"Old Tenement Man" ist bis zu diesem Zeitpunkt Rodney DeCroos siebtes Album.
Wie bei Campfires On The Moon, dem Vorgänger der vorliegenden Platte, beschränkt sich der kanadische Künstler grundsätzlich wieder nur auf zwei weitere Begleitmusiker. Es sind Lorrie Matheson sowie Chris Dadge.
Für zwei Songs ("In The Backrooms Of The Romance", "The Barrel Has A Dark Eye") wirken einerseits der Gitarrist Tim Leacock und andererseits Joe McCaffery mit. So gesehen darf man sich abermals auf eine sehr persönliche Scheibe freuen. Vorausgesetzt, der musikalische Inhalt begeistert.
»[…] In der Ruhe liegt die Kraft.« So hieß es am Ende der "Campfire On The Moon"-Rezension. Im Vergleich dazu rockt Herr DeCroo jetzt richtig gut und nicht nur einmal.
So findet man sich beim Hören zwischen lyrisch-nachdenklichen und trocken-rockenden Stimmungen. Der Singer-/Songwriter driftet zeitweise sogar bis in die Alternative Music. So wird man bereits im Opener Zeuge davon, wie sich Rodney DeCroo mit verzerrtem Gitarrensound aus den musikalischen Gefilden des ihm angestammten Genres bewegt und "Jack Taylor" ist sehr überzeugend dargeboten.
Interessant ist die Erwähnung von Lou Reed in einem Songtitel. Genauer heißt er "Lou Reed On The Radio". Der Protagonist singt zu einem mäßig-punkigen Ambiente von »[…] sounds like everyone I know […]« oder »[…] you always had the words to say […]«, was darauf hindeutet, dass sich hier primär alles um eine Beziehungskiste dreht. Das Stelldichein hat der Künstler in eine richtig gute musikalische Umgebung verpflanzt. Und ab geht die Post.
Bei "Like Jacob When Fe Felt The Angel’s Touch" verkleidet Rodney DeCroo seine Stimme in die eines aus der Ferne klingenden Lou Reed. Auch hier darf man sich auf ein hörenswertes Outfit freuen. Besonders gefallen diese als Kontrast zu den Keyboard-Retro-Szenarien gesetzten scharfen Gitarrenriffs. Klasse Lied, tolles Arrangement.
Flott und mit Tim Leacock an der elektrischen Gitarre geht es weiter mit "In The Bedrooms Of The Romance", einem Song der eine herrliche Rückspiegel-Stimmung vermittelt. Auch dabei steht der Name Rodney DeCroo für Qualität. Das die Scheibe abschließende "A Barrel Has A Dark Eye", bei dem Joe McCaffery in die Saiten greift, ist nicht minder rockend, nur vermittelt diese Nummer eine nachdenklichere Atmosphäre. Alles in allem ein toller Schlusspunkt.
"Radio" vermittelt uns den lyrisch-melancholischen Musiker, der mit der geschulterten akustischen Gitarre sein Inneres nach außen kehrt und in dieser Weise ebenfalls besticht. Einfachheit ist Trumpf und kommt sehr gut an. Phasenweise lässt Lorrie Matheson, der das Album auch produziert und gemixt hat, die Keyboards klingen wie ein Harmonium.
Das verspielte, mit einem Kinderlied liebäugelnde, "Little Hunger" macht quasi Appetit auf mehr. Bei entspannte Stimmung durch und durch ist dieses Lied ein kleiner Ausreißer, aber ein guter.
In "Ariel" begleitet uns eine knarzige E-Gitarre durch den Track und "Half Blind Crow" trotzt dem aus unterschiedlichen Richtungen wehenden Wind.
Rodney DeCroo hat mit "Old Tenement Man" ein richtig gutes Album veröffentlicht. Dabei sind Blicke über den Tellerrand des Genres erlaubt und gelungen.
Line-up Rodney DeCroo:
Rodney DeCroo (guitar, vocals)
Lorrie Matheson (guitar, keyboards, bass)
Chris Dadge (drums)
With:
Tim Leacock (electric guitar – #8)
Joe McCaffery (electric guitar – #13)
Tracklist "Old Tenement Man":
- Jack Taylor
- Jacob’s Well
- Ten Thounsand Feet Tall
- I’ve Got A Mirror, I’ve Got A Gun
- Lou Reed On The Radio
- Radio
- Like Jacob When He Felt The Angel’s Touch
- In The Backrooms Of The Romance
- When It’s Everything
- Little Hunger
- Ariel
- Half Blind Crow
- The Barrel Has A Dark Eye
Gesamtspielzeit: 49:10, Erscheinungsjahr: 2017
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