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Robert Jürjendal / Vesi Leiab Tee/Water Finds A Way – CD – Review

Robert Jürjendal / Vesi Leiab Tee/Water Finds A Way

Robert Jürjendal stammt aus Estland, und ist dort als Gitarrist und Komponist bekannt geworden. Und als solcher hat er auch nicht nur für sich geschaffen, er hat auch Musik für Chöre geschrieben, für Streichquartette, Dokumentarfilme, Theaterproduktionen, usw..
Seine Art, zu komponieren, ist stark beeinflusst von Minimal-Music, von Klassik, Prog Rock, auch Jazz und Kirchenmusik stellen Elemente seines Schaffens dar, mitunter abgerundet durch elektronische Effekte mit entsprechender Bearbeitung.
Zusammengearbeitet hat er mit vielen internationalen Künstlern/innen, viele davon dürften hierzulande relativ unbekannt sein, allenfalls Markus Reuter und Arve Henriksen könnten zu den bekannteren zählen.

"Vesi Leiab Tee / Water Finds A Way" ist nun sein aktuelles Album, sein viertes Soloalbum. Mit Blick auf das Line-up schaut es wie ein Familien-Unternehmen aus, doch letztlich ist Robert Jürjendal vorwiegend für den Sound verantwortlich mit seinem Einsatz mehrerer Instrumente und als 'Familienfremder' der Pianist Miguel Noya.

Gleich der Auftaktsong, getragen von fliegend-fließendem Synthie-Sound, unterstützt von sanft hintergründiger Perkussion, lässt die Gitarre des Protagonisten auf diesem schwebenden Klangteppich klare Akzente setzen, ohne Geschwindigkeitsrekorde im Gitarrenspiel brechen zu wollen. Vielmehr wirkt das Spiel gestalterisch beschaulich, im Schönklang verharrend. Diese dichte Atmosphäre besitzt einen ruhigen und meditativen Charakter voller friedlichen Charmes.
In diesem Zusammenhang wäre es nicht falsch, eine gewisse Nähe zu den Genres New Age oder Ambient zu erwähnen. Doch dazu ist diese Musik inspirierter und abwechslungsreicher, und die Schönheit der harmonischen Gestaltung beinhaltet durchaus auch spannende Momente, die insbesondere dann entstehen, wenn sich – man höre "On The Heights" – das Cello aus den Klangwolken erhebt, um Elemente einzubringen, die gar einen Tick von klassischer Musik einbringen.

Der recht verhallte Klang wirkt sehr 'wattig und wolkig', schwebt gleichermassen an der Oberfläche als er auch in die Tiefe deutet, und sich hieraus mit neuen Gestaltungsideen wieder an die Oberfläche drückt. Der Sound ist weniger auf rhythmischer Gestaltung ausgerichtet und so fehlt auch ein Schlagzeuger. Das lässt die Musik eher dahingleiten und schnell kann man sich, gedankenverloren, darin ergehen lassen.

Meist ist die Stimmung der einzelnen Songs sehr ähnlich und unterscheidet sich allenfalls durch den unterschiedlichen Gebrauch verschiedener Gitarren und/oder den Einsatz von Piano und Cello. "The Clock Ticks – Time’s Wing Beat" ist ein wenig lebhafter und steigert sich in seiner Intensität dann auch stetig, inklusive der nun auch heftiger und mit eine satten Rock-Sound versehenen E-Gitarre. Mit dem letzten und längstem Song der Platte, "Everything Goes On", entfaltet sich bereits nach kurzer Spieldauer eine breitflächige Schönheit im Ausdruck, gleichzeitig etwas Geheimnisvolles. Dieses Stück wäre auf jeden Fall ein perfekter Soundtrack für einen entsprechenden Film.

Rückschauend auf die bisherigen Songs vermag ich gelegentlich noch gewisse Spuren auszumachen, die hinführen zur Musik von Steve Reich, Terry Riley oder Philip Glass.


Line-up Robert Jürjendal:

Robert Jürjendal (electric guitar, U8 touch guitar, 12-string guitar, guitar synth, vocals, percussion, field recordings)
Signe Jürjendal (vocals)
Anti Jürjendal (cello)
Miguel Noya (piano)

Tracklist "Vesi Leiab Tee / Water Finds A Way":

  1. Trust = Usaldus (4:06)
  2. On The Heights = Kõrgustes (3:33)
  3. Morning Land = Hommiku Maa (3:43)
  4. Grey And Blue (3:08)
  5. Hikers = Teelised (4:36)
  6. The Lake Freezes = Jäätub Järv (3:43)
  7. For The Bees = Mesilastele (4:18)
  8. On The Border Of Sleep = Une Piiril (4:34)
  9. Come Back Free = Tule Tagasi Vabana (3:09)
  10. Before And Now = Enne Ja Nüüd (4:13)
  11. Air = Laul (2:34)
  12. The Clock Ticks – Time’s Wing Beat = Kella Tiks – Aja Tiiva Trips (4:55)
  13. Water Finds A Way = Vesi Leiab Tee (5:08)
  14. Everything Goes On = Kõik Kestab Edasi (7:17)

Gesamtspielzeit: 59:43, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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