Die musikalischen Stationen von Ronnie James Dio sind weitesgehend bekannt, sein Qualitätsanspruch an Musik und auch einige Anekdoten – aber es ist doch etwas anderes, die Ereignisse aus seiner eigenen Sicht geschildert zu bekommen.
2021 – elf Jahre nach seinem Tod (16.05.2010) – erscheint nun seine Autobiografie "Rainbow In The Dark". Diese hatte er 2009 begonnen als er von seiner Krebserkrankung erfuhr, wobei es ihm nicht ganz gelang, fertig zu werden. Wendy Dio und Musikjournalist Mick Wall hatten sie ein paar Jahre später beendet / ergänzt (außerdem steuerte neben Wendy unter anderem Anna Padavona Bilder bei). Wendy war erst einmal am Trauern, beschloss dann doch das Werk zu veröffentlichen. Dieses deckt nicht das ganze Leben von Ronnie ab, was von Anfang an auch gar nicht geplant war, sondern endet mit dem Auftritt im Madison Square Garden am 20.06.1986, etwas von dem er schon als Kind geträumt hatte.
Ronnie James Dio wuchs mit seiner Familie (zu der auch die Großmutter gehörte, die sich mit der Handgeste Mano Cornuta gegen Böses schützte) in einem italienischen Viertel als Ronald Padovano bzw. Padavona in Cortland im US-Bundesstaat New York auf.
Sein musikalischer Weg begann, als er von seinem Vater eine Trompete geschenkt bekam, vorher hatte der Junge eher an Baseball gedacht. Bald schon spielte er in Schulbands und hatte erste Live-Auftritte. Ronnie war das wichtig, er übte viel. Als die Jugendlichen merkten, dass Gruppen mit Gesang besser ankamen, wurde er ausgewählt, dies zu übernehmen, da sich herausstellte, dass er es am besten konnte.
Es folgte eine abenteuerliche Zeit in einigen Bands mit wechselnden Musikern und wechselnden Namen (diese aufzuführen würde hier den Rahmen sprengen). Ronnie gab sich selbst den Nachnamen Dio, was zu Fragen führte, ob er mit dem Mafioso Johnny Dio verwandt sei. Er gab sich dann als dessen Neffe aus, hatte allerdings Angst, dies könne negative Konsequenzen haben. In seiner ehrlichen Art verschweigt Ronnie auch die dunklen Momente nicht, weder die (Jugend-) Sünden noch schockierende Erlebnisse mit Verkehrsunfällen.
Ronnie Dio & The Prophets, aus denen The Electric Elves, später Elf wurden, waren die ersten Schritte zum Erfolg. An einem Abend sahen Ian Paice und Roger Glover einen Auftritt der Band, was zu einem Plattenvertrag und Supportslot für Deep Purple führte. 1972 erschien das Debüt von Elf, auf dem Ronnie den Elfen darstellte, gewollt als eher unheimliches Wesen.
Nun waren Kontakte mit bekannten Musikern geknüpft. Der nächste Schritt begann damit, dass Ritchie Blackmore, der mit der damaligen Entwicklung von Deep Purple nicht zufrieden war, Ronnie bat, für ihn eine Coverversion des Songs "Black Sheep Of The Family" einzusingen. Es blieb nicht bei dieser einen Zusammenarbeit, schon bald wurde daraus Ritchies Soloprojekt Rainbow (die Inspiration zu diesem Namen kam vom Club Rainbow Bar & Grill in Los Angeles, dem Ort, an dem Ronnie auch seine spätere Ehefrau und Managerin Wendy kennenlernte, schön, dass dies im Buch auch von ihrer Seite geschildert wird).
Ronnie schrieb die Texte und Gesangsmelodien, Ritchie komponierte Songs, die sich zwischen Rock und mittelalterlichem Flair bewegten. Trotz Verkürzung des Bandnamens auf Rainbow (ab Rising) war und blieb klar, wer das Sagen in der Band hatte, auch gerade was Line-up Entscheidungen betraf, was nicht nur die anderen ehemaligen Elf-Musiker feststellen mussten. Ronnie allerdings ging selbst, nach Streitigkeiten über die kommende musikalische und inhaltliche Ausrichtung, da Ritchie kommerziell erfolgreicher sein wollte.
Als er noch am Überlegen war, ob er eine Solo-Karriere anstreben sollte, traf er Tony Iommi, der ähnliche Gedanken hegte, nachdem sich Black Sabbath von Ozzy Osbourne getrennt hatten. Die Sache endete damit, dass Ronnie (wenn auch mit Bedenken) neuer Sänger von Black Sabbath wurde. "Heaven And Hell" erschien – es gab eine Zeit mit gemeinsamem, kreativem Songwriting, großen Live-Shows und Chartplatzierungen. Laut seiner Aussage führte Ronnie damals das berühmte Handzeichen (Mano Cornuta) ein, das Publikum grüßte so zurück, alles schien gut zu laufen. Jedoch konnte die Geste nicht die inneren Konflikte der Band abwenden, die schon beim Nachfolger "Mob Rules" hervorkamen.
Doch Dio hatte schon einen Solo-Vertrag unterzeichnet. Mitmusiker zu finden war für ihn kein Problem, alte Kollegen fragen, neue Leute antesten, die sich bewarben. Schnell stand das Line-up, entstanden Songs für das Debüt "Holy Diver". Alle Ängste, ob dieses ankommen würde, waren unbegründet, die Band Dio legte einen guten Start hin. Mit "The Last In Line" ließ sich das noch steigern. Aber auch in seiner eigenen Band hatte Ronnie mit Unstimmigkeiten zwischen den Musikern zu kämpfen, nur war er selbst dieses Mal der Chef (unterstützt von Wendy). Dennoch wuchs der Erfolg und mit "Sacred Heart" war Dio im Bereich der Headliner angekommen, die eine gigantische Show bieten konnten (inklusive Drache auf der Bühne) – diese wurde auch auf DVD veröffentlicht und ich durfte sie damals in Offenbach erleben.
Damit, bzw. den Aufnahmen zur Benefiz-Single "We’re Stars", endet das Buch.
Fazit: Ronnie James Dio war nicht nur ein begabter Textschreiber, auch sein Leben schildert er detailreich und ehrlich (die guten und die weniger guten Erlebnisse, darunter auch einiges, was in Hotels und / oder Backstage passierte). Dies fällt ihm leicht, da er keine harten Drogen nahm, dazu vielseitig interessiert und belesen war. Es fallen einige Namen, die Zahl der Musiker, mit denen er zu tun hatte, ist nicht gering. Dabei war er stets zielstrebig, wollte seinen Fans das Bestmögliche geben. Schön, dass er dafür eine starke Frau an seiner Seite gefunden hatte, die ihn als Ehefrau und später als Managerin unterstützte (er überließ ihr gerne die finanziellen Sachen) – und ebenfalls gut, dass sie in dem Buch mehrmals aus ihrer Sicht die Ereignisse kommentiert.
Ein wenig schade ist lediglich, dass diese Autobiografie in den 80ern aufhört. Aber vielleicht bringt Wendy irgendwann eine Fortsetzung heraus … würde mich freuen, diese lesen zu können …
Inhalt:
- Vorwort von Wendy Dio
Auftakt - Kapitel 1: Rock’n’Roll Children
- Kapitel 2: Stand Up And Shout
- Kapitel 3: Vegas Kings
- Kapitel 4: Onkel Johnny
- Kapitel 5: Die Rache der Spinne
- Kapitel 6: Electric Elves
- Kapitel 7: Purple Daze
- Kapitel 8: L.A. 59
- Kapitel 9: Ritchie Blackmore’s Rainbow
- Kapitel 10: Starstruck
- Kapitel 11: Wendys Song
- Kapitel 12: Kill The King
- Kapitel 13: Called By The Toll Of The Bell
- Kapitel 14: West Of Wonder
- Kapitel 15: A Rainbow In The Dark
- Kapitel 16: We Rock
- Kapitel 17: Hungry For Heaven
Angaben zum Buch:
- "Rainbow In The Dark" – die Autobiografie
- Autoren: Ronnie James Dio, Wendy Dio, Mick Wall
- Deutsche Fassung:
- Verlag: Iron Pages Books
- Erscheinungsjahr: 2021
- Preis 21,90 Euro
- ISBN 978 3-940822-15-4
- 224 Seiten
Neueste Kommentare