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Pure Reason Revolution / Eupnea – CD-Review

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Beim Blick auf das aktuelle Album "Eupnea" von Pure Reason Revolution lohnt es sich, kurz einmal auf den Begriff 'Progressive Rock' zu schauen. Vergleiche mit dieser Musikrichtung, die sich an vielen Stilen orientiert und die bereits Ende der 1960er Jahre entstanden ist, gibt es immer wieder. Vielleicht gerade deshalb, weil 'progressiv' fortschrittlich bedeutet. Damit ist der Bogen in musikalischer Hinsicht weit gespannt.

Von Keith Emerson stammt passend folgendes Zitat: »Es ist Musik, die fortschreitet. Sie nimmt eine Idee und entwickelt sie, statt sie einfach zu wiederholen. Pop-Songs bestehen aus Wiederholung, Riffs und Einfachheit. Progressive Musik nimmt ein Riff, kehrt sein Inneres nach außen, stellt es auf den Kopf, spielt es dann wieder andersherum und erkundet so sein Potenzial.« Eine sehr gute Beschreibung, die Platz lässt für Interpretationen vielfältiger Art.
Pink Floyd rückt man nicht zu nahe, wenn man sie als typische Vertreter dieses Genres bezeichnet. Man könnte sogar meinen, sie hätten es geradezu erfunden. Bei ihnen haben auch Pure Reason Revolution einen festen Anknüpfungspunkt.

Es ist nicht das erste Mal, dass man auf einem Album von Pure Reason Revolution die Nähe zur britischen Rockband entdeckt. Beim Londoner Duo sollte man gar nicht erst den Versuch unternehmen, sie stilistisch einzuordnen. Das würde wohl in eine Sackgasse führen.
Offiziell ist von einer englischen Progressive Rock-Band die Rede. Rock, Progressive Rock und Elektro werden den Musikern zugeordnet, ist man auf der Suche nach Schubladen. Stellenweise klingen die Gitarren nach Metal ("Maelstrom", "Ghosts & Typhoons").

Auf "Eupnea" sind diese Stilrichtungen gleichberechtigt vertreten. In der Bandhistorie steht das jüngste Album für einen Neuanfang, erscheint es doch knapp zehn Jahre nach Auflösung der Formation. "Hammer And Anvil" war das bislang letzte Werk überschrieben (2010). Ursprünglich 2003 als Band im Musikgeschäft angetreten, haben sich Gründungsmitglied Jon Courtney und Chloë Alper 2018 neu zusammengefunden. Ein Jahr später gab es den ersten öffentlichen Auftritt. Die Künstler selbst sehen den Relaunch als eine Wiedergeburt. "Eupnea" steht für ein Besinnen auf die frühesten Tage. Gleichzeitig fließen neue Experimente und Erfahrungen ein, die beide Musiker in den vergangenen Jahren gesammelt haben.

Da trifft es sich gut, wenn man das Album stellenweise in einer Art 'Pink Floyd trifft Ghost' bezeichnen kann. Das war zumindest mein erster, überraschender Höreindruck.
Wobei die schwedischen Rocker um Sänger Tobias Forge eher weniger mit Progressive Rock zu tun haben. Vielmehr überwiegt bei Ghost der Einfluss von Black Metal und Doom Metal. Klänge aus dem Poprockbereich gehören aber ebenfalls zu den Zutaten eines Sounds, der sehr individuell ist. Wenn wir weiter gehen und Parallelen zu Filmmusiken herstellen, die durchaus vorhanden sind, dann schließt sich spätestens an dieser Stelle der Kreis zum Londoner Duo.

Bei Pure Reason Revolution muten auch die Titellängen nach Progressive Rock an. Sechs Stücke enthält "Eupnea" bei einer Spiellänge von knapp 48 Minuten. "Silent Genesis" und der Pink Floyd-lastige Titeltrack laufen über mindestens zehn Minuten. Das stark an Ghost angelegte "Ghosts & Typhoons" hat die Dauer von 8:45 Minuten. Wobei ich "Silent Genesis" und "Ghosts & Typhoons" stellvertretend als persönliche Empfehlungen aussprechen möchte.

Dass die vom Satzgesang geprägten Stimmen eher aus dem Pop-Bereich kommen, beschreibt eine weitere Besonderheit des britischen Duos. Pure Reason Revolution überraschen mit ihrer Produktion. Ihr Debüt "The Dark Third" (2006) war eine moderne Variante des klassischen Progs. Es war Fans der Rockbands Tool und Muse genauso zugänglich wie Anhängern von Pink Floyd. Daran knüpfen Jon Courtney und Chloë Alper 2020 an, lassen aber mit ihrem innovativen Stilmix eine Weiterentwicklung erkennen. Das Experimentieren zwischen elektronischen Anleihen und progressivem Rock sollte ihnen neue Hörer bescheren, die einfach Lust auf Abwechslung haben.

Erhältlich ist "Eupnea" als limitierter CD Digipak, Doppel-LP + CD (mit Radierung auf Seite D) und als digitales Werk.


Line-up Pure Reason Revolution:

Jon Courtney (vocals, guitars, keyboards)
Chloë Alper (vocals, bass guitars, keyboards)

Tracklist "Eupnea":

  1. New Obsession (05:09)
  2. Silent Genesis (10:20)
  3. Maelstrom (05:44)
  4. Ghosts & Typhoons (08:45)
  5. Beyond Our Bodies (04:28)
  6. Eupnea (13:23)

Gesamtspielzeit: 47:49, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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