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Richard Thompson Band / Live At Rockpalast – CD/DVD-Review

Richard Thompson Band / Live At Rockpalast

Richard Thompson 1983 und 1984, woran erinnere ich mich hierzu? Shoot Out the Lights (1982) und "Hand of Kindness" (1983), das waren die beiden Alben, die ich mit Begeisterung aufgesogen hatte. Und nun das Rockpalast-Konzert vom 10.Dezember 1983 in der Hamburger Markthalle! Aber nicht nur das ist auf dieser ausführlichen Box vorhanden. Auf der dritten CD gibt es noch einen Livemitschnitt aus Cannes/Midem, vom 26.Januar 1984. Neben den drei CDs ist dieses Ereignis auch noch auf zwei DVDs dokumentiert, also ein richtiges Wohlfühl-Päckchen für Fans des am 3.April 1949 geborenen britischen Musikers!

Und Thompson ist schließlich eine wahre britische Einrichtung, ist er doch maßgeblich beteiligt gewesen an der 1967 erfolgten Gründung der Band Fairport Convention. 1972 gab es dann ein erstes Soloalbum, "Henry the Human Fly", und nachfolgend sechs Veröffentlichungen mit seiner damaligen Gattin Linda, davon auch das oben von mir erwähnte "Shoot Out The Lights". Ab dem nächsten Album, also "Hand Of Kindness", war Richard erneut solo unterwegs, bis heute. Auf dieser Präsentation von MIG bildet "Hand Of Kindness" den Schwerpunkt der Musik und der Titelauswahl. Viele Fremdtitel, auch aus dem Bereich des Rock’n’Roll ("Great Balls Of Fire", "Highschool Hop") und auch ein Jazztitel ("Pennsylvania 6-5000") und der eine oder andere Griff in die Schatztruhe des britischen Folks runden die Vielfalt gekonnt ab. Die Band spielt hervorragenden Folk Rock typisch britischer Prägung, und vor allem ist es dieser so ganz prägnante Gitarrensound des Protagonisten, der allein ihn bereits als Individuum auszeichnet.

Grundsätzlich kann man musikalisch keinen nennenswerten Unterschied der beiden Konzerte feststellen, trotz der Tatsache, dass die Rhythm Section ausgetauscht und die beiden Daves (Pegg und Mattacks) durch Rory McFarlane und Gary Conway ersetzt wurden. In der Basis ist viel Rock zu hören, auffällig ist der häufige Einsatz des Akkordeons, das hier wohl das Keyboard ersetzen soll. Ansonsten ist der Sound durch die beiden Gitarristen entsprechend sehr in dieser Richtung orientiert. Thompson mit seinen teils verquer wirkenden Gitarrenläufen kann (mich) immer wieder begeistern, das ist richtig originell und dazu seine manchmal leicht steife und holprige Stimme zeichnen ihn als Musiker mit diesem großen Wiedererkennungswert aus.

Blues- und Rhythm & Blues- betonte Songs lockern ebenso auf wie an Cajun Erinnerndes oder das auf elf Minuten ausgewalzte langsame "Night Comes In" mit seinem gefühlvollen Saxofonsolo. Das ist übrigens auch sehr interessant, der Einsatz gleich zweier Holzbläser und eher unüblich auf den Studioplatten. Das passt insofern gut auf den Jazztitel der Konzerte, Glenn Millers "Pennsylvania 6-5000", sehr interessant, wie und dass überhaupt sich die Band an solche Songs heranwagt. Besonders lebhaft sind solche Stücke, die sich in die Folklore hineinknien, zum Beispiel das ganz flotte "Two Left Feet", das besonders gute Laune verbreitet. Auch das sonst so schon fast überromantische "Danny Boy" bekommt hier einen regelrechten Arschtritt und Frischekick, treibt locker rockend dahin. Und dass die Band auch den Rock’n’Roll beherrscht, beweist sie eindrucksvoll mit "Great Balls Of Fire", ja selbst das Akkordeon, in diesem Genre eher fremd, rockt mit, da setzt der "Highschool Hop" noch einen drauf, ganz klasse!

Nun, das etwas später eingespielte Konzert aus Frankreich weist die fast identische Abfolge auf, nur mit dem Unterschied der Rhythm Section, und da – und das ist meine Meinung, gefällt mir am Schlagzeug Dave Mattacks besser als Gary Conway, weil Mattacks einfach mehr Flexibilität und Feeling aufweist. Nun, an der Qualität des Ergebnisses ändert das freilich nichts wesentlich.

So, und nun kann ich mich noch gemütlich und genüsslich nach der Ohrenweide der Augenweide widmen, weil es warten ja noch zwei DVDs zum Anschauen auf mich. Entgegen der Vermutung auf dem Cover der Box sind die Aufnahmen natürlich nicht in schwarz-weiß, sondern schön bunt, in Farbe. Sehr scharf sind sie leider nicht, sondern leicht verschwommen. Die Gesamtschau auf die Band ist somit wirklich nicht möglich, weil es dann ganz unscharf ist. Andererseits kann man nun die Spielfreude der Band und die tolle Kommunikation untereinander brillant nachvollziehen, trotz der Unzulänglichkeiten. Nun erlebt man Simon Nicol, den Gitarristen, auch mit seiner rechteckigen 'Cornflakes-Gitarre' mit Kelloggs-Emblem, sieht echt lustig aus. Leider sind übrigens beide Konzerte auf diesem nicht zufrieden stellenden Qualitätslevel.
Entgegen der Angaben auf dem Cover ist das Hamburg-Konzert auf DVD 2 zu finden, das Cannes-Konzert auf DVD 1. Neben dem Konzert und einer Setlist gibt es zum Hamburg-Konzert noch ein gut dreiminütiges Interview mit Thompson.


Line-up Richard Thompson Band (CD1, CD2, DVD 1):

Richard Thompson (guitar, vocals)
Simon Nicol (guitar)
Pete Zorn (baritone and alto sax)
Pete Thomas (saxophone)
Alan Dunn (accordion)
Dave Pegg (bass)
Dave Mattacks (drums)

Line-up Richard Thompson Band (CD3, DVD 2):

Richard Thompson (guitar, vocals)
Simon Nicol (guitar)
Pete Zorn (baritone and alto sax)
Pete Thomas (saxophone)
Alan Dunn (accordion)
Rory McFarlane (bass)
Gary Conway (drums)

 

Tracklist "Live At Rockpalast" (CD 1):

  1. The Wrong Heartbeat (3:17)
  2. A Poisoned Heart And A Twisted Memory (5:50)
  3. Tear Stained Letter (6:53)
  4. Night Comes In (11:00)
  5. Amarylus (4:22)
  6. Shoot Out The Lights (5:41)
  7. Don’t Renege On Our Love (5:00)
  8. Hand Of Kindness (6:54)
  9. Alberta (3:40)
  10. Wall Of Death (4:05)
  11. Pennsylvania 6-5000 (5:29)
  12. How I Wanted To (5:37)

Tracklist "Live At Rockpalast" (CD 2):

  1. Man In Need (4:00)
  2. Two Left Feet (4:19)
  3. Back Street Slide (4:46)
  4. Both Ends Burning (3:46)
  5. Danny Boy (5:34)
  6. Can`t Sit Down (4:25)
  7. Great Balls Of Fire (3:36)
  8. Highschool Hop (5:08)

Tracklist "Live At Rockpalast" (CD 3):

  1. The Wrong Heartbeat (3:15)
  2. A Poisoned Heart And A Twisted Memory (5:54)
  3. Tear Stained Letter (6:35)
  4. Night Comes In (8:42)
  5. Amarylus (3:43)
  6. Shoot Out The Lights (5:52)
  7. Don’t Renege On Our Love (4:43)
  8. Hand Of Kindness (5:15)
  9. Alberta (3:43)
  10. Wall Of Death (3:53)
  11. Pennsylvania 6-5000 (5:27)
  12. How I Wanted To (5:33)
  13. Man In Need (3:47)
  14. Two Left Feet (3:48)

Tracklist "Live At Rockpalast" (DVD 1):

  1. The Wrong Heartbeat (3:17)
  2. A Poisoned Heart And A Twisted Memory (5:50)
  3. Tear Stained Letter (6:53)
  4. Night Comes In (11:00)
  5. Amarylus (4:22)
  6. Shoot Out The Lights (5:41)
  7. Don’t Renege On Our Love (5:00)
  8. Hand Of Kindness (6:54)
  9. Alberta (3:40)
  10. Wall Of Death (4:05)
  11. Pennsylvania 6-5000 (5:29)
  12. How I Wanted To (5:37)
  13. Man In Need (4:00)
  14. Two Left Feet (4:19)
  15. Back Street Slide (4:46)
  16. Both Ends Burning (3:46)
  17. Danny Boy (5:34)
  18. Can`t Sit Down (4:25)
  19. Graet Balls Of Fire (3:36)
  20. Highschool Hop (5:08)

Tracklist "Live At Rockpalast" (DVD 2):

  1. The Wrong Heartbeat (3:15)
  2. Poisoned Heart And A Twisted Memory (5:54)
  3. Tear Stained Letter (6:35)
  4. Night Comes In (8:42)
  5. Amarylus (3:43)
  6. Shoot Out The Lights (5:52)
  7. Don’t Renege On Our Love (4:43)
  8. Hand Of Kindness (5:15)
  9. Alberta (3:43)
  10. Wall Of Death (3:53)
  11. Pennsylvania 6-5000 (5:27)
  12. How I Wanted To (5:33)
  13. Man In Need (3:47)
  14. Two Left Feet (3:48)

Gesamtspielzeit: 67:57 (CD 1), 35:37 (CD 2), 70:17 (CD 3), ca. 116:00 (DVD 1), ca. 73:00 (DVD 2),
Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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