Bei Real Blue handelt es sich um ein Trio, eigenen Angaben zufolge um ein Blues- und Jazz-Trio. Ferner weist man darauf hin, dass das Trio aus erfahrenen Musikern besteht, die in verschiedenen Formationen im Saarland und dem angrenzenden Luxemburg bzw. Frankreich aufgetreten sind.
Auf zehn Songs der aktuellen Veröffentlichung "Pink Plush Pig" wird eine bunte Mischung aus Eigenkompositionen (#3,7,10), Blues-Stücken, Jazzstandards und anderen Kompositionen, wie von Kathleen Brennan / Tom Waits (#1), Imelda May (#4), Melody Gardot (#6) und Julie Anne Miller (#8) vorgestellt und bietet insofern eine breite Palette unterschiedlicher Stile und Genres, die es gilt, zu interpretieren und unter einen Hut zu bringen.
Das im Original total holpernde und lärmende "Make It Rain" von Tom Waits von der Platte "Real Gone" wird in der Version von "Real Blue" ganz subtil mit der Harp eingeleitet. Bass, E-Gitarre, Perkussion und der Gesang von Heike Stark verwandeln diesen rauen Song in eine geschmeidige und feinfühlige Nummer mit gutem Bluesfeeling. Ein wenig erinnert mich die Stimmung an John Mayalls "Another Kinda Love". Das Zusammenspiel von Gesang, Bass, Perkussion und den mit sehr viel emotionalem Spiel ausgestatteten Gitarrenpart von Jörg Metzinger bildet eine wirklich bemerkenswerte Einheit. Und ja – am Anfang und Ende des Stücks werden wir noch durch gesampelten Regen erfrischt.
"Cry For My Baby", geschrieben von Mel London, kenne ich in der Version von Elmore James. Und auch hier haben es Real Blue verstanden, diesem Klassiker eigenes Leben einzuhauchen, mit dieser sehr individuell gestalteten Aufnahme, Banjo und das Piano übernehmen hier wichtige gestalterische Parts. Die erste Eigenkomposition steht an, "Time Is Fading" von Heike Stark, und das ist ein sehr gefühlvolles Stück, ausgestattet mit ebenso gefühlvollem Spiel von Piano und Gitarre. Meiner Meinung nach merkt man rasch, dass das ihr Song ist, der Song der Komponistin, legt sie sich gesanglich doch ganz tief hinein mit einer ganzen Palette von Emotionen.
Bluesig erscheint dann "Big Bad Handsome Man", im Original von der Retro-Künstlerin Imelda May, hier etwas reduzierter vorgetragen und mit dezent laszivem Jazz- und Blues-Feeling ausgekleidet. Ganz weit zurück in der Zeitrechnung führt uns, nach 1929, "Ain’t Misbehavin'" von Fats Waller/Harry Brooks/Andy Razaf, ein bekannter Jazzstandard, sicher unzählige Male aufgenommen, nun um eine weitere Version erweitert. "Worrisome Heart" von Melody Gardot, deren Kompositionen man ohne weiteres im Great American Songbook hätte verorten können, folgt. Trotz des einfühlsamen Gesangs von Heike Stark kann sie in diesem Song diese besondere emotionale Darstellung nicht unbedingt umsetzen, ist das Original doch wesentlich fragiler und feinfühliger, und hier ein wenig roher und rauer im Ausdruck geworden.
Christian Bauer spielt nun auf zum von ihm komponierten "Bad Breakfast Boogie", ein raffinierter swingender Boogie mit Schwung. "The Devil Is An Angel" von Julie Anne Miller ist mir bekannt aus dem Bereich Singer/Songwriter, und hier macht sich die Band den Titel zu Eigen durch ihre individuelle Version, mehr in Richtung Blues-Feeling. "Lonely Avenue" von Doc Pomus lief mir erstmals über den Weg in der Version von Ray Charles aus 1956. Seitdem wurde das Lied immer wieder aufs Neue gecovert und stets in unterschiedlichen Bearbeitungen. Real Blue präsentiert ein relativ reduziertes Arrangement, hier fehlt mir allerdings ein wenig die Geschmeidigkeit, die ich mit diesem Song in Verbindung bringe.
Zum Schluss dann der von Christian Bauer komponierte Titelsong, hier hat die Band mehrere stilistische Elemente vereint und präsentiert daher einen Song mit eigenständiger Ausstrahlung. Sogar ein Schweinchen grunzt zwischendurch, ein Indiz dafür, dass man sicher zukünftig versuchen sollte, Weiteres in dieser Richtung zu schaffen. Nach dem Ende der regulären Spielzeit sollte man das Album noch weiter laufen lassen bis Minute 6. Dann nämlich startet ein "Hidden Track", wieder gehts um ein Schwein, Heike Stark wird vom Banjospiel Metzingers begleitet.
Die Band besitzt mit ihren drei Musikern*innen drei wichtige Säulen, die durch ihre individuellen musikalischen Erfahrungen den Sound prägen. Dabei spielt sich tatsächlich keiner der Drei in den Vordergrund, nun, klar – Sängerin Heike Stark steht unweigerlich im Rampenlicht, doch bleibt die Band als solche letztlich eine Einheit. Weniger im Blues, ein wenig eher im Jazz, aber am stärksten sehe ich hierbei Heike Stark bei ihrer Eigenkomposition "Time Is Fading" aufgehoben, wo sie verschiedene Elemente bestens vereint hat, mein persönlicher Lieblingssong im Übrigen….
Line-up Real Blue:
Christian Bauer (harp, piano & ukulele)
Jörg Metzinger (guitar, banjo & bass)
Heike Stark (vocals & percussion)
Patric Grund (bass – #2,6)
Tracklist "Pink Plush Pig":
- Make It Rain
- Cry For Me Baby
- Time Is Fading
- Big Bad Handsome Man
- Ain’t Misbehavin'
- Worrisome Heart
- Bad Breakfast Boogie
- The Devil Is An Angel Too
- Lonely Avenue
- Pink Plush Pig
Gesamtspielzeit: 42:38, Erscheinungsjahr: 2022
1 Kommentar
Real Blue
6. Juli 2023 um 9:13 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Guten Tag!
Vielen Dank für die ausführliche Besprechung unserer CD!
Der Reverend für Real Blue