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Plattenbau / Net Prophet – CD-Review

Bei Noisolution finden wir in der Pressenmitteilung unter anderem Textteile wie »[…] eine Welt am Rande des Abrunds, in der der drohende Ökozid und […] soziale Umwälzungen […] lauern. […]«
Weiter heißt es: »[…] Plattenbau versuchen diese Stimmungen aufzugreifen und in Sounds zu formen. […] Zwischen Elektronik, Noise und Wave Rock. […] Ein Plattenbau, der sein Fundament in vergangenen Jahrzehnten errichtet hat, aber die Antennen auf dem Dach stets auf Empfang für Neues hat. Vier Musiker, aus drei Ländern, deren musikalische Wurzeln im Blues, Rock, Country, aber auch Punk, Elektronik, Avantgarde, Wave- oder Noiserock stecken. Vergleiche mit Künstlern und Genres der 80er-Jahre werden gern gezogen, deren Punk-Attitüde und vielleicht auch Gothic-lastige Ästhetik sich bei Plattenbau wiederfindet. Eine Vielfalt von Stilen und Sounds, Vorbildern und Genres, die bei dem Quartett verschmelzen und vor allem den Geist des Berliner Undergrounds der 80er und 90er Jahre aufgreifen. […] 'Berlins Anti-Punk Art Heroes' (so schreibt ihr Label) haben sich zu einem sehenswerten Live-Act entwickelt und tourten in Europa und den USA, unter anderem bei namhaften Festivals wie dem SXSW, Fusion Festival oder als Support für Bands wie Idles, Preoccupations oder Flasher und The Garden. […]«

Aber hallo!
Da serviert uns das Quartett Plattenbau mit Jesper Munk (Gitarre, Synthesizer) schon zu Beginn des Albums "Net Prophet" sozusagen Rohkost in Sachen elektronischer Musik. Da deutet der Zeigefinger deutlich in Richtung Avantgarde. Von hypnotischen Sequenzen begleitet erleben wir eine dramatische "Lichtenberg Monologue"-Klang-Kaskade, an die man sich die Leute vor den Lautsprechern erst einmal gewöhnen müssen.

Plattenbau unberechenbar?
Plattenbau wird, immer noch mit diversen Ecken und Kanten versehen, eingängiger. So ist "Best Western" der die Nacht einläutende Soundtrack eines Berliner Szeneclubs. Sally Brown sowie Brandon Walsh sind die rhythmischen Hypnotiker und Jesper Munk rifft auf seiner E-Gitarre abseits der gewohnten Pfade. Robert Fripp nickt zustimmend.
"AR – 15" kommt anders daher, ist aber auch beim Dark Wave einzusortieren. Plattenbau mag diese fast schon experimentellen Phasen in ihren musikalischen Konstruktionen.
Wave ist auch das Stichwort für das folgende "Cloaking Love", in dem Sally Brown einen Basssound hinlegt, der Erinnerungen an Peter Hook von Joy Divison/New Order weckt. Plattenbau motiviert die Club-Gäste, sich zu dieser Nummer ziemlich flott über die Tanzfläche zu bewegen. Highlight!

Nachdem sich die Gemüter in "Departed" trotz des dramatischen Abschlusses, etwas beruhigt haben, geht es bei "Purgatory Mall", was die Geschwindigkeit betrifft, gefühlt einem Nullpunkt entgegen. Anders ausgedrückt verfügt "Purgatory Mall" über ein Tempo, bei dem Fahrradfahren zu einer Gleichgewichtsübung wird. Dennoch verzichtet das Combo nicht auf eine gewisse Dramatik.

Um die Plattenbau-Musik zusammenzufassen, passt ein Teil aus der Pressemitteilung gut: »[…] Die Bauteile der Band sind die vier sehr unterschiedlichen Protagonisten, unterschiedliche musikalische Lebensläufe, die sich in der Band wiederfinden, gegenseitig inspirieren und herausfordern. […]«
Plattenbaus "Net Prophet" schaut in die Musikgeschichte zurück, ist gleichzeitig aber auch in der Gegenwart verankert.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Plattenbau:

Lewis Lloyd (vocals, synthesizer)
Sally Brown (bass, vocals)
Brandon Walsh (drums)
Jesper Munk (guitar, synthesizer)

Tracklist "Net Prophet":

  1. Lichtenberg Monologue
  2. Best Western
  3. AR – 15
  4. Cloaking Love
  5. Departed
  6. Purgatory Mall
  7. A New Dawn
  8. We Got Time
  9. Celebration
  10. Stadtgrenze

Gesamtspielzeit: 36:29, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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