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Rockenbolle / Der Teufel spielt den Rock’n’Roll – CD-Review

Rockenbolle - "Der Teufel spielt den Rock'n'Roll" - CD-Review

Könnt ihr euch noch erinnern wie es war, als ihr das letzte Mal ungebremst in einen Laternenmast gelaufen seid? Oder von einem Bus überfahren wurdet? Oder zumindest als vollkommen Unbeteiligter am Rande einer Schlägerei unvorbereitet so richtig einen zwischen die Lichter bekommen habt? Falls nicht, dann ist das mittlerweile gar nicht mehr so schlimm, denn wie es sich angefühlt hat, dabei kann euch spätestens jetzt die Hamburger Band Rockenbolle mit ihrem zweiten Album "Der Teufel spielt den Rock’n’Roll" weiterhelfen. Gegründet im Jahr 2004, agierte das Trio bisher in erster Linie als Live-Band. Die Debütscheibe "Alles kann, nichts muss" erschien dann auch erst 2016, wobei erfreulich ist, dass es bis zum zweiten Werk nur noch vier Jahre gedauert hat. Also dann, Vorhang auf für eine gute halbe Stunde Rock’n’Roll bis die Socken qualmen.

Bei Rockenbolle gibts was auf die Nüsse, denn die Hamburger rocken in etwa wie Motörhead ab den 2000ern. Immer nach vorne, kein Blick nach links oder rechts, immer mit vollem Einsatz voll auf die Zwölf. An dieser Stelle sei dann auch eingeschworenen Barclay James Harvest– oder Supertramp-Fans versichert, gar nicht wirklich weiterlesen zu müssen. Ein weiterer sehr passender Vergleich ist das leider einmalige Projekt Romeo Dog und deren (ebenfalls leider) viel zu wenig beachtetes gleichnamiges Album rund um den Rose Tattoo-Gitarristen Pete(r) Wells und den ehemaligen Two Bit Thief-Frontmann Andy Anderson. Heavy Rock, Street- und Punk Rock ist angesagt und das macht der Dreier wirklich verdammt gut. Die Instrumente walzen sowieso schon wie wildgewordene Höllenhunde über einen hinweg und dann kommt auch noch der zwar raue, dafür aber trotzdem melodiöse Gesang hinzu.

Und natürlich kann man hier und da auch die Einflüsse des Dreiers raushören. Beim Genuss von "Road Crew" sprang mir plötzlich Motörheads "Overkill" ins Bewusstsein und wenn wir schon bei der gerade genannten Referenz-Combo sind sei auch erwähnt, dass die Hansestädter deren Nummer "R.A.M.O.N.E.S" gecovert haben. Mit einem Track gleich zwei ihrer Lieblings-Bands abgehandelt … clever! Zu dem Thema 'Zweisprachig' mag jeder seine eigene Meinung haben, der Rezensent ist diesbezüglich nicht begeistert, da das bei ihm immer einen unentschlossenen und nicht einheitlichen Eindruck hinterlässt. Sei’s drum, Rockenbolle bringt in etwa die eine Hälfte der Nummern auf englisch, die andere auf deutsch. Wobei die Heimatsprache quantitativ (gefühlt) leicht die Oberhand behält. Textlich gesehen wird – passend zur Musik – viel geschimpft. Auf alles Mögliche und sehr oft auch nachvollziehbar.

Auf der einen Seite ist es schade, dass die Spielzeit nicht mal die 33-Minuten-Marke erreicht, auf der anderen sei versichert, dass man nach einem Durchlauf der zwölf Tracks erstmal gut bedient ist. Und außerdem wird ja wohl sowieso jeder wissen, wo sich die Repeat-Taste an seinem Player befindet. Rockenbolles "Der Teufel spielt den Rock’n’Roll" kommt frisch, fromm, fröhlich und frei von der Leber weg durch die Boxen geflossen. Vor allem aber ist die Band authentisch, nimmt keine Gefangenen und hat für Poser- oder Pop Punk ganz sicher noch nicht mal ein müdes Lächeln übrig. Und das ist sehr gut so!

Sollte unbedingt jeder anchecken, der sich nicht mehr erinnern kann wie es sich anfühlt, mal im Suff ungebremst in einen Laternenmast gelaufen bzw. von einem Bus überfahren worden zu sein oder als vollkommen Unbeteiligter … naja, ihr wisst schon, was ich meine!


Line-up Rockenbolle:

Krille (guitars, vocals)
Olli (bass, vocals)
Kay (drums)

Tracklist "Der Teufel spielt den Rock’n’Roll":

  1. Fear In My Balls
  2. Rock Bitch
  3. Der Teufel spielt den Rock’n’Roll
  4. Peacemaker
  5. Jenseits der Stille
  6. Bestie Mensch
  7. Roadcrew
  8. Überschallblues
  9. Nothing Is Real
  10. Way Of Life
  11. Nicht dein Tag
  12. R.A.M.O.N.E.S

Gesamtspielzeit: 32:25, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Krille

    Schönes review…man merkt, dass da mal jemand richtig reingehört hat! 🙂

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