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Robert Jon & The Wreck / Live From Hawaii – CD-Review

Robert Jon & The Wreck - "Live From Hawaii" - CD-Review

Robert Jon & The Wreck, die aus Kalifornien stammende und im weiten Sinn Southern Blues Rock zockende Band um den Frontmann Robert Jon Burrison, hat dem Verfasser dieser Zeilen mit den beiden Alben Good Life Pie sowie Robert Jon & The Wreck in den letzten Jahren bereits viel Freude bereitet, und diese beiden Scheiben finden auch heute noch regelmäßig ihren Weg in meine Anlage im Arbeitszimmer oder den CD-Player im Auto. Denn nicht nur befindet sich dieses Quintett in einer Schnittmenge aus der Allman Brothers Band, Lynyrd Skynyrd und Royal Southern Brotherhood (um nur mal ein paar der bekanntesten Namen zu nennen), sondern es verpasst seinen melodischen und mehr in Richtung Rock statt Blues getrimmten Nummern durch den prägenden Gesang des Frontmanns Burrison ein ganz eigenes Gesicht. Leider musste ich beim Studieren des Booklets feststellen, dass es im Line-up doch deutliche Veränderungen gab. So sind der Gitarrist Kristopher Butcher sowie der Bassist Dave Pelusi nicht mehr dabei, die respektive von Henry (James) Schneekluth und Warren Murrel ersetzt wurden.

Nun also ein Live-Album, das während der ersten von der Band auf der Insel Hawaii gespielten Show aufgezeichnet wurde. Wenn man dabei betrachtet, dass sich die Spielzeit von knapp 65 Minuten auf gerade mal acht Songs aufteilt, dürfte klar sein, dass auch sehr viel gejammt wurde. Die Band brachte Stücke von allen drei ihrer bisherigen Studioalben, wenn das Debüt Glory Bound quantitativ mit vier Nummern auch die Nase vorne hat. Vom letzten (gleichnamigen) Studioalbum ist lediglich ein Titel vertreten, von "Good Life Pie" dagegen immerhin drei. Und mit einem Song des ersten Werks, nämlich "Blame It On The Whiskey", geht es auch gleich in die Vollen. Nicht ganz überraschend hat es auch an dem Abend des 17. August 2018 auf Hawaii geregnet, wovon sich die Band (abgesehen von ein paar Kommentaren zwischen den Songs) aber keineswegs irritieren ließ. Nach diesem ersten groovigen Rocker legen die Amerikaner gleich mit "Hey Hey Mama" nach und geben sich auch hier keine Blöße. Ein starker Beginn.

Den Reigen der zwei längsten Tracks eröffnet "Cold Night", das ein wenig an die (hoffentlich auch irgendwann mal aus dem Hiatus zurückkehrenden) Black Crowes erinnert. Die Band groovt und jammt klasse und immer wieder kann sich auch der Tastenmann Steve Maggiora hervorragend in Szene setzen. Ansonsten bekommen wir hier einen ersten Vorgeschmack auf die sich duellierenden Gitarren von Henry James (wie er später vorgestellt wird) und Burrison um die Ohren gefeuert. Wer denkt, es hier bereits mit einem wahren Feuerwerk zu tun zu haben, dem wird ein paar Tracks später allerdings noch das über 17 Minuten lange Instrumental "Tightrope" auf dem Silberteller präsentiert. Auch hier steigert sich der Fünfer regelrecht in den Song und die Jams hinein, dass fast keine Pause zum Luftholen bleibt. Das Hauptthema der Gitarren ist zwar sehr stark von der Allman Brothers Band inspiriert, macht aber dennoch einen Höllenspaß, da die Musiker es verstehen, dem Stück während ihrer Alleingänge ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken.

"Rollin'" beschließt diese Platte auf großartigem Niveau und lässt den Finger des Hörers wie ferngesteuert automatisch in Richtung Repeat-Taste wandern. Sehr prägend fand ich immer einen Satz des leider bereits verstorbenen Gregg Allman, der sagte: »Weißt du, es gibt sehr viele Bands, die erstklassig jammen können. Der Unterschied ist, dass die Allman Brothers ebenfalls hervorragend jammen können, dazu aber auch noch richtig gute Songs schreiben!« Ohne jetzt direkte Vergleiche anstellen zu wollen, trifft dieser Satz auch auf Robert Jon & The Wreck zu. Denn abgesehen von den auf dieser Scheibe vorgestellten Perlen findet man noch massenhaft weitere auf den Studioalben. "Live From Hawaii" ist ebenfalls sehr geglückt und jedem Southern-Fan sowie allen, die mal reinschnuppern wollen, ans Herz gelegt.


Line-up Robert Jon & The Wreck:

Robert Jon Burrison (rhythm & lead guitar, lead vocals)
Henry (James) Schneekluth (lead guitar)
Steve Maggiora (keyboards, background vocals)
Warren Murrel (bass)
Andrew Espantman (drums, background vocals)

Tracklist "Live From Hawaii":

  1. Blame It On The Whiskey (5:43)
  2. Hey Hey Mama (5:52)
  3. The Devil Is Your Only Friend (4:34)
  4. Cold Night (12:15)
  5. When I Die (6:49)
  6. I Know It’s Wrong (4:00)
  7. Tightrope (17:08)
  8. Rollin' (8:12)

Gesamtspielzeit: 64:40, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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