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The Prog Collective / Worlds On Hold – CD-Review

Prog Collective / Worlds On Hold

Mit The Fusion Syndicate legte Billy Sherwood bereits im Jahre 2012 eine Platte vor, die jede Menge Stars aufweisen konnte in ihrem Line-up. Der einst mit der Band Yes tätige Multiinstrumentalist hatte dieses Projekt neben einem anderen, The Prog Collective, vorgestellt.
Bemängelt hatte ich bei The Fusion Syndicate die Kompositionen und Songs, denen es an frischer Spielfreude mangelte, »Dienst nach Vorschrift« fiel in diesem Zusammenhang. Auch bei seiner Solo-Platte Divided By One fiel mir ein gewisser Egotrip auf, der das Ergebnis eher trübte.

Und nun "Worlds On Hold", abermals mit einem 'Who’s Who' , auch des Prog Rocks im Line-up. Man möge hierzu bitte dieses näher betrachten. Allein dieses Staraufgebot lässt im Grunde genommen auf hochwertige Musik schließen. Dabei fällt auf, dass einige Fremdkompositionen an Bord sind. Allein die ersten sechs Songs stammen von Sherwood, der Rest sind Coverversionen sehr bekannter Stücke der Musikgeschichte, nicht unbedingt aus dem Bereich des Prog Rocks.

Und hier zeigt sich dann zunächst einmal erneut die Schwäche der Eigenkompositionen, denn die Songs eins bis sechs wirken wie vom Reissbrett produziert, es plätschert mitunter recht belanglos und auch Gäste wie L. Shankar an der Violine ("Worlds On Hold"), Jan Akkerman an der Gitarre ("Meant To Be") oder Steve Hillage ("Brave New World") vermögen keine wesentlich prägenden Akzente zu setzen, zu sehr gehen ihre Beiträge im Einheitsbrei des Protagonisten unter. Schade eigentlich, werden solche kreative Kräfte dadurch untergebuttert und so wirken sie lediglich als zusätzliche Klanggestalter ohne Vorstellung ihrer eigenen Gestaltungsmöglichkeiten.

Dabei scheint sich Sherwood bekannter Muster des Prog Rocks zu bedienen, ohne eigene Elemente und Ideen mit einzubringen. Das klingt andererseits natürlich nie wirklich schlecht, wirkt aber oft relativ belanglos und dadurch eher uninteressant. Da fehlen Hooklines, jedes Stück scheint wie das andere zu klingen, vieles wirkt kalkuliert und sachlich, ohne wirklich Leidenschaft auszustrahlen.
Kommen wir also zu den Coverversionen, zunächst einmal die Tracks sieben bis zehn. Hierzu sind drei Boni dazugepackt worden, die aus früheren Projekten wohl übrig blieben. Und eigentlich hat sich Sherwood einiger richtig guter Songs bedient – Solsbury Hill oder A Whiter Shade Of Pale allein dürften Stoff genug bieten, hieraus etwas sehr Interessantes zu gestalten, oder?
Vorsichtig wage ich mich an "Solsbury Hill", mit Roine Stolt an Gitarre und Gesang. Sorry, aber mich deucht, so manche Coverband bekäme das packender hin. Denn hier plätschert das unendlich lustlos und uninspiriert dahin. Ebenso grausam erfährt der Jahrhundertsong "A Whiter Shade Of Pale" eine Vergewaltigung, hat es doch im Laufe der Zeit so manch eine gute Coverversion gegeben.

Martin Barre versucht sich beim Song des Alan Parsons Projects, "Eye In The Sky" gitarristisch einzubringen, und Joe Lynn Turner singt dazu irgendwie gelangweilt. Das Pop-Feuer des Originals mit seiner Wucht des Arrangements ist hier verloschen, keiner der beiden Stars vermag es zu verhindern. Ich traue mich schon gar nicht, Nights In White Satin zu starten.David Clayton-Thomas singt es jedoch wirklich gut, und das ist der einzige Pluspunkt dieser Version.

Na ja, bleiben noch die drei Boni: Und siehe da – Penny Lane ist in dieser Version gar nicht einmal so schlecht, löst es sich doch völlig von einer proggigen Bearbeitung. John Wetton singt es sympathisch, und eine jubilierende Flöte (wer spielt sie???) setzt gute Akzente, eine sehr angenehm leichte und luftige Version ist das.
Weiter mit Bostons "More Than A Feeling", hier von Sherwood selbst gesungen, ist besser gelungen als die Songs der regulären Platte, aber eigentlich auch eher überflüssig, aber so kann man über "People Are Strange" (Doors) nicht unbedingt meckern. Ist diese Version zwar ein wenig skurril im Arrangement, wirkt sie jedoch eigenständiger, interessanter und individueller als die Tracks eins bis zehn.


Line-up "Prog Collective":

Billy Sherwood (lead vocals, bass, keyboards, guitars, drums, backing vocals)
Todd Rundgren (vocals – #1)
L. Shankar (violin – #1)
Geoff Tate (lead vocals – #2)
Ron Bumblefoot Thal (lead guitar – #2)
Jon Davison (lead vocals – #3)
Patrick Moraz (keyboards – #3)
Jan Akkerman (lead guitar – #4)
Sonja Kristina (vocals – #5)
Steve Hillage (lead guitar – #5)
Arjen Anthony Lucassen (lead vocals – #6)
Steve Hackett (guitars – #6)
Roine Stolt (vocals, lead guitar – #7)
Graham Bonnet (vocals – #8)
Derek Sherinian (keyboards – #8)
Joe Lynn Turner (vocals – #9)
Martin Barre (lead guitar – #9)
David Clayton-Thomas (vocals – #10)
Geoff Downes (keyboards – #10)
John Wetton (vocals – #11)
Alan White (drums – #12)
Tony Kaye (keyboards – #12)
David Johansen (vocals – #13)
Scott Connor (drums – #13)

Tracklist "Worlds On Hold":

  1. Worlds on Hold (5:44)
  2. Two Trajectories (6:33)
  3. Anything but Goodbye (6:09)
  4. Meant to Be (5:29)
  5. Brave New World (5:30)
  6. Glory Days Ahead (6:06)
  7. Solsbury Hill (4:35)
  8. A Whiter Shade of Pale (4:33)
  9. Eye in the Sky (5:07)
  10. Nights in White Satin (5:20)
  11. Penny Lane (Bonustrack) (2:59)
  12. More Than a Feeling (Bonustrack) (4:36)
  13. People Are Strange (Bonustrack) (2:24)

Gesamtspielzeit: 65:05, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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