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Rob McHale – Konzertbericht, 25.10.2019, Zur scharfen Ecke, Sande

Rob McHale in Sande

Und wieder einmal ein neues Gesicht in Sande. Aus Statesville, North Carolina, reiste der Musiker Rob McHale an. Im Rahmen eines Europa-Aufenthalts nahm er sich die Zeit für dieses einzige Konzert während der Reise. Begleitet wurde er von seiner Lebensgefährtin Meg, die sich während des Konzerts auch um den Verkauf von CDs kümmerte. Mit seinen letzten Platten, Fields (2014), "Tom Dooley And Friends" (2016) und "Prophets On The Boulevard" (2018) hat sich Rob als wichtiger Exponent des Genres Singer/Songwriter etabliert, und dabei jede Menge Folk integriert. Folk, wie er geschaffen wurde von Künstlern wie Woody Guthrie oder Pete Seeger. Im Gegensatz zur mehr üppigen musikalischen Ausgestaltung der Platten, nämlich mit verschiedenen Musikern, konnte man anlässlich des Konzerts nun in den Genuss des puren Rob McHale kommen. Mit seiner akustischen 2003er Martin OM-28 Custom-Gitarre trug er ganz reduziert nun genau jene Art von Musik vor, wie Folk einst klang. Zu seiner Gitarre gibt es im Übrigen noch eine Geschichte. Sicher kennen wir alle Sylvester Stallone, wohl aber weniger seinen Bruder, den Musiker Frank Stallone. Das Instrument gehörte nämlich einst ihm. Er verkaufte sie Rob, weil sie ihm nicht so sehr gefiel und so wanderte die Martin von der West- an die Ostküste der USA.

Historisch sehr bewandert, präsentierte der Künstler hauptsächlich Lieder, die die amerikanische Geschichte widerspiegeln, seien es Geschichten über Jesse und Frank James ("The Ghost Of Jesse James"), über General Custer ("Surrounded Again [General Custer]") oder über bestimmte Familien, die die frühe Siedlungsgeschichte Nordamerikas mitprägten. Aber auch Woody Guthrie wurde ein Song gewidmet ("Woody’s Shoes"). Die Palette der Stücke reichte von frühen Platten bis hin zur aktuellen, "Prophets On The Boulevard", aus der man zum Beispiel "Common Ground", "Little Red Rooster" – als Version des bekannten Bluestitels von Willie Dixon, hier mit sehr emotionalem Ausdruck – "Blair Mountain" und das genannte "Woody’s Shoes" hören konnte.

Rob McHale in Sande

Rob McHale in Sande

Ein Titel behandelte ein Thema aus England, und Rob schilderte dazu die Gegend, in der das Geschehen angesiedelt war. Und so schlenderte man automatisch in Gedanken in bewegten Bildern durch eine typische britische Landschaft, dermaßen engagiert und facettenreich, inklusive der Darbietung des Stücks, konnte man teilhaben an den entsprechenden Ereignissen, so auch an den dramatischen Geschehnissen im Kampf zwischen Engländern und Iren bei "The Castlebar Races". Weitere Songs behandelten das Schicksal von Minenarbeitern, dann ging es um ein Automodell von Ford ("’40 Ford Coupe"), in Verbindung mit Schwarzbrennern, den "Moonshiners". Mit ruhigem und warmem Ausdruck in der Stimme wurde die Atmosphäre der Songs entsprechend unterstrichen.

Rob McHale präsentierte sich als wahrer und präziser Geschichtenerzähler, ganz im Stile der alten Folkies, etwas, dass nicht bei jedem Publikum gut ankommt, gerade dann, wenn vor jedem Stück eine Einleitung hierzu geboten wird. Doch alle Jene, die sich ganz vorne versammelt hatten, lauschten gespannt und teilweise gebannt diesen sehr lehrreichen und ausführlichen Informationen. Besser wäre Rob’s Musik insofern in den sogenannten Listening Rooms aufgehoben, Konzerte, für die Eintritt erhoben wird und bei denen gewährleistet ist, dass sich alle Zuhörer/innen auch wirklich für die Musik interessieren.

Nun, Vielen gefiel dennoch diese ruhige und beschauliche, mitunter romantisch geprägte Auswahl von Songs mit ihrem Folk-Charakter, manchmal an die Stimmung einiger Titel von Gordon Lightfoot erinnernd. Auch John Gorka fiel mir assoziativ ein, der hinsichtlich der warmen Atmosphäre passen könnte und ebenfalls diesen sanften erzählerischen Stil inne hat. Mir hat es sehr gut gefallen und ich hoffe, dass wir Rob und Meg im Rahmen einer Tournee wiedersehen. Im Übrigen ein erneuter Dank an Mozart von der 'Scharfen Ecke', der tatkräftig an der Organisation mitgewirkt hat.


Line-up Rob McHale:

Rob McHale (vocals, guitar)

 

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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