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Reternity / Cosmic Dreams – Digital-Review

Dieses Mal haben sich Reternity länger Zeit gelassen als zwischen dem Debüt Facing The Demon (2019) und A Test Of Shadows (2020), das muss nichts Schlechtes bedeuten.
Dieses Mal geht die (musikalische) Reise weder in dämonische Abgründe noch ins Reich der Schatten, der Blick richtet sich nicht ins Innere, sondern nach außen, in die Zukunft,  "Cosmic Dreams" hebt ab ins Weltall, was mir als Science-Fiction-Fan natürlich gleich sympathisch ist.

Gleich beim Titel des Openers "Building Better Worlds" denke ich als SF-Fan natürlich an "Alien", denn dieser Spruch ist das Motto der Firma Weyland-Yutani. Nach einem futuristisch wirkenden Anfang (»…and here, at the end of all light / In regions where there is darkness./ I ask you! What makes us human after all?«) geht es los, mit Heavy Riffs, Keyboards und Harmonien. Im Gegensatz zu der düsteren Filmreihe oder den Lyrics des Songs breitet sich hier eine faszinierende positive Stimmung aus, sowohl in den ruhigen Momenten als auch einprägsamen Refrain. Das erscheint wirkungsvoll, um Kummer und Sorgen der aktuellen Zeit zu vertreiben. Ja, diesem Track glaube ich den Willen, bessere Welten zu erschaffen, oder zumindest der geneigten Hörerschaft die Kraft dazu zu geben.

Auch wenn dieser Opener als erstes zündet heißt das nicht, dass der Rest der Scheibe schlechter ist. Alle Stücke haben ihren eigenen Reiz, ihre eigene Qualität. Egal ob es bei "Untamed Hearts" erst einmal etwas aggressiver und dann in der zweiten Hälfte ruhiger wird, oder "Depths Of Nothingness", das nicht so düster ist, wie der Titel vermuten lässt. Das hoffnungsvolle "Cosmic Dreams" (hier ist die Menschheit auf der Suche nach einer neuen Welt, nachdem unsere Sonne schwächelt) ist noch ein Ticken vertrackter, doch aufgelockert mit dem Sprechpart in der Mitte und verträumtem Ende. Auf dieser Linie geht es weiter, sowohl musikalisch auch textlich weiter. Hoffnungen, Enttäuschungen, verschiedene Emotionen in Musik gepackt.

"Blitzwerfer Blues", ist recht heftig ausgefallen, während "Seemingly" etwas gebremster, teilweise fast balladesk agiert, irgendwie nachdenklich erscheint. Inhaltlich wird hier eher der Blick nach innen gerichtet.  Damit ist der Raum, in dem sich "Cosmic Dreams" bewegt, abgesteckt, auf mehr Details möchte ich hier nicht eingehen, soll ja noch etwas übrig bleiben für die Entdeckungsreise.
Die Scheibe setzt auf Keyboards als Erweiterung des Soundspektrums, verarbeitet verschiedene Einflüsse, die sich zu einem kosmischen Ganzen vereinigen. Wie häufiger in den letzten Jahren ist eine Einordnung in nur eine Stilrichtung gar nicht möglich und auch gar nicht gewollt. Manche Bands bevorzug(t)en, Genres auszuloten und Extreme auszureizen. Bei anderen, wie hier, ist der Trend eher umgekehrt, Grenzen verschwinden /verschwimmen.

Reternity ließen sich von Anfang an nicht so gerne einengen und festlegen, sind nun freier denn je. Wie ein kosmischer Nebel, dessen Ränder nicht klar definiert sind, der sich in unterschiedliche Regionen im Weltraum erstreckt bewegt sich die Musik in verschiedenen Regionen von melodisch bis hart, wobei es schwerer den je fällt, diese mit irgendwelchen Etiketten zu versehen. Selbst der früher teilweise empfunden Kontrast zwischen alt und neu ist hier kam noch erkennbar, die Gegensätze haben sich aufgelöst, auch was das emotionale Erleben angeht. Das Ergebnis erscheint homogen, dabei jedoch nicht eindimensional, sondern durchaus mehrschichtig und wandlungsfähig.

"Cosmic Dreams" setzt die Linie der beiden Vorgänger fort, zeigt eine (konsequente) Weiterentwicklung, ohne die Wurzeln zu verlieren, hebt das ganze auf ein neues Level von 'Reternity-Metal'. Was bedeutet (zeitgemäßer) Melodic (Power) Metal und mehr (auch nicht metallische Einflüsse).
Ach ja, der Bandname hat dieses Mal einen eigenen Song bekommen, ganz am Ende als ganz ruhiger Ausklang. Da wird es noch einmal schön atmosphärisch und stimmungsvoll, als gelungener Abschluss eines Werkes, auf das die Band berechtigterweise stolz sein darf.


Line-Up Reternity:

Stefan (vocals, keys)
Carsten (guitars, keys)
Oskar (guitars)
Duste (bass)
Conner (drums)

Tracklist "Cosmic Dreams":

  1. Building Better Worlds (4:19)
  2. Untamed Hearts (4:03)
  3. Depths Of Nothingness (4:16)
  4. Cosmic Dreams (5:05)
  5. Astronaut (1:38)
  6. Blitzwerfer Blues (2:58)
  7. Seemingly (5:03)
  8. Only Scars Remain (3:50)
  9. Wonderful Life (3:37)
  10. The Narrow Sleep (6:56)
  11. My Reternity (2:50)

Gesamtspielzeit: 44:44, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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