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Rammstein "Europa Stadion Tour 2023" – Konzertbericht, 11.06.2023, Olympiastadion, München

Rammstein "Europa Stadion Tour 2023", Olympiastadion, München

2024 feiern Rammstein ihr 30-Jähriges Jubiläum. Wer die Band um Sänger Till Lindemann kennt, der weiß, dass es immer Überraschungen geben kann. Eine Option wäre der Rückzug vom aktiven Musikgeschäft, sprich die Bandauflösung. Vereinzelt hatten sich in der jüngeren Vergangenheit Musiker zu Zukunftsaussichten geäußert. Vorrangig Gitarrist Richard Z. Kruspe äußerte Gedanken um eine Zeit nach Rammstein. Es ging weniger um Till Lindemann und seine bereits etablierten Soloprojekte. Gefühlt möchte nahezu jeder Musikliebhaber im Rock das Sextett sehen. Die Endlosschleife bei Liveauftritten ist somit einer riesigen Nachfrage geschuldet. In München kamen allein 260.000 Besucher zu vier Konzerten und sie kamen, weil sie ein Spektakel erleben wollten. Keiner musste enttäuscht den Heimweg antreten. Das sei schon einmal an dieser Stelle vorausgeschickt.

Rammstein schaffen es, stets eine Schippe draufzulegen. Die gigantische Bühnenkonstruktion machte deutlich: Hier liefern sechs Musiker ihr Meisterstück ab. Die Setlist war dramaturgisch so gestaltet, dass sich Lied für Lied wie an einer Perlenkette aufreihte und der Bekanntheitsgrad der einzelnen Stücke wie ein Zeitraffer wirkte. Bei einem Rammstein-Konzert leitet sich damit eine Vertrautheit unter den Besuchern ab. Ein Grund, warum vom Publikum eine ausgelassene Party, friedlich und völlig entspannt, gefeiert wurde.

Ein Rammstein-Konzert ist ein Spektakel ohnegleichen

Ein Rammstein-Konzert ist ein Spektakel ohnegleichen

Vom bisher letzten Album Zeit erklangen drei Titel, aufgeteilt auf den Konzertteil und die zwei Zugabe-Blöcke waren es viele ältere Nummern. "Du riechst so gut" stammt vom 1995er Album "Herzeleid" und damit unmittelbar aus der Gründungsphase der Band. Vom Album "Sehnsucht" (1997) waren mit "Bestrafe mich", "Du hast", "Engel" und dem Titelsong sogar vier Konzertstücke zu hören. Den größten Part an Livebeiträgen stellte das Album "Mutter" aus dem Jahr 2001 bereit. Aufgrund der Altersspanne der Titel von immerhin 27 Jahren wird deutlich, dass die Band generationsübergreifend unterwegs ist. Hinzu kommt als Erlebnisfaktor, dass es den typischen Rammstein-Fan gar nicht gibt. Zu unterschiedlich ist das Klientel bei den Konzerten. Alle verbindet ihre Vorliebe zu ihren Idolen.

Bei all dem Superlativ um die Bühnenkulisse erstaunte es, dass der Auftritt fast schon etwas geschmeidig wirkte, denn vom früheren Rüpel-Image der harten Jungs war so gut wie nichts zu spüren. Überraschungen blieben nicht aus. "Engel" gab es in einer Piano-Version inklusive Chorgesang. Während der Zugabe war ferner "Sonne" als Piano-Version zu hören. Dazu passte, dass das Frauen-Duo Abélard aus Frankreich am Klavier im Vorprogramm ausschließlich Rammstein-Kompositionen spielte. Aufmerksamkeit und Beifall während ihrer abwechslungsreichen Darbietungen zeigten, dass die Musikerinnen eine gute Besetzung an dieser Stelle waren.

Je später der Abend umso mehr Emotionen und Effekte

Je später der Abend umso mehr Emotionen und Effekte

Die nicht enden wollenden La-Ola-Wellen, die am Abend des 11. Juni 2023 durchs weite Rund gingen, erinnerten einerseits an vergangene Glanztaten der bayerischen Fußballer; gleichzeitig waren es Ehrerbietungen an die eigenen Idole, deren Erfolgsgeschichte seit zweieinhalb Jahrzehnten auf einem hohem Niveau rund um den Globus fortgeschrieben wird. Kaum ein deutscher Exportschlager reicht in Kontinuität und Qualität an dieses Niveau heran. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerkes wird die Show geplant. Die Inszenierung ist ein Fest. Das ist allein schon deshalb der Fall, da die pyrotechnischen Effekte spät, nämlich erst mit der Dämmerung abgerufen werden. Hier heißt es in bewährter Weise: Rammstein lassen sich in puncto Showeinlagen nicht lumpen. Zwei Stunden und zehn Minuten zelebrieren Till Lindemann und seine Mannen ein Spektakel, das es kein zweites Mal gibt. Sie schaffen es, die hoch geschraubte Erwartungshaltung zu erfüllen. Kein Besucher wird enttäuscht den Heimweg antreten. Es ist wieder ein typisches Gänsehautgefühl, geschuldet einer emotionalen Vorstellung. Nicht zu vergessen: Die sechs Männer aus Schwerin und Berlin, die sich 1994 zusammen gefunden haben, musizieren immer noch in der Gründungsbesetzung. Es muss offensichtlich etwas Magisches sein, das sie schon so lange zusammen hält.

Ich danke meinem Bruder Stephan Keim, der die Fotos zur Verfügung gestellt hat.


Line-up Rammstein:

Till Lindemann (lead vocals)
Richard Z. Kruspe (lead guitar, backing vocals)
Paul Landers (rhythm guitar, backing vocals)
Oliver Riedel (bass)
Christoph 'Doom' Schneider (drums, percussion)
Christian 'Flake' Lorenz (keyboards)

Setlist Rammstein:

  1. Rammlied
  2. Links 2-3-4
  3. Bestrafe mich
  4. Giftig
  5. Sehnsucht
  6. Mein Herz brennt
  7. Puppe
  8. Angst
  9. Zeit
  10. Deutschland
  11. Radio
  12. Mein Teil
  13. Du hast
  14. Sonne

Zugabe 1:

  1. Engel (Piano-Version)
  2. Ausländer
  3. Du riechst so gut
  4. Ohne dich

Zugabe  2:

  1. Rammstein
  2. Ich will
  3. Adieu
  4. Sonne (Piano-Version)
  5. Haifisch

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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