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Poisoned Hestia / Subtle Seduction – CD-Review

Poisoned Hestia - Subtle Seduction

Wenn man an Gothic Rock im Allgemeinen und Achtziger Gothic denkt, kommt man um eine Band nicht herum, nämlich The Sisters Of Mercy. Jene waren mit ihren drei offiziellen Scheiben (Best Of und dergleichen, die es zuhauf gibt, nicht mitgerechnet) bei keiner Schwarzkittel-Disco wegzudenken. Besonders ihre Hit-Singles "This Corrosion" und "Temple Of Love" sind ja bis heute Dauerbrenner in der schwarzen Szene.
Aber leider lösten sich die 'Schwestern' Mitte der Neunziger auf bzw. man wiedervereinigte sich wieder, gibt auch hin und wieder Konzerte, brachte aber seit 1990 kein Album mehr heraus.

Nun gut, es gab und gibt ja Ersatz, nämlich Poisoned Hestia aus Deutschland. Jene gründeten sich 1991, lösten sich zwischenzeitlich auf und brachten 2019 ihre Debüt-Scheibe heraus. Das ist doch mal ein Zeitraum! Auch die Deutschen haben einige Trademarks der Sisters dabei. Als da wären: Hier ist kein Schlagzeuger dabei, sondern ein Drum-Computer (dieser hat zwar keinen coolen Namen wie der Doktor Avalanche, blöckert aber genau wie dieser von sich hin), der Bass ist ebenfalls KI-Mucker, nicht ein Musiker aus Fleisch und Blut. Außerdem: auch der Gesang bedient die Schlüpfer-Befeuchter-Klientel. Nur dass bei der hiesigen Variante es mehr nach Peter Steele (Type O Negative) statt nach Andrew Eldritch klingt.

Gleich vorneweg: Die Scheibe ist mit ihren über sechzig Minuten eindeutig viel zu lang. Denn meiner Meinung nach haben sich einige Langweiler mit an Bord geschlichen, die dem Gesamtbild nicht wirklich gut zu Gesicht stehen. Hier wird das sowieso recht schlichte Songwriting über Gebühr strapaziert. Dauerndes Wiederholen, was schon beim großen Vorbild zum Erkennungsmerkmal gehörte, wird auch hier praktiziert. Besonders das "Doctor Jeep"-Riff ist öfters zu vernehmen.
Okay, ich kann schon verstehen, dass die Band alles, was sie an Songs hat, auf Tonträger bannen will. Aber etwas mehr Straffung hätte der Scheibe gutgetan. Auch die ganz großen Hits fehlen irgendwie. Hier merkt man, dass es ein DIY-Ding ist. Hätte ein Produzent der Marke Jim Steinman hinter dem Mischpult gesessen, wer weiß, jener hätte bestimmt Poisoned Hestia zu den neuen The Sisters Of Mercy gepushed.

So ist "Subtle Seduction" definitiv ein guter Ersatz für alle Sisters-Fans, die sehnsüchtig (und wahrscheinlich vergebens) auf neues Material der Engländer hoffen.
Schwarzkittel und Fans von den Sisters, aber auch jene, die Type O (wegen der Stimme) vermissen, dürfen gerne mal ein Ohr riskieren.


Line-up Poisoned Hestia:

Jimmy Doyle (lead guitars)
Vince D. Will (rhythm guitars)
Oliver Lynch (vocals)

Tracklist "Subtle Seduction":

  1. Start The War (4:19)
  2. Reptile (3:03)
  3. The Garden (5:04)
  4. Summernight (4:46)
  5. Soulside Journey (4:46)
  6. Drowning (4:02)
  7. A Prayer (3:31)
  8. The Skeleton Dance (5:59)
  9. Sorrow (7:40)
  10. Beyond The Life To Come (2:37)
  11. Song For The Rider (4:07)
  12. In Your Eyes (4:44)
  13. Evil Exists (4:12)
  14. After The War (6:31)

Gesamtspielzeit: 65:21, Erscheinungsjahr 2019

Über den Autor

Jens Groh

Hauptgenres: Metal in (fast) allen Varianten / aber auch mal Rock, Pop…
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Mail: jens(at)rocktimes.de

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