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Rafael Riqueni / Versatae – CD-Review

Rafael Riqueni / Versatae

Der musikalische Weg führt mich heute nach Spanien. Dort wurde 1962 der spanische Gitarrenspieler und Komponist Rafael Riqueni del Canto in Sevilla geboren. Im Heimatland gilt er als einer der Meister der Geschichte der Flamenco-Gitarre. Bereits im Alter von vierzehn gewann er entsprechende Wettbewerbe. Dieses erweiterte sich entsprechend als Erwachsener mit zahlreichen Auszeichnungen. So wurde der Protagonist unter anderem mit dem "XXXI Compás del Cante" ausgezeichnet, der im allgemeinen in Spanien als der 'Flamenco Nobel Prize' angesehen wird.

Eine erste Schallplatte wurde 1986 veröffentlicht, "Juego de Niños". Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste Riqueni im Jahre 1997 zunächst seine musikalische Tätigkeit aufgeben. Jahre später trat er jedoch wieder auf, für 2011 war ein neues Album angekündigt und das offizielle Comeback wurde auf 2014 terminiert. Nach einem Gefängnisaufenthalt ab Juli 2015, wegen einer länger zurückliegenden Straftat im Zusammenhang mit seinerzeit bestehenden Gesundheitsproblemen, kam es im Oktober des gleichen Jahres jedoch zu einer Entlassung auf Bewährung.

Und nun entstand ein neues Album mit einer ganz besonderen Ausrichtung! "Versatae" widmet sich mit zwölf Songs, in der mir vorliegenden Bonus-Version mit fünfzehn Songs, einigen Klassikern der Geschichte aus Rock und Pop. Da stehen Songs von Dolly Parton neben solchen wie von Eric Clapton, The Police, The Beatles oder Led Zeppelin, man beachte die Tracklist entsprechend. Nur ein Song stammt vom Gitarristen selbst, das ist "Cogiendo Rosas".

Und es ist wahrlich großartig, wie der Protagonist diese Songs mit seinem Spiel neu befeuert und in einen Flamenco-Kosmos befördert! Erklingt "Tears In Heaven", so strahlt es genau die gleiche Stimmung wie Claptons Version aus. Auch wandert Santanas "Europa" schon dezent in Richtung Flamenco-Feuer, als würde der Gitarrist die Kraft ein wenig zurückhalten, aber irgendwie scheint es zu brodeln hinter der schönen Melodie. "Just The Two Of Us" von Bill Withers ist nun ganz anders gestaltet als das soulige Original, es ist sehr interessant, wie das Feeling im Flamenco integriert wurde.

Schließlich handelt es sich bei den überwiegenden Originalen um relativ ruhige Lieder, so dass vorwiegend auch das Feuer des Flamenco immer ein wenig gedrosselt zu sein scheint, und wenn "Moon River" ertönt, dann wird es gar recht wehmütig und melancholisch! Gespannt war ich auch auf "Stairway To Heaven". Die verschiedenen Wechsel im Original hat er relativ dicht zusammengebracht und den Song auf nur 3:30 Minuten gekürzt. "Amapola" eine alte spanische Komposition aus den zwanziger Jahren, der Popwelt erst 1962 durch The Spotnicks vorgestellt, wird auch recht ruhig präsentiert. Erst mit der Eigenkomposition, "Cogiendo Rosas", wird es hitziger, die Flamenco-Gitarre, wie man sie sich vorgestellt, wird nun ausgepackt.

Auf den drei Boni gibt es noch eine Überraschung, und zwar mit "Spanish Harlem", 1960 bekannt geworden durch Ben E. King, präsentiert eben diesen als Sänger. Nun, so recht überzeugend klingt das leider nicht. Gleichzeitig ist das Arrangement um weitere, im Line-up nicht genannte, Instrumente ergänzt worden. Ebenso wie Track Fünfzehn, die Instrumental-Version des Songs, die man sich gut und gern hätte sparen können, bringt sie nicht unbedingt einen wesentlichen Mehrwert und die Akustikgitarre passt dieses Erachtens gar nicht so recht zum programmiert wirkenden Arrangement. Nun, dafür gibt es dann aber noch "Yesterday", nur mit der Gitarre eingespielt, wie zu erwarten, sehr schön.

Eines fiel mir noch auf: Während das Line-up zu "Spanish Harlem" fehlt, wird im Gegensatz dazu ein Gitarrist namens Pedro Sierra aufgeführt, der Gitarre spielen soll auf "Grove", den es allerdings gar nicht gibt auf der Platte!

Resümierend betrachtet, ist es einerseits gelungen, interessante und teils komprimierte Versionen einiger bekannter Kompositionen zu kreieren, andererseits fehlt eigentlich oft das gewisse und vielleicht auch von mir erwartete Feuer des Flamenco, gerade hinsichtlich der vielen Auszeichnungen des Künstlers.


Line-up Rafael Riqueni:

Rafael Riqueni (guitar on every track)
Pedro Sierra (guitar – #?)
Ben E. King (vocals – #13)

Tracklist "Versatae":

  1. Tears In Heaven
  2. Europa
  3. Cinema Paradiso
  4. Just The Two Of Us
  5. What A Wonderful World
  6. Dream On
  7. Moon River
  8. Stairway To Heaven
  9. I Will Always Love You
  10. Every Breath You Take
  11. Amapola
  12. Cogiendo Rosas
  13. Spanish Harlem With Ben E. King
  14. Yesterday
  15. Spanish Harlem (Instrumental Version)

Gesamtspielzeit: 50:09, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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