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Rockolith / Hot Summer Dreams – CD-Review

Rockolith - "Hot Summer Dreams" - CD-Review

Mein lieber Herr Gesangsverein, da wird aber ganz schön tief in den Kisten gekramt in der letzten Zeit. Ähnlich wie das erst vor kurzem vorgestellte Album Distant Land von Kozmic Landing (das 13 Jahre auf dem Buckel hatte), kommt nun die aus den USA stammende Band Rockolith um die Ecke und überrascht mit einer Scheibe, die bereits vor 29 Jahren, also 1991 eingespielt wurde. Wie’s kommt? Die Freundschaft von Greg Haag und Scott Eickhoff geht sogar schon vierzig Jahre zurück, als sie zum ersten Mal zusammen Musik machten. 1980 war das, und wie es so geht im Leben, verloren die beiden sich zwischendurch immer mal wieder aus den Augen, wohnten dann für eine Zeit recht unweit voneinander weg, bis einer von Ihnen erneut die Koffer packte und in einen anderen Bundesstaat der US of A zog.

1991 war es also, als der damals in Milwaukee, Wisconsin beheimatete Greg Haag seinen alten Kumpel Scott in Omaha, Nebraska besuchte und den Sommer dort verbrachte. Dieser hatte bereits Jahre mit dem Tastenmann Dave Sutton in Bands gespielt und da die drei Musiker sowieso nichts lieber taten, nahmen sie eben mal ein Album mit elf Eigenkompositionen auf. Die sauren Äpfel in die sie beißen mussten waren zum einen von der Sorte, dass kein Schlagzeuger zur Hand war und zum anderen, dass für die Aufnahmen lediglich eine 4-Track-Maschine zur Verfügung stand. Nichtsdestotrotz steckten die Amerikaner viel Akribie und Sorgfalt in die Aufnahmen, die vor nicht allzu langer Zeit neu bearbeitet und nun also veröffentlicht wurden. Um es aber mal gleich vorweg zu nehmen, kommt der Sound leider nach wie vor nicht über Demo-Qualität hinaus.

Stilistisch bewegt sich das Trio irgendwo in der Schnittmenge von Tom Petty, Boston, Billy Joel und The Traveling Wilburys. Die einzelnen Tracks sind auch durchaus gar nicht mal von der Hand zu weisen, das Große Ganze kränkelt dann aber doch an ein paar Feinheiten. Da ist zum Beispiel der Gesang von Haag, den man aufgrund seiner gewissen Eigenwilligkeit schon mögen muss. Den Verfasser dieser Zeilen haut er nicht unbedingt vom Hocker, ebenso wie die von einer Drum Machine stammende Percussion, die noch ein Überbleibsel aus den unglückseligen Achtzigern gewesen zu sein scheint. Was man der Band aber lassen muss, ist dass sie durchaus ein feines Händchen für richtig gute Melodien hatte, beispielsweise bei "On The Line", das durch feine Gitarrenlinien und einen coolen Refrain zu überzeugen weiß.

Nicht jedes Stück (wie das etwas ärgerliche "I Wanna Know") kann überzeugen, aber da sind auch richtige gute mit dabei. "I Don’t Really Know It All" etwa funktioniert wunderbar und wäre der Sound besser, dann wäre das eine tolle Angelegenheit. Wer musikalisch heraussticht, ist ganz klar der Gitarrist Scott Eickhoff (der sich mit Greg Haag auch den Bass geteilt hat), der immer wieder ganz feine Licks und Melodien zaubert.

Letzten Endes ist "Hot Summer Dreams" von Rockolith eine etwas zwiespältige Angelegenheit. Das Album wird einerseits duchaus Freunde finden, andere Rockfans jedoch eher kalt lassen.


Line-up Rockolith:

Greg Haag (bass, acoustic guitars, lead & background vocals)
Scott Eickhoff (lead-, rhythm- & slide guitars, bass, drum programming, background vocals)
David V. Sutton (piano, trombone, background vocals)

Tracklist "Hot Summer Dreams":

  1. Word On The Street
  2. Broken Wheel
  3. On The Line
  4. Livin' It Up (Jack’s Song)
  5. I Wanna Know
  6. I Don’t Really Know It All
  7. Sandra
  8. Let Her Go Her Own Way
  9. Because You’re Hot
  10. Undeniably Beautiful
  11. Hot Summer Dreams

Gesamtspielzeit: 39:31, Erscheinungsjahr: 2020 (1991)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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