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Robin Trower / What Lies Beneath – LP-Review

Robin Trower - "What Lies Beneath" - Vinyl-Review

Naja, das darf man ja mal zugeben: Nach seiner Zeit bei Procol Harum, sprich die komplette Solokarriere des englischen Gitarristen und Sängers Robin Trower hatte ich bisher überhaupt noch gar nicht auf dem Schirm. Wobei mich der Brite bei seiner ehemaligen Band eigentlich immer begeistert hatte, aber das Leben ist wahrscheinlich zu kurz, um wirklich alles kennen zu können.

Wie dem auch sei, Trower veröffentlicht seit 1973 regelmäßig seine Alben und konnte ab seinem zweiten Werk "Bridge Of Sighs" für vier Scheiben in Folge Goldauszeichnungen einfahren. Nicht schlecht Herr Specht. Aber selbst wenn sich die Musik-Szene ab etwa Ende der siebziger Jahre stark veränderte und die Verkaufszahlen für alte Recken nicht mehr ganz so prickelnd waren – Robin Trower ließ sich nicht beirren und zog einfach weiter sein Ding durch. Auf dem Label Repertoire Records erscheinen seit einigen Jahren Alben des Musikers, die erstmalig auch auf Vinyl das Licht der Welt erblicken dürfen. Und das ist gut so, denn der Sound des mir nun vorliegenden "What Lies Beneath" ist – wenn ich das schon mal vorausschicken darf – wunderschön 'warm' und 'erdig'.

Dieses erstmals im Jahr 2009 erschienene Werk ist insgesamt sehr relaxt und ruhig ausgefallen. Es scheint von einem vollkommen in sich ruhenden Musiker zu stammen, der die schlimmsten Stürme (die das Leben jedem Menschen so unterjubeln kann) bereits hinter sich hat und den nichts mehr wirklich aus der Ruhe bringen kann. Der niemandem mehr etwas beweisen muss. Wer nun allerdings den Verdacht hat, dass hier deshalb nachlässig zu Werke gegangen wurde, hat sich getäuscht. Denn dafür hat Trower einfach viel zu viel Qualität. Das Album startet mit dem verträumten Instrumental "Wish You Were Mine", angenehmen Streichern und dieser extrem gefühlvollen Gitarre. Gefolgt von dem Titelsong, der anfangs einmal mehr den großen Einfluss erkennen lässt, den ein gewisser Jimi Hendrix auf das Spiel Trowers hatte. Entgegen seiner Gepflogenheiten aus der Vergangenheit hat der Engländer auf dieser Scheibe den Gesang selbst übernommen. Und seine Stimme – selbst wenn er nicht der 'geborene' Sänger ist – passt perfekt zu diesen Songs. Mit wunderschöner Melodie und jeder Menge Feeling/Lebenserfahrung klagt er bei dem der Platte ihren Namen gebenden Track auf eine Art sein Leid, die so richtig schön unter die Haut geht.

Nachdem auch die restlichen Titel (inklusive des bärenstarken "Once The Spell Is Broken") der ersten Seite überzeugt haben, läutet "Sleeping On The Moon" die zweite Hälfte sehr groovy und wahrscheinlich selbstreflektierend hinsichtlich der eigenen Vergangenheit ein. Mit "Time And Emotion" folgt ein zweites, ebenfalls sehr atmosphärisches und gefühlvolles, Instrumental, bevor die Band bei "Skin And Bones" einen deutlichen Zacken zulegt. Auch hier wird ein unwiderstehlicher Groove-Teppich gelegt, über den Trower dann seinen Gesang und vor allem seine Gitarre fliegen lässst. Der letzte Instrumental-Titel "Buffalo Blues" kommt anschließend sowas von arschcool und relaxt um die Ecke, dass er wie ein Soundtrack zum eigenen Leben wirkt, zu dem man am liebsten ein gutes Glas Rotwein an seiner Seite hat, die Augen schließt und genießt. Den relaxt-bluesigen Abschluss macht dann "Find A Place", ein Stück, das die Platte mit einem erstaunlichen inneren Gleichgewicht und viel Altersweisheit zu Ende führt.

Es mag sicherlich glitzerndere sowie auch explosivere Alben in der Karriere von Robin Trower gegeben haben. "What Lies Beneath" ist alles andere als lautmalerisch, vielmehr ist es ein herrlich unaufgeregtes Album, das seine Kraft aus den Tiefen der Gefühlswelt des Engländers zieht. Es besticht darüber hinaus nicht nur durch die Performance aller Musiker, sondern auch durch die sehr gelungene Produktion und seinen sehr klaren Sound. Darüber hinaus dürfte es für den guten Robin eine sehr befriedigende Erkenntnis gewesen sein, dass er durchaus auch mit seinem Gesang punkten kann bzw. dieser sehr gut zu der Stimmung dieser Stücke passt. Nur ein Jahr später erschien die nächste Platte The Playful Heart, die wie "What Lies Beneath" ebenfalls erstmals auf Vinyl neu bzw. wieder aufgelegt wurde und die wir euch in Kürze hinsichtlich des neuen Formats noch einmal vorstellen werden.

Tolles Album, tolle Musiker, toller warmer und glasklarer Vinyl-Sound … was kann man sich mehr wünschen?


Line-up Robin Trower:

Robin Trower (guitars, vocals)
Livingstone Brown (bass)
Sam Van Essen (drums)
Roger Cotton (organ)
Andrew Haveron (strings)
Clare Hinton (strings)

With:
Chris Taggart (drums – A – #2, B – #2,3)

Tracklist "What Lies Beneath":

Side 1:

  1. Wish You Were Mine
  2. What Lies Beneath
  3. As You Watch Each City Fall (part 1)
  4. As You Watch Each City Fall (part 2)
  5. Freefalll
  6. Once The Spell Is Broken

Side 2:

  1. Sleeping On The Moon
  2. Time And Emotion
  3. Skin And Bones
  4. Buffalo Blues
  5. Find A Place

Gesamtspielzeit: 21:26 (Side 1), 21:04 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2020 (2009)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

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