Pink Floyd hatten die (ebenfalls erfolgreichen) sechziger Jahre hinter sich gelassen und waren in Form von "Atom Heart Mother" (1970) sowie "Meddle" (1971) mit zwei superstarken Alben ins neue Jahrzehnt gestartet. Außerdem war die Band gerade mit den Vorarbeiten zu einem ziemlich düsteren Konzeptwerk (das spätere Dark Side Of The Moon, 1973) beschäftigt, als sie darum gebeten wurde, den Soundtrack zu dem Streifen "La Vallée" des französischen Regisseurs Barbet Schroeder beizusteuern. Einfach nur um dem Wahnsinn (mit der sich die letztgenannte Scheibe beschäftigt) mal für eine Weile zu entrinnen oder ob andere Gründe ausschlaggebend waren, ist nicht wirklich überliefert, jedenfalls nahm Pink Floyd das Angebot an.
Für lediglich zwei Wochen verschanzte sich die Band in einem Studio in Paris, um an den insgesamt zehn vorgesehenen Tracks zu arbeiten. Mit einem ’schweren' dunklen Synthesizer-Teppich beginnt der Titelsong dieses Werk, bevor David Gilmours Gitarre sich einschaltet, unterlegt von Nick Masons Drums. Rein instrumental und getragen geht es hier zu, bevor das deutlich flottere "When You’re In" das Zepter übernimmt. Die Band benutzte auf dieser Scheibe zur Abrundung ihres Sounds zum ersten Mal überhaupt Synthesizer, wovon dann gleich auch alle Musiker (außer Mason) Gebrauch machten. Bei "Burning Bridges" kommt zum ersten Mal (sogar mehrstimmiger) Gesang ins Spiel. Eine klasse Nummer mit richtig schönen Melodien, während ansonsten in erster Linie Gilmour an der Gitarre glänzt.
"The Gold It’s In The…" kommt mit einem klasse Gitarrenriff daher. Die komplette Platte wirkt insgesamt irgendwie rauer, ungeschliffener, als man dies von den Floyd-Alben davor und danach kennt. Was sicherlich auch der relativ kurzen Aufnahmezeit geschuldet war. Aber dies steht den Engländern ebenfalls erstaunlich gut zu Gesicht bzw. bringt mal einen komplett anderen Aspekt in das Gesamtwerk. Einen, den ich bisher noch gar nicht kannte. "Wot’s… Uh The Deal" wird von einer schönen akustischen Gitarre eingeleitet und der Gesang kommt fast schon engelsgleich. Wenn Nick Mason bzgl. des Songwritings eher eine Randerscheinung ist, so fällt dennoch auf, dass bei dieser Scheibe alle vier Bandmitglieder noch an den Kompositionen beteiligt waren. Ein Umstand, der sich schon sehr bald danach ändern sollte, Roger Waters diesbezüglich alles an sich riss und somit den Bandfrieden langfristig zerstörte. Aber wie gesagt, hier werden in den Credits sehr oft auch noch Gilmour und Keyboarder Rick Wright mitgelistet, was der Platte übrigens keinesfalls geschadet hat. Das sehr schöne, anfangs von den Tasten und im weiteren Verlauf der Gitarre geprägte Instrumental "Mudmen" beschließt darauf die erste Seite des Vinyls.
Runde zwei wird durch die Gilmour-Nummer "Childhood’s End" eingeleitet und wieder stehen zunächst die Synthesizer im Vordergrund. Die Atmosphäre wirkt bedrohlich, fast schon gespenstig. Nach und nach kommen die weiteren Instrumente und schließlich auch der Gesang hinzu. In den USA hatten Pink Floyd mit der folgenden Roger Waters-Nummer "Free Four" sogar einen Hit, was "Obscured By Clouds" in der Neuen Welt zu ihrem bis dahin größten kommerziellen Erfolg werden ließ. Ein eher untypisches, fast schon fröhlich-beschwingtes Stück, was dessen Chart-Platzierung vielleicht auch erklären mag. Ein feines Piano läutet "Stay" ein, bevor sich Gilmours luftig-leichte Gitarre dazu gesellt. Der vielleicht Floyd-typischste Song der Platte ist das abschließende "Absolutely Curtains", das sehr getragen, wenn auch mit überraschenden Wendungen, daher kommt.
Letzten Endes war "Obscured By Clouds", das ich bisher noch gar nicht kannte, eine sehr positive Überraschung für mich. Nicht nur wegen der starken, eher weniger bekannten, Tracks, sondern vor allem auch durch die doch deutlich ungeschliffenere Produktion, zumindest für Pink Floyd-Verhältnisse. Die erste Seite des Vinyls überzeugt spätestens ab dem dritten Song und auch die zweite wird niemanden enttäuschen, der die Band sowieso schon mag. Somit also eine tolle Geschichte, die nun auf soundstarkem und warm klingendem 180g-Vinyl noch einmal veröffentlicht wurde.
Line-up Pink Floyd:
David Gilmour (guitars, synthesizers, vocals)
Roger Waters (bass, synthesizers, vocals)
Rick Wright (keyboards, synthesizers, vocals)
Nick Mason (drums & percussion)
Tracklist "Obscure By Clouds":
- Obscured By Clouds
- When You’re In
- Burning Bridges
- The Gold It’s In The…
- Wot’s… Uh The Deal
- Mudmen
- Childhood’s End
- Free Four
- Stay
- Absolutely Curtains
Gesamtspielzeit: 17:29 (Side 1), 18:51 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2016 (1972)
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