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Real Blue / Silly Slush Swing – CD-Review

Real Blue / Silly Slush Swing

2023 stellte ich die Band Real Blue bereits vor mit ihrem Album Pink Plush Pig und nun, ein Jahr später, erscheint schon der Nachfolger mit dem Titel "Silly Slush Swing". Die drei wichtigen Säulen, die die Band prägten, sind geblieben, man hat sogar auf den damaligen Gastmusiker verzichtet, so dass nun Heike Stark, Christian Bauer und Jörg Metzinger allein für den Sound verantwortlich sind. Und wiederum beruft man sich bei der Titelauswahl im wesentlichen auf Fremdkompositionen, von Tom Waits über Ida Cox und Percy Mayfield zu Melody Gardot. Ein Song, "A Touch Of Blue", stammt von Heike Stark und für den Titelsong ist Christian Bauer verantwortlich.

Schließlich stoßen wir erneut auf eine bunte Mischung der Stile. Real Blue ist halt keine stilistisch direkt zuzuordnende Band, keine Blues-Band, keine Jazz-Combo, sondern, gerade, weil so viele Fremdkompositionen vorhanden sind, erweitert man einerseits den Rahmen, andererseits ist es auch hier wieder so, dass man diesen speziellen Stücken einen eigenen Charakter verpasst. Beispielsweise bekommt das grundsätzlich recht dahin holpernde Original von Tom Waits, "Heartattack And Vine", nun ein dezent und locker swingendes Gewand verpasst. Sehr interessant, dass man sich eines Songs, der ursprünglich 1924 eingespielt wurde, angenommen hat. Ida Cox im typischen Stil jener Zeit, Bessie Smith und Ma Rainey gehörten auch dazu, und wie klingt das nun anno 2024, genau einhundert Jahre später quasi? Das ursprüngliche Arrangement wurde verkleinert, hier bringt den alten Charme das von Metzinger gespielte Banjo ins Spiel und Bauer hat den Blues mit der Bluesharp, Heike Stark singt, wie sie singt, keinerlei Imitationsversuche.

Zwei Songs des Great American Songbooks wurden integriert, "Blues In The Night" von Harold Arlen und John H. Mercer, 1941 erstmalig vom Orchester Woody Herman gespielt, und "Between The Devil And The Deep Blue Sea" von Harold Arlen und Ted Koehler, Cab Calloway sang ihn erstmals im Jahr 1931. Klar, auch hier wurden die einst opulent arrangierten Songs auf das Wesentliche reduziert, beim zweitgenannten integrierte man noch das gewisse 'altertümliche' Element mittels Verwendung eines Kazoos und einer Ukulele.

Sehr cool kommt der Titelsong, bluesig swingend, mit einer locker gespielten Gitarre. Ja, hier swingt der Blues und Bauer legt mit dem Piano das Fundament, mit laszivem Charme singt Heike Stark dazu, und schwingt die Perkussion.
Letztlich wurden die jeweils wesentlichen Aussagen der Originale auf besondere Weise getroffen, das Skurrile von Tom Waits, die besondere Stimmung von "Melody" der Rolling Stones sowie die weiteren Coverversionen. Man sollte sich jedoch darauf einstellen, dass die Band auf keinen Fall versucht, eng an den Originalen zu kleben, sondern dass sie jenen ein eigenes individuelles Leben einhaucht. Dabei ist festzustellen, dass die Grundelemente von Blues und Jazz recht eigenständig berücksichtigt wurden. Und – wer gern mitsingen möchte, kann sich das Booklet mit allen Texten zur Hand nehmen!


Line-up Real Blue:

Christian Bauer (harp, piano, ukulele, melodica)
Jörg Metzinger (guitar, banjo, bass, percussion – #9)
Heike Stark (vocals, kazoo, percussion, piano – #1)

Tracklist "Silly Slush Swing ":

  1. A Touch Of Blue (2:30)
  2. Heartattack And Vine (3:48)
  3. Silly Slush Swing (4:08)
  4. Wild Women Don’t Have No Blues (3:20)
  5. Blues In The Night (3:44)
  6. Temptation (2:25)
  7. Ain’t No Use (2:54)
  8. Lost Mind (3:21)
  9. Melody (2:53)
  10. Do I Move You? (2:42)
  11. Sometimes I Feel Like A Motherless Child (3:06)
  12. Your Heart Is As Black As Night (3:26)
  13. Between The Devil And The Deep Blue Sea (2:38)

Gesamtspielzeit: 41:11, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Reverend Metzinger für Real Blue

    Vielen Dank für die Besprechung unseres Albums!

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