Da haben wir es wieder, das sagenumwogene 'ö'. Ein eigentlich in der deutschen Sprache genutzter Umlaut, der in der Rock-Musik allerspätestens durch das im Jahr 1977 (und noch viel vehementer danach) veröffentlichte Debütalbum von Motörhead seinen Einzug fand. Ohne jetzt zu sehr in die Tiefe gehen zu wollen, steht das 'ö' für harten, kantigen Rö … äh, Rock, wie auch so einige andere Bands fanden, die sich dieses Schriftzeichen in guter Absicht zu Eigen machten. Und jetzt kommt Pröwess, eine Band aus dem US-amerikanischen Bundesstaat North Carolina, die sich ebenfalls den Rock »…bis die Schweine fliegen können…« auf die Fahnen geschrieben hat. Die Stadt Charlotte in dem bereits erwähnten Bundesstaat hat ja eh schon einige coole Bands hervor gebracht und Pröwess haben sich zum Ziel gesetzt, da noch eine deutliche Schippe drauf zu hauen.
Und wenn es sonst nichts wäre, dieser Fünfer hat auf jeden Fall die Power, die Kompromisslosigkeit sowie den unbedingten Willen, die komplette Welt zu erobern. Als Einflüsse führt das Quintett Bands wie beispielsweise AC/DC, Thin Lizzy, Lynyrd Skynyrd, Guns N' Roses, Motörhead, Rose Tattoo, Iron Maiden, Bo Diddley, Muddy Waters, Elvis, Chuck Berry oder Little Richard auf, die allesamt in den hier vorliegenden neun Tracks nachvollziehbar sind, manche deutlicher, manche etwas versteckter. Die Gitarren-Armee (bei der zeitweise nicht wirklich nachvollziehbar ist, ob nun gerade 18 oder lediglich zwölf Saiten im Einsatz sind) legt auf jeden Fall bereits mit dem eröffnenden Titelsong ein echtes Brett vor. Der Frontmann Dalton Bowes verfügt über ein sehr powervolles wie auch raues Organ, sodass der Fan des härteren Rocks sich hier sehr gerne von einer fast schon wahnwitzigen Mischung der gerade genannten Acts durch den Abend oder die Nacht rocken lässt.
Keine Frage, Pröwess sind nicht nur dem waschechten Rock, dieser Musik und dem Lebensstil, den versifften wie edleren Bars, den Ladies der Nacht, so ziemlich jeder erkletterbaren Bühne sowie Erfrischungen aller erlaubten und unerlaubten Art verhaftet. Davon und von Dingen, die man sonst noch so alles bei diesem Lebensstil erfahren bzw. erleben kann, sprechen Tracks wie etwa "Eyes Of The Hunter", "All Downhill", "Lookin' For A Bullet" und selbstverständlich auch der Titelsong. Musikalisch runtergefahren wird lediglich einmal bei "Tombstone Blue", das sehr bluesig um die Ecke kommt. Aber auch hier wird deutlich, dass das 'harte' Leben auf der Straße, die langen Nächte auf den Bühnen der Clubs und letztendlich auch die Schwäche für flüssige oder pulverisierte Substanzen aller Art nicht spurlos an den Protagonisten vorbei gegangen sind. Rock’a’Rolla lifestyle, Baby!
Gerade erst vor Kurzem hatte ich die doch eher magere Spielzeit des Debütalbums der Planchettes damit gerechtfertigt, dass diese bei dem von Jenen zelebrierten Garage Rock durchaus üblich ist. Bei einer gestandenen Rock-Platte des Schlages von "Blacktop Therapy" hätte es aber tatsächlich etwas mehr als eine halbe Stunde sein dürfen. Wenn der Fan nach Entschuldigungen suchen möchte und diese auch finden will, kann er immerhin auf den Aspekt verweisen, dass die vorliegenden neun Tracks in Eigenproduktion, also ohne finanziell stärkendes Label im Rücken, entstanden sind. Wenn 'man' es musikalisch böse ausdrücken möchte, könnte 'man' sagen, dass 'man' es bei Pröwess mit einer Retro Rock-Band zu tun hat, aber für diese Band spricht, dass sie sehr authentisch rüberkommt und auf der Bühne ganz sicher so ziemlich jeden Schuppen zum Überkochen bringen wird. Ein Überflieger befindet sich zwar nicht unter den einzelnen Tracks, überzeugen können sie dennoch durch die Bank.
Und wenn das nicht zumindest ausreichen sollte um Appetit auf Pröwess zu machen, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.
Line-up Pröwess:
Dalton Bowes (additional guitars, lead vocals)
Curly Staples (guitars, background vocals)
Scott Roby (guitars, background vocals)
Kenny Mange (bass, background vocals)
Brandon Chinn (drums)
Tracklist "Blacktop Therapy":
- Blacktop Therapy
- Lookin' For A Bullet
- Every Right
- Eyes Of The Hunter
- Tombstone Blue
- Heart’s Desire
- Bring Your Love
- Welcome Home
- All Downhill
Gesamtspielzeit: 30:22, Erscheinungsjahr: 2019
Neueste Kommentare