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Poor Genetic Material / Possibilities – CD-Review

Poor Genetic Material / Possibilities – CD-Review

Nach den beiden Sidekicks 2023 mit einer kleinformierten Dreierband sowie dem instrumentalen Album "Anywhere" und der darauf folgenden CD "Elswhere" mit Phil am Gesang, erscheint jetzt mit der kompletten, siebenköpfigen Band das angekündigte neue Album "Possibilities".
Wo Poor Genetic Material draufsteht, ist auch Poor Genetic-Material drin – und das in vollen Zügen. Musik zum Genießen, zum Mitwippen, zum Glücklich sein und zum Eintauchen.

Und da stimmen uns beim Opener und Titelsong gleich Mastermind Philipp Jaehne an der Orgel sowie Dominik Steinbacher an den Drums im Einklang ein. Langsam spielt Stefan Glomb die Saiten warm und schon sind wir mittendrin im musikalischem Universum, in welchem alles um Phil Griffiths wunderbare Stimme kreist und Pia Darmstädter ihr reizvolles Spiel mit der Flöte erklingen lässt. Es scheint alles so leicht und zeitlos zu sein, die Klänge kommen einem bekannt vor, so als hätte sich die Band nicht weiterentwickelt, sondern hätte bei Here Now einfach weitergemacht … Dass es nur so scheint, erkennt man sofort, denn beim einmaligen Hören bleibt es nicht! Dies ist bestimmt auch nicht das, was die Band vorantreibt.

Es fehlt nur noch einer im Bund: Martin Griffith, der seinen kleinen Part erstmals bei "Rain" darbietet, sowie am Schluss in einem kleinen Kinderreim. Ein mysteriöser Song vom Leben und eines regnerischen Tages, wie ihn jeder schon erlebt hat – und wo Regen ist, ist auch irgendwann eitel Sonnenschein. » … I used to be so easy, used to be so clear …«, singt Phil. Der Regen wäscht alles sauber und macht alles rein. Die Melodien verschmelzen in einem Wohlklang, so wie die Stimmung an solch einem Tag eben ist.

Pianoklänge, eine verzerrte Gitarre und dann Phils Vocals, so startet "A Spark Of Ideas", das wie ein Rocker daherkommt, obwohl das Tempo immer wieder herausgenommen wird. Hier erspielt sich, wie auf jedem Album, Stefan Glomb sein besonderes Solo. Zuerst clean im leicht jazzigen Gypsy-Stil, danach legt er spritziger eine Schippe drauf, geht gegen Ende nochmals knackiger zu Werke indem er ein paar unglaubliche Licks hinzufügt. Und ich bleib immer noch bei meiner Meinung, dass Stefan Glomb zu den besten deutschen Gitarristen zählt.
Ein Gute-Laune-Song ist zweifelsohne "Old Buffoon" und Martins etwas kräftigere, leicht tiefere Stimme passt hier perfekt zum Track. Schön die Symposien mit der leicht unterschiedlichen Stimmlage seines Sohnes. Das harmonisiert klasse mit dem leicht luftigen Rhythmus einer theatralischen Komödie.

Das Herzstück des Albums ist zweifelsohne der Longstrack "An Island In Time", ein progressives 12-minütiges Meisterstück, das nach einem langsamen und angenehmen Gesangspart in einen choralhaften lieblichen Refrain mündet, um sich schließlich mit spanischem Flair sowie Zauberflöten-Klänge in einen Drumbreaks-vertieften Song zu verwandeln. Die Synthieklänge von Philip erheben sich in sphärischen Höhen und zusammengehalten wird das Konstrukt von immer wiederkehrenden Salven des Basses und den Drums.
Das Zusammenspiel der Band ist phänomenal, die Songstrukturen fein ausgearbeitet und es klingt alles rund, trotz den immer wiederkehrenden Breaks und Tempiwechsel.

Wiedermal ein ganz tolles, intellektuelles Werk mit  Musik aus deutschem Lande von Poor Genetic Material, das ich immer wieder gerne anhöre und bei dem es jedes Mal etwas Neues zu zu entdecken gibt. Ich würde "Posibilities" auch als Schlagzeug-Album einstufen, denn die Arbeit von Dominik Steinbacher ist hier schon auf einem sehr hohen Top Niveau, und dass der Drumsound nach vorne gemischt ist, hat den Vorteil, dass man tiefer in sein Spiel eintaucht. Auch meisterhaft ist der vortreffliche Sound mit dem nötigen Drive sowie ausgeglichenen und harmonischen Mitten und Höhen.

Diese Klasse der einzelnen Musiker wird nochmals gebündelt beim Abschlusssong "Contingency" erkennbar, bei dem sich jeder Einzelne einbringt ohne dabei den anderen zu übertrumpfen – ein perfektes musikalisches Kollektiv, das immer wieder frisch und aufregend klingt.

Danke für diese wunderbare Musik.


Line-up Poor Genetic Material:

Philip Griffiths (lead and backing vocals, didgeridoo)
Martin Griffiths (lead vocals – #4, nursery rhyme – #2)
Stefan Glomb (6- & 12-string electric and acoustic guitars)
Philipp Jaehne (piano, organ, synthesizers, Mellotron)
Pia Darmstaedter (flute)
Dennis Sturm (bass)
Dominik Steinbacher (drums, backing vocals)

Tracklist "Possibilities":

  1. Possibilities (6:06)
  2. Rain (8:17)
  3. A Spark Of Ideas (6:30)
  4. Old Buffon (4:27)
  5. An Island In Time (12:48)
  6. Contingency (4:56)

Gesamtspielzeit: 42:24, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Achim Mayinger

Genres: Beat, Classic Rock, Hard'n'Heavy, Progressive Rock

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