«

»

Pulse / Adjusting The Space – CD-Review

pulse-adjusting-the-space

Eine Schwäche für ferne Galaxien haben Pulse. Die Mitglieder der gleichnamigen Band aus Österreich haben darauf die passende musikalische Antwort gefunden. Cyber Metal und Industrial, eng verschmolzen mit futuristischen elektronischen Klängen, begleiten sie auf ihrem abenteuerlichen Eroberungszug in Richtung Erde. Der ist aktuell mit "Adjusting The Space" überschrieben und beinhaltet 13 Stücke, die dennoch sehr geerdet klingen. Die beiden harten Gitarren begleiten zwar den brachialen, tanzbaren Industrial Electro Metal – dennoch überwiegen deutlich hörbar die Strukturen der elektronischen Musik. Ein weiteres Merkmal der Musik auf dem zweiten Studioalbum der 2014 gegründeten Band ist die kratzig diabolische Stimme, die gut zum Alien-Overlord-Image passt.

Auf den Tracks überwiegt melodiöse Hochgeschwindigkeitsmusik in bester Industrial-Tradition. Daneben gibt es mit "Encounter und "The Passage Entry" zwei reife Instrumental-Kompositionen. Dabei geht "Encounter" als lupenreiner Space Rock durch. Allein dadurch beweisen die Österreicher ihre Vielseitigkeit. Alle Kompositionen und Texte stammen von der Band selbst. Die einzige Ausnahme auf der Platte ist "Major Tom". Der Titel von Peter Schilling, der unter dem vollständigen Namen "Major Tom (völlig losgelöst)" 1982 im Rahmen der Neuen Deutschen Welle das Licht der Welt erblickt hat, ist im Cyber Metal-Gewand von Pulse eine faustdicke Überraschung. Klangwelt und Gesang verpassen dem 39 Jahre alten, ewig jungen Lied einen fast schon magischen Anstrich.

Die fiktive Person des Major Tom war übrigens von David Bowie in dessen Song "Space Oddity" aus dem Jahr 1969 erwähnt worden. "Major Tom" war auch im offiziellen Soundtrack und Trailer des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zur Mission ISS Horizons im Jahr 2018 zu hören.

Das Intro mit dem Titel "X 31′ 26’43 NY 109′ 430″W" und der finale Song "Alienangel (Zardonic Remix)" verlangen dem Hörer hingegen alles ab, denn die ausschließlich vom Elektrosound geprägten Nummern stammen tatsächlich aus einer anderen Galaxie. Sie bilden gewissermaßen den Rahmen für die anderen elf volksnahen Stücke, die allesamt besser zu verdauen sind.

Der Opener ist eine Anspielung auf den Roswell-Zwischenfall. Als Roswell-Zwischenfall oder Roswell-Ereignis wird seit 1980 der Absturz eines angeblich außerirdischen unbekannten Flugobjekts im Juni oder Juli 1947 in der Nähe der Kleinstadt Roswell im US-Bundesstaat New Mexico bezeichnet.
Mit dem Album-Finale hat sich der venezolanische DJ und Remixer Zardonic einen Klassiker der Band vorgenommen und diesen gekonnt wie auch brutal in seinen Style umgewandelt.

Die Vorfreude auf das Album hatten die vier Österreicher Vidar (Bass), Inferus (Gitarre), Nemesis (Gesang, Gitarren, Programming) und Pulsar (Schlagzeug) bei ihren Fans mit drei Singleauskopplungen angeheizt. Das betrifft "Black Knight", "We Won’t Come In Peace" und "New Elastic Freak". Mich haben Pulse auf ihrem aktuellen Album vor allem mit der Adaption von "Major Tom" überzeugt. Da fällt es nicht so sehr ins Gewicht, wenn sich einmal zwei aufeinander folgende Stücke ("We Won’t Come In Peace" und "Supersonic Trance Sphere") klanglich wie eineiige Zwillinge gleichen. Das ist Industrial, das kann durchaus schon einmal vorkommen. Es geht aber definitiv nicht zu Lasten der Qualität.

Optisch scheint es so, als hätten Pulse ein neues Kapitel in Richtung ferne Zukunft aufgeschlagen, schaut man sich das Cover mit dem Artwork von Richard Touzimsky an. Das zieht sich durch alle Bereiche wie Bühnenpräsenz und natürlich die eigene Homepage. Eine weitere Steigerung des Begriffes 'futuristisch' scheint es bei Pulse nicht zu geben.

Die Mischung aus schweren Gitarrenriffs, im Metalbereich anzutreffenden gutturalen Gesängen, Synthesizer-Bässen und elektronischen Drumbeats richtet sich gleichwohl an Fans aus der Gothic-, Metal-, Industrial oder Cyberpunkszene.
Das unterstreichen auch ihre Konzerte und Festivalteilnahmen, die Pulse vor der Corona-Pandemie nach Klagenfurt (VolXhouse), Wien (Replugged) und Leipzig (WGT) führten.


Line-Up Pulse:

Nemesis (vocals, guitar, programming)
Inferu (guitar)
Vidar (bass)
Pulsar (drums)

Tracklist "Adjusting The Space":

  1. X 31′ 26’43 NY 109′ 430″W
  2. We Won’t Come In Peace
  3. Supersonic Trance Sphere
  4. New Elastic Freak
  5. Sounds And Signals
  6. Adjusting The Space
  7. Encounter
  8. Star Light
  9. Black Knight
  10. Points Of Nibiru
  11. The Passage Entry
  12. Major Tom
  13. Alienangel (Zardonic Remix)

Gesamtspielzeit: 55:54, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>