling Stone platzierte "Animals" im letzten Jahr auf Rang dreizehn der 50 besten Prog Rock-Alben. Ein jeder von uns kennt diese Ranglisten sicher zur Genüge: bester Gitarrist ever, bester Sänger ever…

Alles Käse, denn wer von Keith Richards und Yngwie Malmsteen bzw. Tom Waits und Bon Jovi höher auf dem persönlichen Treppchen steht, wird ausschließlich subjektiv entschieden. The Dark Side Of The Moon erreichte in besagter Aufstellung übrigens Platz 1 und Wish You Were Here den vierten.

Vergleicht man die drei Konzeptalben, so kann zumindest ich diesmal der Platzierung des Rolling Stone zustimmen. "Animals" ist anders als die beiden Vorgänger. Härter, ungeschliffener und somit weniger sphärisch und effektbehaftet. Je nach persönlichem Gusto wird "Animals" also sicher bei jedem den adäquaten Platz in der Rangfolge dieser drei Alben finden.

Thematisch ist die Story vergleichbar mit Orwells "Farm der Tiere". Anders als dort sind bei Pink Floyd aber die Schweine die Sittenwächter und die Hunde diejenigen, die ohne Skrupel auch über Leichen gehen, um ihren Wohlstand zu mehren. Und wie im richtigen Leben sind die Schafe (wie auch bei Orwell) diejenigen, die treudoof und in gutem Glauben ihrem Hirten folgen. Bis zur Schlachtbank …

Als Prolog und Epilog fungieren "Pigs On The Wing 1" sowie "Pigs On The Wing 2". Diese beiden Stücke, mit akustischer Gitarre zu Gesang, rahmen die Handlung ein und unterscheiden sich lediglich textlich. Ganz anders dagegen "Dogs", die siebzehnminütige Nummer, welche durch Waters Texte neben der Musik auch genug Material für den Kopf bietet. Das von den originalen Tapes remasterte und auf 180g Vinyl gepresste Album ist durchaus als sozialkritisch zu bezeichnen und die "Dogs" kann man wohl kaum treffender beschreiben, als mit der Passage in der es heißt, dass die Leute, die du betrügen willst, dir so sehr vertrauen müssen, dass sie dir ohne Angst den Rücken zukehren und du dann zustechen kannst. Gilmour, der für diese Nummer hauptsächlich verantwortlich war, begeistert mit Gitarrensoli, die zu den schönsten und besten der Bandgeschichte zählen.

Wahrscheinlich zählt die Entstehung des Bildes, auf dem das Kohlekraftwerk Battersea Power Station zu sehen ist, zu den kuriosesten Ereignissen, die man sich in Verbindung mit einem Plattencover vorstellen kann. Die Geschichte war mir bis vor ein paar Wochen nicht bekannt. Bis ein Freund mir das zufällig mitteilte. Nun kam das Vinylalbum auf meinen Tisch und ich habe es nochmal nachgelesen. Ja, Algie, so der Name des riesigen, mit Helium gefüllten Schweines schwebte von dünnen Kabeln gehalten in der Luft. Für den Fall, dass es sich losreißt, war ein Scharfschütze engagiert. Der Himmel war jedoch unpassend für die Aufnahme und so wollte man die Aktion am Folgetag wiederholen. Allerdings ohne den Mann mit der Flinte. Und es kam wie es kommen musste, Algie riss sich los und stieg so hoch, dass für Stunden der Flugverkehr des Londoner Heathrow gestört war.

"Pigs (Three Different Ones)" behandelt in den drei Strophen drei unterschiedliche 'Schweine' und ist musikalisch auf der einen Seite von einem geilen Groove beseelt, der durch den gehackten Gitarrenrhythmus zustande kommt und auf der anderen Seite wieder gespickt mit Gilmour-Soli die ihren Höhepunkt im Einsatz der Talk Box finden, mit deren Hilfe das Schweingrunzen imitiert wird. Angejazzte, herrlich vibrierende Orgeltöne starten "Sheep" und legen sich über die zu hörende Schafherde. "Sheep" ist das 'einfachste' Stück des Trios und auch das am härtesten wirkende. Waters baute den "Psalm 23" in das Geschehen ein, allerdings mit stark verfremdeter Stimme und er änderte auch die Aussage des Hirtenpsalms dahingehend, dass der Hirte die Schafe hier zur Schlachtbank führt.

"Animals" ist in der Tat ein Superwerk und der Thematik wegen unbedingt am Stück zu hören. Die abgedruckten Texte im Inneren des Albums sind hilfreich, um als nicht Muttersprachler der Story zu folgen. Wo man die Platte auf der eigenen Rangliste selbst einordnet bleibt jedem selbst überlassen. Auch, welchem der drei Tiere man sich eher zugehörig fühlt.

Kollege Mike hat "Animals" vor neun Jahren im Rahmen unserer Adventsrezis übrigens auch besprochen und ihr den Titel Klassiker verliehen.


Line-up Pink Floyd:

David Gilmour (guitar, vocals)
Nick Mason (drums & percussion)
Roger Waters (bass, vocals)
Richard Wright (keyboard, vocals)

Tracklist "Animals":


Seite 1

  1. Pigs On The Wing (Part 1) [1:25]
  2. Dogs [17:06]


Seite 2

  1. Pigs (Three Different Ones) [11:31]
  2. Sheep [10:25]
  3. Pigs On The Wing (Part 2) [1:28]

Gesamtspielzeit: 41:51, Erscheinungsjahr: 2016 (1977)

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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