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Rihm & Dühnfort / Never Too Late – CD-Review

Frank Rihm und Michael Dühnfort bilden das Blues-Duo Rihm & Dühnfort.
"Never Too Late" ist deren Debütalbum und als Motto wählten die beiden Künstler »Fine Old & New & Own & Borrowed Blues«
William Clarke ist eines der großen Vorbilder von Frank Rihm. 1991 rief er The Rihm Shots ins Leben. Der Harper spielte bei J.J. & The Shuffle Kings und mit Four On The Flour gründete er eine weitere Formation. Er teilte die Bühne mit Mitch Kashmar beziehungsweise Tomi Leino.
2017 begann die Zusammenarbeit mit Michael Dühnfort.

Gitarrist Michael Dühnfort steht natürlich auch für den Blues. Bevor er seinen Fokus verschärft auf den Zwölftakter richtete, widmete er sich einer anderen künstlerischen Richtung. Ab 1983 bearbeitete er Glas »[…] in heißen und kalten Bearbeitungstechniken […]«. Mit dem Trio Michael Dühnfort & The Noise Boys veröffentlichte er 2017 … Years Of Ball Ends. Die insgesamt zwölf Songs der vorliegenden Platte wurden in den angesagten Megaphon Tonstudios, Arnsberg eingespielt. Martin Meinschäfer hat gemixt und gemastert. Die beiden Protagonisten produzierten das Album. Innerhalb der zwölf Tracks hat das Duo acht Coversongs untergebracht. Dabei stellt sich natürlich die Frage, was sie aus den Stücken – davon alleine vier von Little Walter – herausgeholt haben.

Die Album-Eröffnung ist gleichzeitig auch der erste Coversong. Dabei handelt es sich um "My Babe" vom bereits genannten Harper Little Walter. Neben der rhythmischen Stärke der Rihm & Dühnfort-Lesung kommt der Harper des Duos mit einem ausgezeichneten Kanzellen-Solo groß raus. Klasse Opener!
Den Anfang der Eigenkompositionen macht der "Monday Noon Blues". Hier erwartet uns etwas, was bereits auf dem Coverbild – neben der Mundharmonika – in den Vordergrund gestellt wird. Am kleinen Finger einer Hand sieht man deutlich ein Bottleneck und diesen Sound serviert uns Michael Dühnfort in anziehender Weise als Begleitung des emotionalen Gesangs sowie in einem super Slide-Solo. Es mag abgegriffen klingen, aber der "Monday Noon Blues" spricht genauso deutlich die Sprache des Duos, wie die Coversongs.

Gleich danach knöpfen sich die beiden Musiker einen 12-Takter-Klassiker vor. Bei "Good Morning Little Schoolgirl" muss schon so einiges an eigenen Ideen in die Waagschale des Gefallens gelegt werden. Achtung! Die Riehm & Dühnfort-Version läuft nicht einfach so an einem vorbei. Wenn man so will, wird dieses Lied runderneuert. Spannung im Arrangement trifft auf schöpferische Fantasie. Die E-Gitarre entdeckt schon zu Beginn alternative Wege der Freude. Variationen im Refrain beleben die Szene und auch in der Folge sorgt man für besondere Aufmerksamkeit, wenn Michael Dühnfort in seiner Solo-Aktion aus meiner Sicht eine bemerkenswerte Kombination aus Gypsy und Jazz spielt. Diese Interpretation ist ein Hochgenuss, eine Ohrenweide.

Über ein ausgewogen groovendes "Do It If You Wanna" mit einem schönen Duettgesang, langem Harp-Solo sowie treibendem Gitarren-Einsatz ist das Michael Dühnfort-Eigengewächs "Always One Step  Forward And Two Jumps Back" dann nur unwesentlich kürzer als der morgendliche Gruß an das Schulmädchen. Die Baumwollpflanzen wogen hier etwas ruhiger im auffrischenden Wind und das Duo liefert dem Hörer reichhaltige Blues-Kost in solierender Auslage. Da ist Abwechslung die Trumpfkarte der beiden Musiker. Diese Nummer macht nicht einen Schritt nach vorne, sondern gleich drei oder vier. Toll!

Wer hat nicht schon den Charlie Segar-Song "Key To The Highway" veröffentlicht. Die Liste ist lang und geht zum Beispiel von Luther Allison über Freddie King bis zu The Rolling Stones. Vom Zeitmaß her belässt es das Duo beim balladesken Tempo. Die Feinheiten liegen in den variantenreichen Gitarren-Impressionen mit schönen Zwischentönen inklusive Bottleneck-Solo. Frank Rihm lässt sein kleines Instrument heulen und jammern. Dieser Blues-Key passt bei den beiden Musikern perfekt ins Trommelfell-Schlüsselloch. Klasse Interpretation!
"Adieu" heißt es dann ganz zum Scheiben-Schluss. Fast fünf Minuten lässt man sich Zeit für den instrumentalen Abschied und der ist in seiner nachdenklichen Ausprägung dann ein weiterer Slow Blues. Sensibel-sentimental bewegt sich das Stück fast in Zeitlupe durch die Spielzeit und hier führen Rihm & Dühnfort "Never Too Late" zur Krönung.
Dieses Album enthält sozusagen zwölf Knospen, die sich zu einer vielfarbigen Blues-Blütenpracht entwickeln. Beide Daumen hoch!


Line-up Rihm & Dühnfort:

Frank Rihm (harmonica, vocals)
Michael Dühnfort (guitar, vocals)

Tracklist "Never Too Late":

  1. My Babe (3:21)
  2. Just Your Fool (4:39)
  3. Please Forgive (3:57)
  4. Key To The Highway (4:37)
  5. Monday Noon Blues (4:09)
  6. Good Morning Little School Girl (5:28)
  7. Do It If You Wanna (3:39)
  8. Always One Step Forward And Two Jumps Back (5:25)
  9. Tell Me Why Do You Cry (3:07)
  10. Last Night (4:29)
  11. It Ain’t Right (3:46)
  12. Adieu (4:50)

Gesamtspielzeit: 51:37, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Angelika Dühnfort

    25.05.2019: Hallo lieber Joachim, ich möchte mich auch recht herzlich für Deine wunderbare Rezension der CD "never too late" von Rihm & Dühnfort bedanken. Da kommt bei mir sogleich die Frage an Dich auf, darf ich den Text kopieren und auf meiner fb-Seite veröffentlichen ??? Natürlich unter allen notwendigen Quellenangaben. Vielleicht magst Du ja mein Anliegen wohlwollend betrachten. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und bin mit herzlichen Grüßen Angelika (Dühnfort)

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