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Robert Jon & The Wreck / Robert Jon & The Wreck – CD-Review

Robert Jon & The Wreck - "Robert Jon & The Wreck" - CD-Review

Heiliger Strohsack, sind das tatsächlich schon wieder zwei volle Jahre her, seit mich Robert Jon & The Wreck mit ihrem unwiderstehlichen Good Life Pie so ziemlich vom Hocker gehauen hat? Muss wohl (obwohl es mir wesentlich kürzer erscheint) so sein, denn Zahlen lügen ja bekanntlich (meistens) nicht. Egal, die Vorfreude war auf jeden Fall groß und die Spannung stieg ebenso schwindelerregend, ob das amerikanische Quintett aus Süd-Kalifornien die sehr hoch gelegte Messlatte halten bzw. sogar noch überspringen kann. Dass das Line-up stabil geblieben ist, darf dabei vorab schon mal als durchaus positiv bewertet werden.

Sehr schwungvoll und mit einem coolen Groove startet "Old Friend" dieses neue Abenteuer, Kristopher Butcher lässt erstmals die Slide-Gitarre aufheulen und der Frontmann hat ein herrlich geniales Händchen für umgehend ins Ohr gehende Gesangsmelodien. Der Titel dieses Rockers erscheint allerdings bereits sehr bald als etwas irreführend, handelt es sich dabei doch eher um eine (teilweise schroffe) Abrechnung mit einer ehemaligen Geliebten. Worauf man bei diesen starken Harmonien nicht unbedingt kommen würde, hört man sich den Text nicht genauer an. Ein absolut gelungener Start. "Let It Go" kommt im Anschluss leicht federnd, jedoch wieder mit einem tollen Riff versehen, hinterher. Der Refrain kann mit dem Opener zwar nicht ganz mithalten, dennoch geht die Nummer sofort in die Beine sowie den Nacken.

Ein weiterer Volltreffer, gespickt mit hochansteckendem Groove und echtem Ohrwurm-Charakter, ist "I Know It’s Wrong", das zu Beginn etwas an die Allman Brothers Band erinnert. Erneut sehr leichtfüßig und mit unglaublich viel Swing gebracht, entwickelt sich das Stück zu einem meiner Favoriten des Albums. Mit einer feinen Prise Soul und Funk ist "I Got My Eyes On You" gesegnet, selbst wenn die Nummer nicht zu den stärksten in dieser Sammlung gehört. Leicht angefunkt geht es auch bei "High Time" zu, bei dem es untergründig musikalisch nur so brodelt und brutzelt. Und um noch eine weitere Spur Abwechslung hinzu zu fügen, ist hier Adrian Olmos mit seinem Saxofon (inklusive Solo) mit an Bord, neben dem sich Kristopher Butcher erneut mit einem fantastischen Gitarren-Alleingang glänzt. Mit der Akustischen und erneut toller Slide lässt "Forever Isn’t Long Enough" diese Scheibe mit nachdenklichem Text ausklingen. Hier gar mit einem unterstützenden Piano im Hintergrund, dafür jedoch ohne Bass und Schlagzeug.

Wenn man so will, dann kann man neben dem vorgenannten Track noch "Shine On" als die weitere 'Ballade' dieser Platte betrachten. Eine akustische Gitarre, feine Slide-Arbeit und wieder mal ein herrlich erdiger Sound lassen hier einen weiteren Gewinner durchs Ziel gehen. Speziell das Slide-Solo lässt die Herzen höher schlagen und trägt zum Gänsehaut-Faktor maßgeblich bei. Wie auch beim Vorgänger-Album finden wir mit "Witchcraft" ein Instrumental mit Jam-Charakter vor, das (im positiven Sinn) sehr stark an die Allman Brothers Band erinnert und während seiner knapp achteinhalb Minuten musikalisch wenige Gefangenen macht. Die Gitarren wechseln sich in Person der Hauptrolle gerne auch mal mit den (funkig-jazzigen) Keyboards (bzw. Piano) ab und die Geschichte steigert sich in einen höllisch heißen Ritt durch das (in meinem Kopfkino) sommerlich heiße Atlanta, Georgia. Als wenn man es nicht sowieso bereits zuvor gemerkt hätte, zeigen alle Bandmitglieder hier noch einmal ihr musikalisches Können und das ist, gelinde gesagt, alles andere als von schlechten Eltern.

Letzten Endes ist auch das (gleichnamige) dritte Album von Robert Jon & The Wreck ein ganz dicker Tipp für die Freunde des amerikanischen (Southern Roots) Rock. Man kann sich eigentlich nur wundern, wieso diese Combo bei solchen Qualitäts-Alben noch keinen größeren Namen in der Fan-Szene hat. Sämtliche Zutaten für den ganz großen Durchbruch sind jedenfalls vorhanden und wenn ihr einfach nur mal rein hören wollt, dann checkt unbedingt "Old Friend", "I Know It’s Wrong", "Witchcraft" oder "Forever Isn’t Long Enough" an.


Line-up Robert Jon & The Wreck:

Robert Jon Burrison (rhythm guitars, lead vocals)
Kristopher Butcher (lead guitars, background vocals)
Steve Maggiora (keyboards, background vocals)
Dave Pelusi (bass, background vocals)
Andrew Espantman (drums & percussion)

With:

Adrian Olmos (saxophone – #5)
Anesha Rose (background vocals – #3,5,6)

Tracklist "Robert Jon & The Wreck":

  1. Old Friend
  2. Let It Go
  3. I Know It’s Wrong
  4. Shine On
  5. High Time
  6. I Got My Eyes On You
  7. Witchcraft
  8. Forever Isn’t Long Enough

Spielzeit: 39:25, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

4 Kommentare

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  1. Stefan

    Die beiden Vorgängeralben waren deutlich rockiger angelegt, vor allem auf dem Erstling "Glory bound" hatte einen knackigen Southern-Einschlag.
    Auf dem neuen Longplayer geht’s wesentlich entspannter zu. Immer wieder erinnert mich die neue Scheibe an die Doobie Brothers. Wer auf gediegenen Westcoast-Rock steht, sollte den Jungs ein Ohr schenken. Persönlich find ich es etwas schade, dass der Southern-Anteil weiter runter gefahren wurde.

    1. Erwin

      Hallo Stefan,
      also gestern in Reitwein war nix mit Doobie Brothers. Da war volles Rohr Southern Flair in Richtung Allmans/ Skynyrd und Verwante.
      Die neu Scheibe ist ein Live Album und die ist super.
      Aber Live dabei sein ist immer anders als vor dem CD Player.
      Gruß Erwin

  2. Stefan

    Das fantastische Lineup mit Kristopher Butcher (lead guitars) und Dave Pelusi (bass) ist leider Geschichte.
    Neu im Boot sind Henry James (lead guitars) und Warren Murrels (Bass). Man darf gespannt sein, welche Auswirkungen die Umbesetzungen haben werden.

  3. Erwin

    hallo Markus,
    wieder ein gelungenes Review.
    Robert John & the Wreck im Doppelpack mit den Brandos am 20.10. Live in Reitwein. Das verspricht Großes.
    Gruß Erwin

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