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River Drivers / Big Oak Road – CD-Review

River Drivers - "Big Oak Road" - CD-Review

Täuschend echt, aber dann doch nicht ganz wahr. Wenn man die Songs der River Drivers hört, denkt man unwillkürlich an Irland, die Grüne Insel mit der wunderbaren Landschaft und dem zeitweise so rauen Klima. Was unbedingt erstmal als Kompliment verstanden werden darf. Dieses Quartett ist allerdings im Nordosten der USA, um genauer zu sein in Philadelphia angesiedelt. Schaut man sich jedoch die Nachnamen der Musiker (beispielsweise McCloskey, Murray oder auch Moran) an, wird klar, dass da definitiv irische Wurzeln im Spiel sein müssen. Vor einigen Wochen erschien mit "Big Oak Road" das neue Album des Vierers, das sich zwar mit einer etwas mageren Spielzeit von nur einer guten halben Stunde Abzüge in der B-Note gefallen lassen muss, dafür aber über zehn wunderbare Tracks verfügt, die bei Eingeweihten und Fans umgehend Fernweh nach Eire (so Irland in der Landessprache) auslöst.

Stilistisch dominiert ganz klar die keltische Folk-Musik, der von der Band ebenfalls aufgeführte Americana-Einfluss tritt dabei deutlich in den Hintergrund. Und ganz passend stehen hier auch organische Instrumente wie die Akustik-Gitarre (sowie einige weitere Saiteninstrumente), die Tin Whistle sowie akustische Percussion im Vordergrund. Neben den sauber komponierten Songs gelingt es der Band auch ganz wunderbar, eine unheimlich dichte Atmosphäre nicht nur aufzubauen, sondern durchgehend aufrecht zu erhalten. Alleine schon dieser Aspekt führt den Hörer in eine andere Welt bzw. ein anderes Land, während er die besungenen Leben und Nöte der in den Stücken angesprochenen Protagonisten nahezu körperlich spüren oder auch mitfühlen kann. Neben der Vielzahl an Saiteninstrumenten wie dem Banjo, der Melodica oder der Mandoline ist es vor allem auch die Tin Whistle, die die starke Aura der Songs prägt.

Die Lead Vocals teilen sich Kevin McCloskey sowie Mindy Murray und beiden darf man einen tollen Job und viel Ausdruckskraft bestätigen. Die in der Mehrzahl sehr flott und mit jeder Menge Schmiss gebrachten Tracks (wie exemplarisch der Opener "Children’s March (Mother Jones)" oder "Union Man") werden aber auch sehr gekonnt von einfühlsamen Balladen wie etwa dem The Clancy Brothers-Titel "Isn’t It Grand, Boys (Look At The Coffin)" und "Farewell Johnny Miner" (klasse Schlusslied) gekontert. Beeindruckend ist auch, dass gleich alle vier Musiker mehrere und dazu so unterschiedliche Instrumente beherrschen. Aber all das würde natürlich nichts bringen, wenn die Songs nichts taugen würden. Tun sie aber und können somit jedem Freund keltischer bzw. irischer Musik sowie allen anderen, die sich an dieses Genre mal herantasten wollen, ans Herz gelegt werden.

Im handgeschriebenen Booklet erhält der interessierte Hörer weitere Informationen zu den Stücken bzw. Texten, wodurch er die überlieferten Emotionen noch genauer nachvollziehen kann. Nun ist "Big Oak Road" trotz vieler beschriebener Tragödien und trauriger Schicksale allerdings alles andere als eine triste Angelegenheit geworden, wofür alleine schon die vor Lebensfreude nur so strotzende Musik sorgt. Ein Merkmal, das sich seit jeher durch die irische Mucke zieht: Herrlich flotte und lebensbejahende Untermalung zu oft eher traurigen Geschichten bzw. Berichten von tragischen Lebensumständen oder historischen Ereignissen. Oder, um es anders zu formulieren: Selbst wenn man die Texte nicht versteht oder zu 100 % nachvollziehen kann, wird man mit "Big Oak Road" von den River Drivers einen Riesenspaß und tolles Hörerlebnis haben.

Ein klasse Album, das leider etwas kurz geraten ist.


Line-up River Drivers:

Kevin McCloskey (guitars, mandolin, banjo, bass, lead & background vocals)
Mindy Murray (guitars, banjo, bass, frame drum, lead & background vocals)
Marian Moran (tin whistle, low whistle, concertina, melodica, background vocals)
Meagan Ratini (fiddle, tin whistle, frame drum)

Tracklist "Big Oak Road":

  1. Children’s March (Mother Jones)
  2. Going Once
  3. Crooked Jack
  4. Si, Se Puede
  5. Isn’t It Grand, Boys (Look At The Coffin)
  6. Big Oak Road
  7. Cumann Na Mban
  8. Moonshiner
  9. Union Man
  10. Farewell Johnny Miner

Gesamtspielzeit: 32:14, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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