»Italians rock it better!« hat sich der Südländer Romano Nervoso mal ganz selbstbewusst auf die Fahnen geschrieben. Große Worte, mit denen man natürlich immer auch mal Schiffbruch erleiden kann. Aber um da umgehend ein bisschen Luft raus zu nehmen, darf ich gleich sagen, dass der Italiener immer auch mit einem breiten Grinsen und zwinkernden Auge durch die Gegend rennt. Sprich, man sollte dem Mann, seiner Musik und seinen Sprüchen nicht allzu bierernst und verkniffen gegenüber treten. Bei "I Don’t Trust Anybody Who Doesn’t Like Rock’n’Roll" handelt es sich mittlerweile um das bereits sechste Album Nervosos, für das er sich dieses Mal von belgischen Musikern unterstützen ließ. Aufgenommen in Belgien, abgemischt in Schweden und gemastert in der Heimat Italien – na, wenn das mal kein bunter Mix ist. Und wenn die insgesamt zehn neuen Tracks jetzt noch ebenso viel Abwechslung bieten wie das ganze Drumherum verspricht, dann kann ja nichts mehr schief gehen.
Wo der Hammer auf "I Don’t Trust Anybody Who Doesn’t Like Rock’n’Roll" hängt, macht gleich der Opener "American Dream" klar. Ein straight nach vorne rockendes Gitarren-Riff und die ebenso kompromisslose Rhythmus-Maschine bestehend aus Bass und Schlagzeug haben ordentlich Zug. Neben den Vocals von Nervoso schleichen sich immer wieder auch »Hu-hu-hu«-Background-Gesänge ein, die dem punkigen Track einen Hauch von Glam verleihen. "Rather Kill A Man" setzt die eingeschlagene Linie nahtlos fort. Romano Nervoso praktiziert die eher altmodische Art des Punk Rock, sprich die Ramones-Variante. Da steckt unglaublich viel Rock’n’Roll drin, schnell und 'dreckig' gespielt, während der Gesang mal mehr und mal weniger aggressiv ausfällt. Zum ersten Mal etwas Gas raus genommen wird dann bei "Don’t Wanna Be Your Toy", das sich im Midtempo-Rock aufhält. Das Lebensmotto eines echten Rockers hat der Italiener in Form von "Sex, Drugs, Rock’n’Roll & Dolce Vita" sogar noch um einen Punkt erweitert, was diesem auch keineswegs schadet.
Nach noch nicht mal einer halben Stunde ist der Spaß allerdings schon wieder vorbei. Vielleicht ganz bewusst, da die Variationen der zehn Tracks sowieso nicht besonders groß waren, aber zwei oder drei Nummern mehr hätten es schon sein dürfen. Ein echt cooler Rocker ist "Thursday Night Fever (At The Rockerill)" mit seinen clever gesetzten Riffs und insgesamt variablerem Arrangement. Mein persönlicher Favorit. Dazu kommen "Blues Is The Teacher", "Televised" und die wohl langsamste Nummer "Looking For Sun" (mit teilweise italienischem Text), die ich dann auch als Anspieltipps empfehlen möchte. Bei dem bluesigen "In My Mind" ist als Gastsängerin B.J. Scott am Start und "Meet The 300 Sicilians" beendet die Scheibe dann mit einem Touch von Desert Rock.
Romano Nervoso ist mit "I Don’t Trust Anybody Who Doesn’t Like "Rock’n’Roll" ein cooles, kurzweiliges Punk-/Glam Rock-Album gelungen, mit dem er das Rad garantiert nicht neu erfunden hat. Aber das wollte er auch gar nicht, weshalb man gewissenhaft attestieren kann: Mission accomplished!
Line-up Romano Nervoso:
Romano Nervoso (lead vocals)
Ruggero Catania (guitars)
Gregory Chainis (guitars)
Fabrice Giacinto (bass)
Lucas Lepori (drums)
With:
Angelo Gruttadauria (keyboards)
B.J. Scott (vocals – #9)
Stefano 'Piri' Colosimo (whistles – #10)
Tracklist "I Don’t Trust Anybody Who Doesn’t Like Rock’n’Roll":
- American Dream
- Rather Kill A Man
- Televised
- Blues Is The Teacher
- Don’t Wanna Be Your Toy
- Thursday Night Fever (At The Rockerill)
- Sex, Drugs, Rock’n’Roll & Dolce Vita
- Looking For Sun
- In My Mind (feat. B.J. Scott)
- Meet The 300 Sicilians
Gesamtspielzeit: 28:36, Erscheinungsjahr: 2018
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