Das erste Album des Projekts Rezzo’s Komplott mit dem Namen "Rückbau" ist – vorausgesetzt, dass man dem Booklet Glauben schenken darf – in einer einzigen Nacht entstanden. Der Namensgeber Rezzo (der unter anderem auch als Frontmann der Bands Acoustical South sowie Sourmash seine Brötchen verdient) hatte offensichtlich einfach mal Lust, so richtig drauf los zu rocken. Komplizierte Kompositionen oder Arrangements? 'Überbewertet', war scheinbar der Grundgedanke. Also mit ein paar Kumpels die Instrumente geschnappt, ein Studio gemietet und ab ging die Luzie. Sowas kann natürlich nur dann gelingen, wenn eine Scheibe live eingespielt wird, wenn das Songwriting schon zu so gut wie einhundert Prozent steht, sich die Musiker zumindest eine gute Weile lang kennen und man einfach nur Riesenspaß an der Sache hat.
Aber alles geschenkt, denn die gerade genannten Voraussetzungen waren offensichtlich in ihrer Gänze vorhanden. Denn für die paar Stunden Zeit hören sich diese dreizehn Tracks verdammt gut und rund an. Rund zumindest von der Performance der beteiligten Musiker, denn die vier Zocker rocken hier so richtig schön rau und mit Dreck unter den Fingernägeln durch die Gegend. Wobei ich mit dem Beginn der Scheibe so meine Probleme hatte und mich ehrlich gesagt erst der Song "Gitarren" so richtig aufhorchen ließ. Diese Nummer ist dann allerdings so richtig gelungen, hat jede Menge Dampf im Kessel und macht schon gar nicht erst Gefangene. Im Prinzip legen uns Rezzo und seine Kumpanen eine Mischung aus Rock sowie sehr bluesigem Rock auf den Präsentierteller und schieben uns diesen so nah vor die Lauscher, dass wir nur noch zugreifen müssen.
Zu den Texten an sich werde ich mich hier gar nicht groß auslassen, mitteilen will ich aber, dass sich der gute Rezzo darin mit seinem Leben, seinen Gefühlen und vielen weiteren Dingen auseinandersetzt, die ihn beschäftigen. Bei "Henneundenne" verabschiedet sich der Frontmann dann auch mal von der hochdeutschen Sprache und bringt das Stück in seinem angeborenen Dialekt. Witzigerweise bestehen die Tracks "Kommen" und "Gehen" (die eigentlichen Buchstützen der Platte) aus Schweigen bzw. ist hier jeweils kein Ton zu hören. Als Bonus kommt dann aber noch "Laut", gebracht nur von Rezzo und einem Saiteninstrument. Insgesamt kann man dem Album eine coole Live-Atmosphäre attestieren, die man natürlich raushört und (im Falle des Rezensenten) zu schätzen weiß.
Tja, was kann man also als Fazit festhalten? Zumindest eine sehr respektable knappe dreiviertel Stunde Musik, wenn man die Einspielzeit von gerade mal einer Nacht bedenkt. Musikalisch gibt es (ganz bewusst) nichts Neues oder Innovatives und die durchweg deutschen Texte sind wie immer Geschmackssache. Wer seine Rockmusik etwas ungebügelter sowie unproduzierter favorisiert, als dies bei der Massenware der Fall ist und dazu auf deutsche Texte steht, der sollte "Rückbau" von Rezzo’s Komplott anchecken. Mein absoluter Favorit der Scheibe ist das bereits erwähnte "Gitarren" und ich habe so den Eindruck, dass der zweite Teil der Scheibe die Nase gegenüber dem ersten ein Stück vorne hat. Aber hört mal rein, vielleicht behauptet ihr dann auch umgehend genau das Gegenteil.
Line-up Rezzo’s Komplott:
Rezzo (Gitarre, Gesang)
Rossi (Sologitarre, Chorgesang)
Franky (Bass)
Felix (Schlagzeug, Glockenspiel)
Tracklist "Rückbau":
- Kommen
- Abschied
- Freundschaft
- Krieg
- Gitarren
- Alles
- Heimathafen
- Schlaflied
- Volksfest
- Vorbild
- Henneundenne
- Gehen
- Laut
Gesamtspielzeit: 43:14, Erscheinungsjahr: 2018
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