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Ray Charles / The Ray Charles Story – Volume One – LP-Review

LP-Review-Ray Charles-The Ray Charles Story-Volume 1

Mann, war dieser Typ gut! Selbst wenn es sich bei der gerade gemachten Aussage um alles andere als eine neue Erkenntnis handelt, so fällt mir bei jeder Begegnung mit dem leider bereits verstorbenen Ray Charles wieder sprichwörtlich die Kinnlade runter. Das hier zu besprechende Album "The Ray Charles Story – Volume One" erschien original im Jahr 1962 und am Titel lässt sich bereits erkennen, dass der blinde Musiker schon damals eine große Gefolgschaft hatte. Die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung schlug sich in diesen Zeiten zwar auch auf Musiker nieder, aber nicht gerade wenige weiße Amerikaner legten sich (heimlich oder nicht) auch Leute wie eben Ray Charles, James Brown, Chuck Berry, Little Richard oder Muddy Waters auf den Plattenteller.

Was wir auf vorliegendem Album finden, sind Aufnahmen aus den Jahren von 1952 bis 1956 (also den ersten Jahren bei dem Major Label Atlantic Records), die sich von Blues, Soul und leichten Jazz-Einflüssen bis hin zum Rock’n’Roll erstrecken. Im Mittelpunkt steht logischerweise immer der Protagonist mit seinem starken Gesang, heißem Pianospiel und sehr gefühlvollen Arrangements. "It Should’ve Been Me" glänzt beispielsweise mit einer coolen Mischung aus Soul und Rock’n’Roll, ebenso wie das folgende "Don’t You Know", gesegnet mit dem expressiven sowie fast schon verzweifelten Gesang des Mr. Charles. In diesen Jahren ebenfalls omnipräsent sind die Blech- und Holzbläser, die selbstredend ganz hervorragend zu den jeweiligen Tracks passen.

Wenn ich beim letztgenannten Song von 'verzweifeltem Gesang' sprach, dann zeigt Ray Charles bei "Come Back, Baby", dass er – scheinbar mühelos – immer wieder noch einen drauflegen kann. Die Inspirationen kamen aus dem täglichen Leben, in dem der Pianist und Sänger neben dem Jonglieren zwischen Ehefrau und einigen Liebhaberinnen auch noch ein 'kleines' Heroin-Problem und obendrein Scherereien mit der Polizei hatte. Aber woher die grandiose Umsetzung dieser Tracks auch kam, sollte hier nicht der Hauptfokus sein. Die Musik spricht ihre ganz eigene Sprache und wenn sie so emotional wie hier präsentiert wird, bedarf es auch kaum weiterer Erläuterungen.

Den sehr starken Abschluss der ersten Seite macht das vom Tempo her eher angezogenere "A Fool For You", das neben dem Gesang bei dezenter Bläser-Begleitung erneut vor allem durch das Piano glänzt. Die heute ganz bekannten Hits wie etwa "Hit The Road, Jack", "I Can’t Stop Loving You" oder auch "Born To Lose" fehlen auf dieser Scheibe zwar noch, aber auch zur damaligen Zeit war Charles in den Charts bereits immer weit oben platziert.

Ganz groß ist natürlich "Hallelujah, I Love Her So", eine Nummer, die bis heute nichts von ihrem Glanz verloren hat. Mit heiserer Stimme legt er der begehrten Lady seine Liebesschwüre ans Herz und das so intensiv, dass man dem Protagonisten auch ca. sechzig Jahre später nur wünschen kann, dass er von der Angebeteten erhört wurde. Bei "Mary Ann" wird es von den Rhythmen etwas vertrackter und die Jazz-Elemente greifen doch deutlicher zu. Was den soulvollen Gesang natürlich nicht aus der Bahn wirft, im Gegenteil, das passt alles zusammen wie eine Eins.

Die Musik auf dieser Scheibe ist unantastbar und auch der Sound dieser Vinyl-Ausgabe überzeugt (natürlich den Zeichen der Zeit entsprechend) nicht nur, sondern sorgt auch für anerkennendes Nicken. Erstaunlich transparent kommen die einzelnen Instrumente durch und nur ganz selten wurden der Bass oder das Schlagzeug mal ein bisschen 'untergebuttert'. Wer den ganz jungen Ray Charles mal mit authentischem Sound und das auch noch auf Vinyl erleben möchte, liegt mit dieser Scheibe jedenfalls auf der genau richtigen Spur.


Tracklist "The Ray Charles Story – Volume One":

Side 1:

  1. The Sun’s Gonna Shine Again
  2. Losing Hand
  3. Mess Around
  4. It Should’ve Been Me
  5. Don’t You Know
  6. Come Back, Baby
  7. I’ve Got A Woman
  8. A Fool For You

Side 2:

  1. This Little Girl Of Mine
  2. Mary Ann
  3. Hallelujah, I Love Her So
  4. Lonely Avenue
  5. Doodlin'
  6. Sweet Sixteen Bars
  7. Ain’t That Love

Gesamtspielzeit: 22:58 (Side 1), 23:11 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2016 (1962)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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