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Ray Wilson / ZDF@Bauhaus – CD/DVD-Review

Och nö, schon wieder ein Live-Album von Ray Wilson.
Zwischen "ZDF@Bauhaus" und Time & Distance liegt gerade mal eine Distanz von etwas über zwölf Monaten. Das Album aus 2017 hatte »[…] Rückspiegel-Charakter […]«
Zehn Musikerinnen/Musiker bevölkerten die Bühne und opulente fünfundzwanzig Songs bot das CD-Doppelalbum.
Ebenfalls ein Doppeldecker ist "ZDF@Bauhaus", allerdings mit einer CD beziehungsweise DVD bestückt. Das vorliegende Album ist allerdings abgespeckter. Auf der Bauhausbühne Dessau spielten sieben Personen. Die Tracklist der beiden Scheiben ist identisch.
In der Reihe 'ZDF@Bauhaus' traten bereits Bands/Künstler aller möglichen Stilrichtungen auf. Es spielten dort unter anderem BAP, Anna Depenbusch, Das Gezeichnete Ich, Jupiter Jones, Dick Brave, Glasperlenspiel, Laing, Eagle-Eye Cherry, Jennifer Roststock, Frida Gold, Lena, Erdmöbel, Johannes Oerding, La BrassBanda, Thees Uhlmann, Tina Dico oder Fehlfarben.

Im Album-Programm befinden sich neben eigenen Kompositionen natürlich wieder Songs von Genesis und der Stiltskin-Hit "Inside".
Allerdings darf man dem Schotten zugutehalten, dass er es mit den Liedern der Prog Rock-Band nicht übertreibt. Vier an der Zahl ist okay. Außerdem gibt es mit "Solsbury Hill" noch einen Hit von Peter Gabriel.
Der Spaß, den das Publikum in der sehr persönlichen Location hatte, springt auf den Hörer über. Ray Wilson hat mit Marcin Kajper am Saxofon oder Querflöte beziehungsweise der Violinistin Alicja Chrzaszcz tolle Begleitmusiker, die sich in besonderer Weise in den Vordergrund spielen. Ali Ferguson darf da in einem Atemzug mit genannt werden.

Mit seiner kompetenten Band serviert uns Ray Wilson so etwas wie Perlen seiner Solo-Karriere. Aus meiner Sicht zählt da "Lemon Yellow Sun" zu den Highlights. Herrlich, wie Alicja Chrzaszcz hier neben den Gitarren für eine besondere Atmosphäre sorgt, ein stimmungsvolles Slide-Solo eingeflochten wird und es dann zum Ende hin richtig opulent wirkt. Klasse!
An dieser Stelle sei etwas zur DVD angemerkt. Hier hat sich Volker Weicker (Regie) mit seinen Männern bei der Band einige feine Kameraeinstellungen/-führungen einfallen lassen. So etwas wie eine höhere Bühne gab es im Veranstaltungsort nicht und so konnte man sich rund um die Stage bewegen. Der Einsatz im Heimkino ist besonders zu empfehlen. Der Sound hat eine brillante Qualität.
Wann immer Marcin Kajper sein Holzblasinstrument einsetzt, bekommt er vom Rezensenten auch einen Beifall, wie zum Beispiel in "Take It Slow".
Für den Bauhaus-Auftritt hat man sich eine höchst abwechslungsreiche Reihenfolge der Lieder überlegt und so macht es auch von dieser Warte aus Spaß.
Als Moderator/Conférencier liefert Ray Wilson eine überzeugende Rolle ab.
"Alone" ist die Traumwelt-Ecke des Albums. Augen zu und wohlfühlen.

Im Zusammenhang mit Genesis ist ja Peter Gabriel als Ex-Sänger nicht weit entfernt. Hier bedient sich Ray Wilson mit "Solsbury Hill" am Hit-Material des erfolgreichen Solo-Künstlers. Die Zuschauer haben sich mittlerweile von ihren Sitzen erhoben und klatschen fleißig mit. In meinen Augen hat diese Version nicht den besonderen Glanz so mancher Genesis-Lesung. "Inside" sowie "Mama" sind ebenfalls Höhepunkte des Albums.

Wie dem auch sei, nach einer anfänglichen Skepsis – schon wieder ein Live-Album – ist diese gewichen. Ende gut alles gut. Ray Wilson hat es wieder geschafft. "ZDF@Bauhaus" im CD/DVD-Format ist eine ganz feine Angelegenheit.
Für eine folgende Veröffentlichung sollte man sich ins Studio begeben und neue Songs aufnehmen.


Line-up Ray Wilson:

Kool Lyczek (piano, keyboards)
Mario Koszel (drums, percussion)
Steve Wilson (electric guitar, 12-string guitar, 6-string guitar, backing vocals)
Marcin Kajper (bass, saxophone, flute)
Ray Wilson (vocals, acoustic guitar)
Alicja Chrzaszcz (violin)
Ali Ferguson (electric guitar, 12-string guitar, backing vocals)

Tracklist "ZDF@Bauhaus":

CD/DVD

  1. Change
  2. Sarah
  3. Follow You Follow Me
  4. Lemon Yellow Sun
  5. That’s All
  6. Take It Slow
  7. Alone
  8. Solsbury Hill
  9. Along The Way
  10. No Son Of Mine
  11. Wait For Better Days
  12. Another Day
  13. Inside
  14. Mama

Gesamtspielzeit: 76:17, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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3 Kommentare

  1. St.Nitzsche

    Ray Wilson und Band in wechselnder Besetzung steht schon 15 Jahre auf deutschen Bühnen. Qualitativ war er schon immer hochwertig, auch wenn er es ständig noch verfeinerte…..Ich kann ihn nur empfehlen….aber wie schon gesagt, sein Programm ist ähnlich wie in vielen Jahren zuvor. Aber er kanns…Die ersten Jahre waren noch nicht so von klassischen Instrumenten geprägt, mehr die Rockformation.

  2. Mario Keim

    Für mich steht dieses Album unter einem besonderen Stern. Ich kann mich daran nicht sattsehen, ist diese DVD (neben der CD) doch die ideale Ergänzung zu dem Konzert am 09.03.2019 in Pößneck, bei dem ich Ray Wilson das erste Mal live erleben durfte. Mein Bruder sah ihn zuvor schon in Jena und schwärmte mir von dem Musiker vor.
    Bei meiner Schwägerin habe ich alles andere als gepunktet, als ich ihr sagte, Ray Wilson sei für mich der bessere Phil Collins. Ja, Wilson ist der Rocker unter den ehemaligen Genesis-Sänger, währen d Collins für mich nichtüber den Status eines Popmusiker hinaus kommt: Die noch immer allgegenwärtige Hysterie um seine Person kann ich nicht nachvollziehen. Aber das ist ein anderes Thema.
    Zurück zur DVD/CD: Sie ist für mich ein überragendes Zeitdokument. Ein toller, stimmungsvoller Livemitschnitt unter guter Einbeziehung des Publikums. Gute Kameraarbeit.
    Die vergleichsweise kleine Band Ray Wilsons ist für mich ein Phänomen: Die Entdeckung schlechthin ist Bruder Steve Wilson mit seinem einzigartigen Satzgesang. Als singe er gleich für mehrere Sänger. Traumhaftauch die Violine mit Alicja Chrzaszcz und Marcin Kajper an Bass, Saxophon und Flöte.
    Den Verlust von Ali Ferguson, der leider bei der anstehenden Tour nicht dabei ist, kompensieren die Wilson-Brüder mit ihrem Gitarreneinsatz.
    Ich finde nicht, dass Ray Wilson überpräsentiert ist auf zusätzlichen Livewerken, da er doch regelmäßig mit Studioneuerscheinungen aufwartet.
    Ich freue mich derweil auf das nächste Konzert mit ihm. Möge er Thüringen bald wieder auf seinen Tourplan schreiben. Fans hat er auch hier viele.

    1. Joachim 'Joe' Brookes

      Hallo Mario,
      vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar. Liest sich fast wie eine weitere Rezension.
      Meiner Meinung nach sind sieben Personen im Line-up schon eine große Band und nicht, wie du schreibst, eine >>vergleichsweise kleine Band<<
      Oder es geht um einen geringen Bekanntheitsgrad?

      Schöne Grüße
      Joe

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