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Robin Trower / The Playful Heart – Doppel-LP-Review

Robin Trower - "The Playful Heart" - Doppel-LP-Review

Erst wenige Wochen ist es her, dass wir euch die Vinyl-Neuauflage von Robin Trowers 2009er-Album What Lies Beneath vorgestellt haben. Nun geht es weiter mit dem Folgewerk "The Playful Heart", das auf schwarzem Material gleich im Doppelpack daher kommt. Vom Line-up her hat es gerade noch Livingstone Brown wieder auf dieses Werk geschafft, wenn auch selbst er lediglich auf drei Tracks mit dabei ist. An der Qualität des ehemaligen Procol Harum-Gitarristen zu zweifeln, stand von vornherein erst gar nicht zur Debatte. Die spannende Frage war eher, ob er diese wahnsinnig hohe Intensität des Vorgängers halten konnte bzw. überhaupt halten wollte, oder ob hier wieder ein ganz anderes Themen- und Stimmungsfeld abgedeckt werden würde.

Einer meiner Favoriten der Scheibe ist direkt der schön nach vorne rockende und das Album eröffnende Titeltrack, der eine bestens aufeinander abgestimmte Band präsentiert und das lässig groovende "Don’t Look Back" hält die gesetzte Messlatte hinsichtlich der Qualität locker. "The Turning" treibt dann wieder herrlich nach vorne, selbst wenn die Vocals hier eher 'Mitläufer' anstatt herausstechendes Merkmal sind. Aber dafür reißt Robins (nicht nur hier) sehr gefühlvolle Gitarre wieder so einiges raus.

"Dressed In Gold" startet die zweite Seite dieses Doppelalbums sehr schwungvoll, irritiert mich jedoch umgehend, sobald der Gesang einsetzt. Gerade die Vocals hatten mich bei der Vorgänger-Scheibe beeindruckt und auch nach kurzem Check stellt sich entgegen meiner Vermutung heraus, dass es sich dabei nicht um einen der insgesamt fünf von Davey Pattison gesungenen Tracks handelt, sondern der gute Robin selbst vor dem Mikro stand. Andererseits glänzt der Protagonist mit einem starken Gitarrensolo, bevor Pattison für das folgende "Find Me" wieder vor das Mikro zurückkehrt. Hier wird das Tempo herausgenommen und eine fast schon bedrohliche Stimmung aufgebaut. Für das wieder flottere "Song For Those Who Fell" ist Trower zurück an den Lead Vocals und führt das muntere Wechselspielchen bezüglich dieser Position weiter. Bereits auf den ersten beiden Seiten des Albums wird deutlich, dass auf "The Playful Heart" doch eine ganz andere, eher nach außen als nach innen zugewandte Stimmung herrscht.

Für das sehr nachdenkliche, bluesige und fast schon in Richtung Ballade gehende "Maybe I Can Be A Friend" legt der Gitarrist erneut sein ganzes Herz in die Gitarre bzw. sein Spiel. Und der Brite schafft es auch immer wieder, seine Hörer zu überraschen. Auf diesem Werk unter anderem mit dem deutlich vom Jazz angehauchten "Camille", das eine relaxt-zeitlose Atmosphäre verbreitet und durch das so starke wie unaufdringliche Spiel der Lead-Instrumente besticht. Yeah, "Not Inside – Outside" rockt noch einmal herrlich nach vorne, bevor "And We Shall Call It Love" dieses Werk mit einer bärenstarken bluesigen Ballade beschließt. Suchtgefahr!

Letzten Endes ein weiteres Klasse-Album des Engländers, selbst wenn auf meiner persönlichen Lieblingsliste "What Lies Beneath" aufgrund seiner ganz eigenen und etwas kompakteren Atmosphäre (die man fast mit Händen zu fassen können glaubt) sogar noch etwas höher angesiedelt ist. Aber das ist reine Geschmackssche, denn dafür ist "The Playful Heart" ein Stückchen vielseitiger und birgt durch die beiden sich abwechselnden Lead-Sänger ein etwas bunteres Klangbild. Hohe Qualität findet man hier allemal, sodass man die Platte jedem Blues-Fan (selbst wenn es kein lupenreiner oder der typische 12-Takter Blues ist) ans Herz legen kann. Die einzelnen Nummern wachsen dazu mit jedem Durchlauf, sodass dem Album auch ein hohes Haltbarkeitsdatum bescheinigt werden kann. Zudem ist der Sound dieses 180g-Vinyls erneut sehr transparent ausgefallen und fließt angenehm 'warm' und organisch aus den Boxen. Klasse!


Line-up Robin Trower:

Robin Trower (guitars, lead vocals – A-#2,B-#1,3,C-#2,D-#1,3)
Davey Pattison (lead vocals – A-#1,3,B-#2,C-#1,D-#2)
Glenn Letsch (bass)
Livingstone Brown (bass – B-#1,3,C-#2)
Pete Thompson (drums)

Tracklist "The Playful Heart":

Side 1:

  1. The Playful Heart
  2. Don’t Look Back
  3. The Turning

Side 3:

  1. Maybe I Can Be A Friend
  2. Prince Of Shattered Dreams

Side 2:

  1. Dressed In Gold
  2. Find Me
  3. Song For Those Who Fell

Side 4:

  1. Camille
  2. Not Inside – Outside
  3. And We Shall Call It Love

Gesamtspielzeit: 15:28 (Side 1), 13:37 (Side 2), 12:27 (Side 3), 15:42 (Side 4), Erscheinungsjahr: 2020 (2011)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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