Die Zeit des Fairport Convention-Gründers Richard Thompson brachte ihn bei den Aufnahmen zu seinem ersten Soloalbum "Henry The Human Fly" zusammen mit der Sängerin Linda Peters, die als Gast auf der Platte mitwirkte. Diese, auch bei anderen Projekten eingefädelte Arbeit führte schließlich dazu, dass aus den beiden Künstlern ein Ehepaar wurde.
Gemeinsam, unter dem Namen Richard & Linda Thompson, kamen ab 1974 einige tolle bis hervorragende Alben auf den Markt. Den Anfang machte "I Want To See The Bright Lights Tonight", gefolgt von "Hockey Pockey" und "Pour Down Like Silver" (beide 1975). Ende der Siebziger folgten "First Light" sowie "Sunnyvista", das quasi floppte. Aber 1982 exponierte sich dann der Longplayer "Shoot Out The Lights" in besonderer Weise.
Dieses Album brachte dem Paar weltweite Aufmerksamkeit, obwohl man sich dann doch trennte. Die Vermutung lag nahe, dass es sich bei "Shoot Out The Lights" um die vertonte Scheidungs-Prozedur handelte. Allerdings entstand ein großer Teil der Songs bereits eine Zeit vor dem Erscheinen der vorliegenden Scheibe, damals noch unter den Fittichen von Gerry Rafferty aufgenommen. Meines Erachten kann man aber sehr wohl eine Verbindung zwischen den Albentiteln "I Want To See The Bright Lights Tonight" und "Shoot Out The Lights" sehen.
Nichtsdestotrotz ist letztgenannte CD Folk Rock in einer gereiften, formvollendeten Weise. Die acht Richard Thompson-Kompositionen, eine davon zusammen mit seiner Frau geschrieben, bringen es auf höchst interessante gut achtunddreißig Minuten Gesamtspielzeit.
Drive und Groove prägen so manchen Track und auch zur Zeit der Veröffentlichung war die Stimme des in London geborenen Künstlers ein zusätzliches Element der Erkennung. Der Opener "Don’t Renege On Our Love" legt die Messlatte des prächtig rockenden Folk auf ein hohes Niveau und das Stück endet mit einem herrlichen Drum-Fade-Out.
"Walking On The Wire" stellt dann Linda Thompson mit ihrer klaren Stimme in den Fokus des Interesses. Dabei verschiebt man das Tempo in den eher balladesken Bereich. Mit dezenter Besetzung entwickelt dieses Lied eine intensive Stimmung und Richard Thompsons Gitarrensolo ist dabei so etwas wie ein kleiner Gegensatz zur allgemeinen Atmosphäre der Nummer. Hinhörer!
Produzent und Hannibal Records-Labelchef Joe Boyd (auch Pink Floyd, Fairport Convention, Maria Muldaur, John Martyn, R.E.M.) hatte in der Vergangenheit schon mit Richard Thompson zusammengearbeitet. Mit den Olympic Studios in London und einer Aufnahmezeit von rund drei Tagen kam man dem Protagonisten-Ehepaar wesentlich entgegen.
Mit dem Gitarristen Simon Nicol sowie den Bassisten Dave Pegg/Pete Zorn und David Mattacks (Drums) waren Fairport Convention-Weggefährten mit von der Partie.
Die Songs atmen die Folk Rock-Luft im Spannungsfeld von einem durchaus melodisch-eingängigen Songwriting und fetzig-emotionalen Gitarren-Künsten eines Richard Thompson. Außerdem ist die Dynamik der Tracklist im Sinn eines Wechselbades der Songstrukturen von rockiger Auslage hin zu sanft-eindringlichen Balladen bemerkenswert gut.
So ist "Just The Motion" nach "Man In Need" geradezu eine Oase der Entspannung. Wunderschön instrumentiert kommt Linda Thompsons Gesang, dezent eingebettet in Backing Vocals, hier zur vollen Blüte. Klar, "Shoot Out The Lights" ist das zentrale Thema der vorliegenden Platte und diese Nummer ist die Steigerung der bisherigen Begeisterung. Das schleppende Tempo, die fast gnadenlos im Äther stehenden Gitarrenriffs, zwei in Richtung Psychedelic blickende Soli und der fast stoische Grundrhythmus machen diese fünfeinhalb Minuten zum stärksten Song des Albums.
Das phasenweise Mitwirken einer fünfköpfigen Bläserabteilung macht das CD-Erlebnis perfekt.
Richard & Linda Thompson haben zum Zeitpunkt der Endphase ihrer musikalischen Gemeinsamkeit 1982 mit "Shoot Out The Lights" ein hervorragendes Album auf den Markt gebracht. So ist eine Würdigung nach fünfunddreißig Jahren gerechtfertigt. Mittlerweile erschien eine Doppeldecker-Deluxe Edition mit einer Live-Scheibe.
Line-up Richard & Linda Thompson:
Richard Thompson (vocals, lead guitar, accordeon, hammered dulcimer)
Linda Thompson (vocals)
Simon Nicol (rhythm guitar)
Dave Pegg (bass – #3,6-8)
Pete Zorn (bass – #1,2,4,5, backing vocals)
David Mattacks (drums)
The Watersons (backing vocals)
Clive Gregson (backing vocals)
Stephen Corbett (cornet)
Brain Jones (cornet)
Phil Goodwin (tuba)
Stepen Barrett (trombone)
Mark Cutts (trombone)
Tracklist "Shoot Out The Lights":
- Don’t Renege On Out Love (4:15)
- Walking On A Wire (5:24)
- Man In Need (3:32)
- Just The Motion (6:16)
- Shoot Out The Lights (5:20)
- Back Street Slide (4:29)
- Did She Jump Or Was She Pushed (4:45)
- Wall Of Death (3:42)
Gesamtspielzeit: 38:16, Erscheinungsjahr: 1982
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