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Rammstein / Rammstein – CD-Review

Rammstein / ohne Titel

Die Meister der Provokation sind zurück. Nach zehn Jahren Pause gibt es das erste Studioalbum von Rammstein, das keinen Titel trägt.
Der mediale Hype um die Band in den Sendestationen lässt erkennen, dass es offenbar nur noch schwarz und weiß gibt.  Pro oder contra – Rammstein polarisieren, wie es sonst an anderer Stelle nur 'Schlager-Titan' Dieter Bohlen oder Fußball-Bundesliga-Rekordmeister FC Bayern München schaffen.

Das namenlose Album knüpft an "Liebe ist für alle da" (2009) und dessen Vorgänger an. Überall gibt es standardmäßig elf Tracks zu hören, die Gesamtspielzeit liegt bei den bisherigen Studioproduktionen zwischen 44 und 49 Minuten. Aktuell sind es 46 Minuten für einen Durchlauf.

An den Hype um die Kartenverkäufe zur Stadiontour, als der Server des Ticketanbieters Eventim binnen weniger Minuten kollabierte, kommt das Album selbst beim mehrmaligen Hören nicht ran. Rammstein klingen zwar unverkennbar nach Rammstein, wenngleich bei einigen Titeln gern mit Samplern gespielt wird, was aber immer schon eines ihrer Markenzeichen war. Der Gitarrensound lässt keine Zweifel aufkommen, dass das Flaggschiff der Neuen Deutschen Härte weiter den gewohnten Kurs hält. Doch alles in allem kommt man zu dem Schluss, zehn Jahre Studiopause haben keine spürbare Weiterentwicklung hervorgebracht.

Fast scheint es so, als wolle man auf "Radio" die Belastbarkeit der eigenen Fans testen, geht es doch hierbei geradezu poppig zu.
Dagegen klingt "Deutschland" vertraut und versöhnlich. Das Lied setzt sich mit der schwierigen, zerrissenen Vergangenheit unseres Landes auseinander und darf getrost aus der Liste der vermeintlichen Provokationen gestrichen werden. Hier zeigen die Protagonisten deutlich Flagge und Verantwortung.

[Ergänzung der Redaktion: Besonders deutlich wird das in dem fast zehnminütigen, äußert aufwändigen und sehr detailreichen Video zu dem Song, das einiges aus der Geschichte (insbesondere der Schattenseiten) Deutschlands zeigt. Dies sorgte nicht nur innerhalb von kurzer Zeit für hohe Klickzahlen bei youtube, sondern regte auch etliche Diskussionen und Interpretationsversuche an.]

"Ausländer" nähert sich mit Liebe, Sprachwitz und Reiselust dem Thema mit einem deutlichen Augenzwinkern:

»Andere Länder – andere Zungen.
So hab ich mich schon früh gezwungen,
dem Missverständnis zum Verdruss,
dass man Sprachen lernen muss.
Und wenn die Sonne untergeht und man vor Ausländerinnen steht,
ist es von Vorteil, wenn man dann sich verständlich machen kann.«

Daneben gibt es viel Platz für Rammstein-Allerlei ("Sex", "Puppe", "Was ich liebe" und "Tattoo"). Ein Track zum Innehalten ist das Liebeslied "Diamant". Hier beweisen Sänger Till Lindemann & Co., dass Lieder mit Streicheleinheiten der Band durchaus gut zu Gesicht stehen, was wir bereits aus vergangenen Alben kennen.
"Weit weg" kommt im Hard Rock-Gewand daher und klingt melodisch schon ein wenig nach Deep Purple.
Der Gesang von Till Lindemann prägt auch diesmal alle Stücke und verleiht ihnen das Alleinstellungsmerkmal, auf das Rammstein-Fans schwören.
Ich erinnere mich beim Anhören oft an "Mutter" (2001), das Album, das mir am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist.
Anspieltipps sind der Opener "Deutschland" und "Tattoo".

Das siebte Album von Rammstein ist zum 25-jährigen Bandjubiläum wahrlich kein Feuerwerk, Fans dürfen die CD aber getrost ihrer Sammlung hinzuzufügen.
Wer im Besitz einer Eintrittskarte für die Stadionkonzerte ist, darf sich schon heute die Frage stellen, wie groß der Anteil der neuen Stücke am Liverepertoire des Sextetts wohl werden wird.


Line-up Rammstein:

Till Lindemann (lead vocals)
Richard Z. Kruspe (lead guitar, backing vocals)
Paul Landers (rhythm guitar, backing vocals)
Oliver Riedel (bass)
Christoph 'Doom' Schneider (drums, percussion)
Christian 'Flake' Lorenz (keyboards)

Tracklist "Rammstein":

  1. Deutschland (5:22)
  2. Radio (4:37)
  3. Zeig Dich (4:15)
  4. Ausländer (3:51)
  5. Sex (3:56)
  6. Puppe (4:33)
  7. Was ich Liebe (4:29)
  8. Diamant (2:34)
  9. Weit weg (4:20)
  10. Tattoo (4:11)
  11. Hallomann (4:11)

Gesamtspielzeit: 46:25, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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