Es muss nicht immer Düsseldorf sein
Schöne Kulisse, tolle Atmosphäre und gute Künstler. Nein, es muss nicht immer Düsseldorf sein wenn man im Westen unserer Republik einmal tolle Künstler an außergewöhnlichen Orten sehen will. Da kann das doch vergleichsweise kleine Brüggen unweit der niederländischen Grenze in punkto Open Air aber locker mithalten. Seit 2013 findet im Innenhof der Burg und in der angrenzenden Parkanlage das mittlerweile überregional bekannte Open Air 'Brüggen Klassik' statt. Bis 2016 noch mit lokalen Acts besetzt, ging man 2017 neue Wege und holte sich als Headliner doch mal eben den ehemaligen Ultravox-Sänger Midge Ure plus Band. Ein bis heute für mich immer noch großartiges Erlebnis.
2018 hatte man sich wieder einmal von Seiten des Orga-Teams etwas einfallen lassen und den ehemaligen Genesis– und Stiltskin-Sänger Ray Wilson nach Brüggen geholt. Und auch 2018 wurde, soviel kann ich schon mal vorweg nehmen, absolut grandios
Genesis und mehr
Zunächst machten um 20.30 Uhr die Fog Joggers ihre Aufgabe als Vorband mehr als gut. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten wurde das Publikum dann doch warm mit den Jungs aus dem nicht weit entfernt gelegenen Krefeld und so gab es knapp 60 Minuten Indie Rock zum Mitsingen. Ihr bekanntestes Lied ist sicherlich "Waiting In The Wings", das seit einigen Jahren alle kennen, die gerne Fußball sehen, der von einer großen Brauerei präsentiert wird. Aber auch neben ihrer Bierhymne hatte man noch jede Menge gute Songs im Gepäck und am Merchandise-Stand war der Andrang auch entsprechend groß nach dem Abend.
Doch natürlich warteten alle auf den Headliner und Punkt 22.00 Uhr kam Ray Wilson inkl. Band relativ unspektakulär und ohne großes Intro auf die Bühne. Direkt der Opener "No Son Of Mine" und das sich anschließenden "That’s All" machten jedem klar, dass man es hier mit absoluten Vollprofis und routinierten Tourmusikern zu tun hatte, die aber dennoch deutlich Spaß auf der Bühne hatten. Ray zeigte sich von der schönen Kulisse beeindruckt, aber noch beeindruckter von der Tatsache, dass es hier überall nach Bratwurst roch. Ein Hoch auf alle deutschen Klischees …
Sehr geschickt mischte man Genesis-Klassiker wie "Carpets Crawlers" oder "Follow You Follow Me" mit eigenen Songs und diversen Stücken aus dem Umfeld von Genesis. "Solsbury Hill" ist so ein Klassiker, der einfach immer noch zündet. 5/4 Takt und schon klatschen alle mit. Aber selbst etwas unspektakulären Nummern wie "Another Day In Paradies" von Phil Collins oder "Another Cup Of Coffee" von Mike & The Mechanics verlieh Ray Wilson mit seiner Stimme und etwas anderen Arrangements wieder neuen Charme. Ein Highlight war definittiv "In The Air Tonight". Den Phil Collins-Klassiker spielte er bis zum markanten Schlagzeugeinstieg komplett alleine und nur mit Gitarre. Dann aber, zu diesem weltberühmten Einstieg, knallte die Band komplett mit rein. Gänsehaut!!
Nach der Single "Congo" von ’seinem' Genesis-Album "Calling All Stations" von 1997 war dann kurz Schluss, aber ohne Zugabe geht natürlich ein Vollblutmusiker wie Ray Wilson nicht nach Hause. Und dieser Zugabenblock hatte es dann nochmals richtig in sich. Zunächst eine geniale und extrem intensiv dargebotene Version des Genesis-Klassikers "Mama". Danach sein größter Hit "Inside", mit dem seine Band Stiltskin 1994 von 0 auf 100 plötzlich in aller Munde war. Zum Abschluss noch "Knockin On Heavens Door" als Rausschmeißer. Es war kurz nach Mitternacht und alle waren verdammt happy nach diesem tollen Konzert.
Auch 2018 schaffte es Brüggen wieder mal einen bekannten Musiker zu gewinnen und ich hoffe, dass 2019 das Niveau gehalten werden kann und erneut der Burghof wunderbar illuminiert mit guter Musik aufwarten kann. 2018 war auf jeden Fall ganz großes Kino!
Vielen Dank an Guido Schmidt von Brüggen Klassik für die unkomplizierte Akkreditierung und besonderen Dank an Maik Wiens für die tollen Fotos.
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