Seit 2012 spielt Robert Plant gemeinsam mit den Sensational Space Shifters bzw. ist er mit ihnen unterwegs. Wobei der eine oder andere Mitstreiter auch schon bei früheren Plant-Alben involviert war. Im Oktober 2016 nun trat Plant mit der Band beim David Lynch Festival Of Disruption auf, welches im Ace Hotel Theatre in Los Angeles stattfand. Dieser Auftritt wurde mitgeschnitten und erscheint nun im Jahr 2018 zum ersten Mal als DVD & Digital Video bei Eagle Rock Entertainment im Vertrieb von Universal Music.
Die Einnahmen aus den DVD-Verkäufen kommen übrigens der David Lynch Foundation zugute, die sich zum Beispiel in Schulen um Stressabbau der Schüler durch Einrichtung von Meditationsprogrammen kümmert, Kindern aus gewalttätigen Milieus hilft und in vielen anderen Konfliktbewältigungs- und Traumata-Programmen involviert ist.
»Dieses von David Lynch kuratierte Festival hatte das ausdrückliche Ziel, Künstler mit "Erfahrung und Geheimnissen" zu präsentieren […]« schreibt der Promoter. Nun, wer würde wohl bestreiten wollen, dass Plant jede Menge (musikalische) Erfahrungen in seinem Leben gesammelt hat. Und voller Geheimnisse ist er nach wie vor, denn bei jeder neuen Veröffentlichung weiß man nie, was einen erwartet.
Nicht nur auf seinen Alben, auch bei seinen Live-Auftritten ist man vor Überraschungen nicht sicher und man sollte sich von vornherein von dem Gedanken verabschieden, beim Konzert die reine Album-Version der dargebotenen Songs serviert zu bekommen. Es wird improvisiert und gejammt, was die eingesetzten Instrumente hergeben, die Tracks werden mit Begeisterung regelrecht in ihre Einzelteile zerlegt.
Man muss schon ganz genau hinhören, um zum Beispiel "Turn It Up" oder "Poor Howard" zu erkennen. Das Grundgerüst bleibt zwar erhalten, aber der Einsatz solch exotischer Instrumente wie Kologo (ein Zupfinstrument) sowie Riti (ein einsaitiges Streichinstrument) tragen dazu bei, mit Tönen und Klängen auf Teufel komm raus experimentieren zu können, dabei werden die Grenzen ganz gern mal ausgelotet. Plant ging immer schon auf musikalische Entdeckungsreisen, ob nun als Led Zeppelins Frontman, später dann auch solistisch oder während der "No Quarter"-Liaison mit Jimmy Page, als Led Zeppelin-Songs unter zu Hilfenahme arabischer Musiker sowie eines Streichorchesters neu interpretiert wurden. Das war schon sehr gewagt, passte aber.
Zurück zur DVD: "Black Dog", "Going To California" oder auch Whole Lotta Love" werden auch bei diesem Auftritt durch den musikalischen Wolf gedreht und das Publikum hat seine helle Freude daran.
Lullaby And… The Ceaselless Roar gehörte nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Scheiben. Die von diesem Album stammenden Songs nun live umgesetzt zu hören ist schon ein Erlebnis der besonderen Art. Ich muss gestehen, ich bin begeistert.
Kein Pomp, kein Bombast, keine Show – minimalistische Beleuchtung, die Akteure sind alle dunkel gekleidet – einzig und allein die Musik spricht für sich. Schön anzusehen, welche Spielfreude alle Beteiligten an den Tag legen. Und immer wieder beeindruckend die Ausstrahlung des Sängers, Robert Plant, ihn umgibt eine unbeschreibliche Aura. Etwas distanziert, aber dennoch freundlich, immer wieder lächelnd interagiert er mit dem dankbaren Publikum, welches begeistert mitklatscht und sich sogar zu ein paar Tänzchen hinreißen lässt .
Ich schreibe ganz bewusst nicht 'Frontmann', denn Plant und die Band sind zu einer Einheit verschmolzen, er lässt überhaupt nicht den Star oder gar 'Chef' raushängen: Im Gegenteil, immer wieder tritt er in den Hintergrund und überlässt seinen Mitstreitern gern das Feld. Und – er trifft nach wie vor noch perfekt den Ton, schön zu hören unter anderem bei "Babe, I’m Gonna Leave You".
Zum Abschluss gibt es noch etwas Bonus-Material, David Lynch erzählt im Interview zum Beispiel über die Idee, die hinter dem Festival steckt. Leider alles ohne deutsche Untertitel.
Dennoch, eine ansehens- und anhörenswerte DVD, die nur einen Nachteil hat: die viel zu kurze Laufzeit. Ansonsten mein Rat an alle Robert Plant-Fans: Kaufen, in den Player schmeißen und genießen!
Line-up Robert Plant And The Sensational Space Shifters:
Robert Plant (vocals, tambourine)
Justin Adams (guitar, bendir, mandolin, tehardant, backing vocals)
Billy Fuller (bass guitar, double bass, backing vocals)
John Baggott (keyboard, piano, loops, percussion, backing vocals)
Liam 'Skin' Tyson (background vocals, electric guitar, acoustic guitar, banjo)
Juldeh Camara (kologo, bendir, riti, vocals)
Dave Smith (drums, percussion, electronics)
Tracklist "Live At David Lynch’s Festival Of Disruption":
- Poor Howard
- Turn It Up
- Black Dog
- Medley: The Enchanter/Rainbow
- Baba, I’m Gonna Leave You
- Little Maggie
- Medley: Hoochie Coochie Man/Whole Lotta Love/Mona
- Going To California
- Bonus Features:
- David Lynch On Creativity
- David Lynch On Meditation
- David Lynch On Music
Gesamtspielzeit: 77:00, Erscheinungsjahr: 2018
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