Auf den in jährlicher Folge veröffentlichten Stormy Monday Records-Samplern war bei Artist Collection No. 11 bereits eine vorzügliche Kostprobe der Formation Ronchi, Wendling, Maass zu genießen. "Have Mercy"-Slow Blues kombiniert das Trio mit einer ordentlichen Portion Gospel im Gesang.
Das bei Stormy Monday Records erschienene Album "Soul Mining" ist eine »[…] Produktion von RBB Kulturradio […]«
Weiterhin steht auf der Digipak-Rückseite: »Dieses Album war die erste Bluesproduktion im RBB Kulturradio. Unser besonderer Dank gilt dem Tonmeister Wolfgang Hoff, der die Aufnahmen betreut hat und uns Sicherheit gegeben hat. Er hat die Fertigstellung des Albums nicht mehr miterlebt. Es war seine allererste Blues Produktion. […]«
Neben der "Have Mercy"-Eigenkomposition bedient sich das Trio aus dem riesigen Vorrat an Blues-Songs beziehungsweise Traditionals.
Die Väter der Cover-Lieder sind unter anderem Blind Willie Johnson, Mississippi John Hurt oder Son House. Bei den Fremdkompositionen stellt sich nicht die Frage, wie oft man diese schon gehört hat, sondern ob die Bands/Künstler den Tracks neue, persönliche Facetten verpassen.
"Nobody’s Fault But Mine", "Death Letter Blues" oder "Hip Shake" dürften bei Blues-Begeisterten bekannt sein. "The House Of The Rising Sun" verfügt über eine breitere Öffentlichkeit.
Was Stefano Ronchi, Klaas Wendling sowie Micha Maass auf der vorliegenden Platte, produziert von Ulf Drechsel, abliefern, ist Blues der bemerkenswerten Art. Die Spielarten des Genres seien mit eingeschlossen. Es gibt hier keinen Track, der aus dem eng geknüpften Raster der Kritik herausfällt. Ob flott oder sinnlich, das Trio mit dem »[…] Wahlberliner […]« Stefano Ronchi verwandelt die Emotionalität des Zwölftakters zu einem hell scheinenden Stern am Firmament.
Dabei ist der "Have Mercy"-Gospel nur ein Beispiel für die Qualität der Platte.
Bei "Nobody’s Fault But Mine" liegt die Kraft des Ronchi, Wendling, Maass-Blues in der Entschleunigung der Nummer. Gesanglich außerhalb jeder Kritik ist die Hingabe, die innige Harmonie mit dem Blues ein Qualitätsmerkmal des Trios. So wird "Soul Mining" zu einem Gesamtkunstwerk der drei Künstler.
Von Entschleunigung sprechend, muss auch "The House Of The Rising Sun" genannt werden. Okay, man kann nicht alle Interpretationen dieses Traditionals kennen, aber hier definiert die Band diesen Klassiker neu. Alleine schon der beseelte Beginn lässt die Ohren spitzen. Die Akzente dieses Liedes werden definitiv runderneuert. Eine Version, in die man sich richtig reinhören muss.
Gleich danach lockert die Gruppe die Tempo-Zügel und bringt ein toll groovendes Slim Harpo-"Hip Shake" an den Hörer. Alle drei Musiker sind Meister auf ihren Instrumenten. Herrlich, welche Farbe Kontrabasser Klaas Wendling ins Spiel bringt und Micha Maass auch mit wenigen Mitteln tolle Rhythmen gestaltet.
So gibt man dem Platten-Abschluss "(You Got To Walk) The Lonesome Valley" einen Country-Charakter, der durch die phasenweise im Slide-Modus vorgetragene akustische Gitarre Verstärkung bekommt.
Auch der "Death Letter Blues" bekommt in den Händen der Musiker eine andere Färbung, die durchaus noch eine Portion rau-düsterer wirkt, als es Son House seinerzeit spielte.
Bei einem Album wie "Soul Mining" muss in dieser Rezension nicht jedes Lied Erwähnung finden.
Wie im Informationsblatt zur Scheibe steht, hat der Initiator und Produzent Ulf Drechsel »[…] bei einem Konzert das Potential der Trios Ronchi, Wendling, Maass entdeckt […]« und so darf sich der Blues-Fan über ein hochklassiges Album freuen.
Line-up Ronchi, Wendling, Maass:
Stefano Ronchi (guitar, vocals)
Klaas Wendling (upright bass)
Micha Maass (drums)
Tracklist "Soul Mining":
- You Gonny Need Sombody On Your Bond (5:51)
- Get Right Chruch (4:04)
- Have Mercy (3:53)
- Nobody’s Fault But Mine (4:37)
- Kokomo Ma Baby (4:08)
- Death Letter Blues (5:55)
- The House Of The Rising Sun (6:09)
- Hip Shake (3:07)
- (You Got To Walk) That Lonesome Valley (5:07)
Gesamtspielzeit: 42:54, Erscheinungsjahr: 2019
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