Heute Abend freue ich mich auf einen entspannten und bluesigen Abend. Die beiden Protagonisten Richie Arndt und Kellie Rucker machen zum ersten Mal zusammen Halt in der Kniki. Richie habe ich schon zweimal hier gesehen, 2011 im Akustik-Trio mit Alex Conti und Timo Gross und 2018 mit seinem hochgelobten Diavortrag incl. Musik über interessante Bluesschauplätze der Südstaaten der USA. Als Bluesliebhaber kennt man Richie (Gewinner mehrerer German Blues Awards) und braucht über den sympathischen Musiker aus Bielefeld keine weiteren Worte verlieren.
Kellie Rucker (geb. in Oklahoma City), international bekannt durch die Zusammenarbeit mit Little Feat, Stephen Stills, Dizzy Gillespie und vielen anderen, hat sich ebenfalls in der deutschen Bluesszene einen Namen gemacht. Weniger bekannt dürfte ihre Mitarbeit bei den Buddaheads, einer amerikanischen Bluesrockband, sein.
Sie spielt eine hervorragende Harp und besitzt eine schöne raue Bluesstimme, mit diesen beiden Eigenschaften hat sie auch einige Alben von Richie veredelt. Die Zusammenarbeit der beiden gipfelte in dem Live-Album Rockin' Americana, das im Frühjahr 2023 auf den Markt kam, besprochen vom Kollegen Brookes.
Nachdem Antje das Konzert um 20:00 Uhr pünktlich eröffnet hat, wurde mit dem "Pillow Blues" gleich mal die Fußwippe in Gang gesetzt, die kam auch den ganzen Abend nicht mehr zur Ruhe. Es wurden überwiegend Titel aus den Alben Train Stories, Back To Bad und dem gemeinsamen "Rockin' Americana" gespielt.
Als Cover gab es Sony Landreths "Congo Square", den "Statesboro Blues" von Blind Willie McTell – ganz toll auf der Resonator-Gitarre geslidet, den "Bankers Blues" von Big Bill Broonzy, bekanntgemacht durch Rory Gallagher, nicht zu vergessen Robert Johnsons "Crossroads" von 1936.
Richie führte mit launigen Bemerkungen und Anekdoten zwischen den Stücken gekonnt durch das Programm. Mit seinem Gitarrenspiel bewies er, dass er mit zu den besten Gitarristen Deutschlands zählt, auch gesanglich war er gut drauf.
Besonders sein Spiel auf der 'Blechgitarre' (Dobro) kam beim Publikum sehr gut an.
Kellie legte an Ihrer Bluesharp eine unheimliche Dynamik an den Tag, mal leise schluchzend, dann wieder kräftig nach vorn losgehend – wo nimmt die Frau die Energie und vor allem den Atem her? Auch gesanglich wusste sie mit ihrer rauen Bluesröhre zu überzeugen, ob beim Sologesang oder im Duett mit Ritchie, es hat alles gepasst.
Bevor nach knapp zwei Stunden der Gig zu Ende ging, gab es natürlich noch zwei erklatschte Zugaben in Gestalt von Dave Edmunds' Klassiker von 1971 "I Hear You Knocking" (geschrieben allerdings von Dave Bartholomew) und der allgemein bekannte Folksong "Midnight Special". Bei beiden Titeln wurde das Auditorium nochmal beim Mitsingen gefordert.
Dass dieses Konzert wieder Klasse hatte, lag auch an der unbändigen Spielfreude der beiden Protagonisten. Leider war der Gig mit ca. 70 Zuhörern nicht gerade gut besucht, die beiden Musiker hätten mehr Publikum verdient.
Vielen Dank Antje Fischer für den Platz auf der Gästeliste.
Bildnachweis für alle Bilder des Events: © 2024 | Jürgen Berking | RockTimes
Line-up:
Richie Arndt (guitar, vocals)
Kellie Rucker (bluesharp, vocals)
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