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Ralf Steinbacher / The Last Day Of The Hunting Season – CD-Review

Ralf Schnellbacher - "The Last Day Of The Hunting Season" - CD-Review

Mit Raincoat Days (2017) sowie While The Sun Is Ascending (2021) war der Augsburger Komponist, Musiker und Sänger Ralf Steinbacher bereits mehrfach zu Gast in der RockTimes-Redaktion. Und der Mann bleibt nicht nur fleißig, sondern auch sehr kreativ, wie das im August 2022 erschienene brandneue Werk "The Last Day Of The Hunting Season" beweist. Eingespielt hat Steinbacher seine neue Platte mit Unterstützung weiterer oft bereits von seinen vorherigen Scheiben bekannter Musiker, wobei für diese neue Produktion an erster Stelle der Tastenmann Jürgen Wüst sowie der Gitarrist Marcus 'Ed' Staab genannt werden müssen. Seinem Stil, nämlich Singer/Songwriter mit sehr deutlichem Roots-Einschlag ist der bayerische Schwabe auch hier treu geblieben und das ist gut so.

Ebenfalls beibehalten hat Steinbacher seine oft sehr tragischen Texte, die logischerweise auch zu einer melancholischen Grundstimmung und Umsetzung der einzelnen Tracks führt. Wozu, und da dürfte es keine zwei Meinungen geben, die dunkle Stimme des Protagonisten ganz hervorragend passt. Klasse atmosphärisch, hier mit erdig-warmen Orgeltönen, Schlagzeug und einem perfekt passenden Gitarrensolo von Staab versehen kommt beispielsweise "Cabin Fever", flott und mit einem coolen Groove eingespielt. Super auch das sehr nachdenkliche, die ewige Frage stellende "Who’s Gonna Take The Blame?". Die Antwort folgt direkt im Anschluss mit "Scapegoat" ("Sündenbock", Anm. d. Verfassers), das insgesamt über ein etwas bittereres und bedrohlicheres Feeling verfügt, so als würde der Vortragende von vornherein bereits ein gewisses Unbehagen bei seiner Erzählung verspüren. Klasse!

Und um gleich mal beim Finale des Albums zu bleiben, wird der Angeklagte dann auch zum Galgen geführt. Okay, das hört sich alles erstmal ein bisschen wie eine Räuberpistole an, hat aber durchaus seinen Sinn und mag sogar eine zusammenhängende Geschichte sein. Schauen wir also nochmal auf den Anfang: Bei dem von dunklen Wolken umgebenen "Down By The Tracks" geht es um einen plötzlich verschwundenen Mann, der zuletzt bei den Bahngleisen gesehen wurde, während sich die Vermutung beim Hörer im Verlauf der Nummer immer mehr zur Gewissheit entwickelt, dass sich der Besungene vor den Zug geworfen hat. Puh, das geht gleich schon mal tief rein in die Gefühlsebene. "The Last Day Of The Hunting Season" behält auch über die gesamte Laufzeit diese eher düstere Atmosphäre bei. "Jeremy", "Poor Paulita" sowie "The Ghost Of Robert Johnson" sind nun auch alles andere als 'Happy go lucky'-Tracks, auf ihre Weise jedoch richtig stark, mit tonnenweise Feeling und gekonnt vertont.

Ralf Steinbacher hat sich auf seinem neuen Album erneut den Leuten gewidmet, denen die Sonne eher selten im Leben ins Gesicht geschienen hat. Klasse – unter anderem unter Verwendung von Slide Guitar und Banjo – umgesetzt mit nicht zu verleugnendem Roots-Einschlag. Und "During The Great Depression" verfügt dann auch noch über einen richtig starken und einprägsamen Refrain, der im Ohr hängen bleibt. Wer mit atmosphärisch ’schwerer' Kost im Sinne eines Townes Van Zandt (um nur mal ein Beispiel zu nennen) gut umgehen kann und diese sogar sehr gerne mag, der ist auch bei "The Last Day Of The Hunting Season" an der richtigen Adresse. Eine starke Platte, wenn vielleicht auch nicht für jeden Tag.


Line-up Ralf Steinbacher:

Ralf Steinbacher (acoustic- & nylon guitars, banjo, harp, vocals)
Marcus 'Ed' Staab (acoustic-, baritone-, electric- & slide guitars, electric bass – #6,10, percussion – #1,10)
Jürgen Wüst (organ, farfisa organ, harmonium, glockenspiel)

With:
Marian Crucius (viola – #2,9)
Micha Herrmann (piano – #3,4,7)
Carlo Gruber (upright bass – #1,4
Andi Sechser (electric bass – #3)
Jonas Horche (electric bass – #8)
Nick Herrmann (drums – #3,4,7,8)

Tracklist "The Last Day Of The Hunting Season":

  1. Down By The Tracks
  2. Jeremy
  3. Lose My Rag
  4. Poor Paulita
  5. During The Great Depression
  6. The Ghost Of Robert Johnson
  7. Cabin Fever
  8. Who’s Gonna Take The Blame?
  9. Scapegoat
  10. Going To The Gallows

Gesamtspielzeit: 40:17, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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