Robben Ford + The Blue Line / Live At Yoshi’s – CD-Review

»[…] Wer hat an der Uhr gedreht? […]«
Diese Frage lässt sich in Bezug auf "Live At Yoshi’s" ziemlich schnell beantworten.
Das Label Repertoire Records veröffentlichte ein Robben Ford + The Blue Line-Konzert von 1996 aus dem Yoshi’s Club, Oakland.
Das Booklet lässt sich zu einem kleinen, aber feinen Poster entfalten.

Darin schreibt Robben Ford über die Band unter anderem:
»[…] The Blue Line was a very special band. One of those few groups in a musician’s life that felt destined – at least to us. It is so, that real chemistry is a rare thing for musicians to encounter. And The Blue Line had a chemistry that is clearly present in these performances. […]«

Seinerzeit gastierte die Gruppe einige Tage in der Location und so dokumentieren die beiden CDs Aufnahmen vom 15.-19. Mai 1996.
Mai deswegen, weil im Poster zum Beispiel ein Aufnahmedatum mit »[…] Saturday 5-18-96 […]« angegeben wird.
Weiter führt der Protagonist aus, dass es »[…] one previously released live-performance from the same Yoshi’s called The Authorized Bootleg […]« gibt.

"Live At Yoshi’s" auf Blues oder Blues Rock zu reduzieren, wäre zu schmalspurig.
Vielmehr geben die deutliche Mehrzahl an Liedern die exzeptionelle Ausprägung der Kombination aus Jazz sowie Rock wieder.
So werden Blues-Puristen bei dieser Veröffentlichung so etwas wie das Nachsehen haben, denn was Robben Ford + The Blue Line hier abfeuern, ist ein wahres Feuerwerk an Musik, bei der bezüglich der Song-Spielzeiten zwischen knapp zwei bis gut über vierzehn Minuten alles möglich ist.

Wenn man sich die Bezüge der Mitmusiker von Robben Ford anschaut, gibt es so einige Hinweise zum Jazz.
So bringt man Schlagzeuger Tom Brechtlein unter anderem mit Jean Luc Ponty, Chick Corea oder Al Di Meola in Verbindung.
Roscoe Beck hat seine musikalischen Wurzel eher im Blues (Stevie Ray Vaughan, Jimmie Vaughan) wobei Tastenmann Bill Boublitz auch dem Jazz angehört.

Auch wenn beim Bandnamen Robben Ford besonders hervorgehoben wird, stellt man ziemlich schnell fest, dass die anderen drei Musiker einen hohen Anteil am Gelingen dieses Doppelalbums haben.

Neben Robben Ford-Kompositionen zählen unter anderem Paul Butterfields "Lovin' Cup", "Don’t Let The Sun Catch You Cryin'" von Joe Greene oder das herrlich sphärische "Time Remembered", geschrieben von Bill Evans zu Klassikern sowie "Live At Yoshi’s"-Highlights.
Die längeren Lieder rücken die großartige Fusion in den Bereich des Jamming.
Großzügigkeit wird groß geschrieben, denn alle Musiker, auch Tom Brechtlein und Roscoe Beck, kommen zu mitreißenden Soli. Super!
Der Drummer hat seinen ganz großen Auftritt in "Bounce That".

Die vierzehn Songs verfügen über ein großes musikalisches Dach.
"Live At Yoshi’s" ist etwas für aufgeschlossene Musik-Fans.
Nochmals Robben Ford aus dem Booklet:
»[…] A very special thanks to Francis Trouette for recording and capturing the band so well under limiting conditions […]«.
Diesem Dank kann man sich uneingeschränkt anschließen.
Wer "Live At Yoshi’s" in der Vinyl-Ausgabe haben möchte, muss sich noch etwas gedulden.
Repertoire Records kündigt dazu für März 2022 eine Doppel-LP in »[…] Gatefold sleeve with insert […]« an.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.

Line-up Robben Ford + Blue Line:

Robben Ford (guitar, vocals)
Tom Brechtlein (drums)
Roscoe Beck (bass)
Bill Boublitz (organ, piano)

Tracklist "Live At Yoshi’s":

Gesamtspielzeit: 57:01 (CD 1), 46:30 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2022