Zwar stammt der Frontmann des Rad Orchestras, Max André Rademacher, aus Hamburg, doch ist die Band in London heimisch. Schaut man sich die Fotos des Covers als auch des Booklets an, so wirken diese sehr abenteuerlich angesichts der abgebildeten Band. Hüte, Stirnbänder, alles erinnert an die Zeiten früherer Hippie-Kommunen. Und nicht nur optisch, sondern auch musikalisch wird ein wahrer Schmelztiegel diverser Stile geboten, wir erleben eine Mischung aus Pop, Funk, traditionellen als auch zeitgenössischen Folk, Desert Blues, Soul und World Music, vorwiegend afrikanischer Prägung.
Neben klassischen Instrumenten wie Gitarre/Mandoline, Bass werden darüber hinaus Folklore-Instrumente aus aller Welt benutzt, zum Beispiel Ngoni (Saiteninstrument aus Mali), Perkussion mit caxixi, oarcabeb, reco-reco, darabuka und dazu Geigen, Celli und Bratschen.
Gleich der erste Song, "Ayonda", vereint auf mühelose und lockere Weise zwei Kulturen, keltische und afrikanische, dabei leicht an die Band Afro Celt Sound System erinnernd, doch hier strömt die Stimmung mehr in akustisch geprägtem Fahrwasser. Dieser Einstieg versprüht sogleich ordentlich Charme und besitzt gar Trance-artige Eigenschaften.
Und so geht es unglaublich spannend weiter, man darf gespannt sein, welche Überraschung an der nächsten musikalischen Ecke lauert. Über meist lasziv agierendem Rhythmusteppich schleichen sanfte Melodien mit stark keltischem Einschlag, und die streng arrangierten Streicher erzeugen fast schon einen Gegenpart, etwas, das eine hohe Spannung vermittelt. Darüber singt Rademacher mit cooler Stimme, leicht rauchig im Timbre und mit gekonnter Zurückhaltung, ganz entspannt. Genau – entspannt ist das Stichwort, genau diese Stimmung ist es, die sich durch die ganze Spielzeit schleicht.
Diese World Music ist ganz besonders, sie strotzt vor Individualität, sie ist sehr eigen in ihrem Ausdruck und wirkt letztlich einmalig. Verspielt, verträumt, romantisch, verklärt, auf hohem künstlerischen Niveau, so bereitet es einfach Freude, diesen Klängen zu lauschen, Musik, die nie abhebt, sondern stets bodenständig bleibt. Dabei wird nicht Wert gelegt auf lautmalerischen Ausdruck, sondern leise Töne sind angesagt und überzeugen durch ihre Dichte und Intensität.
Line-up Rad Orchestra:
Amy Jane Hosken (viola, violin)
Louise Gibbens (violin, vocals)
James Patrick Gavin (violin, mandolin, guitar)
Duncan Noble (bass)
Max André Rademacher (vocals, guitar, ngoni, gimbri, shaking things)
Renu Hossain (percussion, conga, cajon, table, shakers)
Laurence Hill (caxixi, oarcabeb, reco-reco, orchestral percussion, darabuka, bell, frame drum, cascanet shakers, triangle)
Richie Stevens (drums)
Paul Greenstein (glissentar, guitar, mandolin)
Jennifer Wiltsie (backing vocals, vocals, vibraslap)
Dan Jacobi (violin)
Jess DeSilva (violin)
Rebecca Turner (cello)
Rizwan Piracha (bass)
Alani (backing vocals)
Ndiaye Ndene (calabash, cajon, hi-hat, cymbals)
Stefan Will (electric piano)
Tracklist "Rad Orchestra":
- Ayonda (5:03)
- Excuse Me While I Grin (4:43)
- No Matter Where You Are (6:52)
- Gallon (5:49)
- Meanwhile And Always (0:57)
- Putting It Off (4:39)
- Bramble (7:28)
- Let’s Sing (5:24)
- Shoot (Me Like You Should) (5:20)
- Sleep Of Faith (4:02)
- Summer Heroine (4:40)
- Spinweed (3:05)
- Bells (8:36)
Gesamtspielzeit: 66:40, Erscheinungsjahr: 2018
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