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Rob Tognoni / Brave – CD-Review

Um ehrlich zu sein, ich hab ernsthaft überlegt, ob ich mich wieder an die Rezension einer Blues Rock-Scheibe wagen soll, oder nicht. Obwohl gut 60 Prozent meiner CD-Sammlung aus eben jenem Blues Rock-Genre stammen, war irgendwann eines Tages Schluss mit Lustig. Ich konnte es einfach nicht mehr hören, warum auch immer.

Rob Tognoni hat es geschafft, diese Mauer aus Ablehnung einzureißen. Bereits nach dem ersten Hördurchgang von "Brave" war ich überzeugt, der Blues Rock hat mich wieder. Woran das liegen mag? Einfach wohl daran, dass der Musiker nicht stur einem bestimmten Schema aus typischem Blues und eingeflochtenen Gitarren-Improvisationen folgt, sondern auch mal Elemente aus Classic- und Heavy Rock mit heftigen Powerakkorden kombiniert, ganz ohne Schnickschnack, sondern immer schön geradeaus und voll auf die ’13'.

Bereits mit dem Titelsong wird der Dampfhammer ausgepackt. Ab und zu ist auch eine gewisse Affinität zu seinen Landsmännern AC/DC nicht zu überhören, wie im Falle des treibenden "Voodoo Girl". Passend dazu die unverwechselbare 'Knarze' des Gitarristen, der sich auf "Brave" nicht nur an seiner 'großen Liebe' austobt, sondern zusätzlich auch Keyboard und Percussion spielt.

Selbst eine Akustiknummer, in diesem Falle "Dammed If I Do" hat immer noch genügend Schwung, um keine Langeweile bei einem Konzert aufkommen zu lassen. Rob wechselt eben gern mal zwischen einem absoluten Kracher ("1974") und einer wunderschönen Ballade ("Maid Marion, Robin Hood"). "You" wiederum gehört mit seinem feinen Intro, den sich steigernden Melodiebögen und dem einen oder anderen Effekt zu meinem Favoriten auf der Scheibe, ein absoluter Ohrwurm. Ach was, welches Stück ist eigentlich kein Ohrwurm? Vielleicht sollte ich meiner Freundin zu ihrem Geburtstag Tognonis Version von "Happy Birthday" vorspielen lassen? "Power" hätte auch ganz gut auf eins der Alben der australischen Starkstrom-Rocker gepasst. Lediglich "Latino Lounge" haut mich nicht unbedingt vom Hocker und wirkt ein bisschen deplatziert.
Dafür gibt es zum Abschluss noch das bluesige "Don’t Be Too Hard On Me" live, aufgenommen in Haderslev (Dänemark) beim Kløften Festival 1997 mit Terry Cameron an der Rhythmusgitarre, Andy Tainsh am Bass und Rick Illoyd an den Drums.

Alles in allem wieder einmal ein gelungenes Scheibchen von Rob Tognoni, der seine neue Veröffentlichung natürlich auch live vorstellen wird. Seine treuen Fans haben sich die Termine vermutlich schon dick im Kalender angestrichen, denn auf der Bühne, sobald er die Stratocaster ausgepackt hat, wird der Australier tatsächlich zum 'Tasmanischen Teufel'. Dann werden wieder alle Anwesenden gebannt Richtung Bühne starren, um seine Fingerfertigkeit zu bewundern und so mancher Möchtegern-Gitarrist wird beschämt im Übungsraum verschwinden.


Line-up Rob Tognoni:

Rob Tognoni (vocals, guitar, keys, percussion)
Mirko Kirch (drums)
Slawek Semeniuk (bass)

Terry Cameron (rhythm guitar – #12)
Andy Tainsh (bass – #12)
Rick Illoyd (drums – #12)

Tracklist "Brave":

  1. Brave
  2. Voodoo Girl
  3. Burnin' Alive
  4. Dammed If I Do
  5. You
  6. 1974
  7. Maid Marion, Robin Hood
  8. Fly Like An Eagle
  9. Happy Birthday
  10. Power
  11. Latino Lounge
  12. Don’t Be Too Hard On Me

Gesamtspielzeit: 49:11, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
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