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Rory Gallagher / Blues – 3-CD-Review

Rory Gallaghers "Blues" kam in verschiedenen Versionen auf den Markt.
»[…] Zu den einzelnen Editionen zählen eine 1CD oder 2LP-Version mit 16 Titeln, eine limitierte blaue Doppel-Vinyl (ebenfalls 16 Songs) und eine umfangreiche 3CD-Version mit 36 Tracks […]«
Zur Tripel-CD heißt es: »[…] Die Deluxe-Version enthält nahezu 90% unveröffentlichtes Material […]«.

Den irischen Blues-Meister-Gitarristen Rory Gallagher muss man hier wohl niemandem ausführlich vorstellen. In der Deluxe-Version übernimmt das im achtzehnseitigen Booklet, mit bisher unveröffentlichten Fotos, der renommierte Autor Jas Obrecht.
Relativ kurzlebig war die Zeit mit Taste (1966-1970).
Danach machte Rory Gallagher eine beeindruckende Solo-Karriere.
Das Mastering der vorliegenden Platten übernahm Frank Arkwright in den Abbey Road Studios.
Neben dem Protagonisten als Songwriter tauchen unter anderem Namen wie Tony Joe White, Sleepy John Estes, Willie Dixon, Peter Green, Muddy Waters oder John Lee Hooker auf.

Jede der drei CDs umfasst zwölf Songs und mit dem Booklet hält der Hörer einen weiteren sozusagen Bonus in der Hand.
Schon die erste Scheibe versetzt einen in den Zustand der Begeisterung. Die Freunde der Slide-Gitarren werden – auf allen drei Platten – sehr gut bedient.
Los geht es damit schon im Opener "Don’t Start Me Talkin'", einer Nummer von Sonny Boy Williamson. Klasse Blues Rock ist angesagt, eingetütet in rauer, aber herrlich groovender Verpackung. Dieser Track schärft die Aufmerksamkeit.

Es gibt nicht wenige Songs bei denen, neben der Rhythmusabteilung, auch Pianoklänge zu hören sind. Schön, dass in der abermals groovenden Sonny Thompson-Komposition zum Beispiel Lou Martin, der ab "Blueprint" im Line-up war, einen herrlichen Solo-Lauf hinlegt. Man kann die 12-Takter-Energie förmlich spüren.
Beim Traditional "I Could’ve Had Religion" gleitet das Bottleneck über die Saiten und kreuzt sich mit der vom Protagonisten gespielten Harp. Dieser langsamere Blues zeigt, wie tief der Ire im Blues verwurzelt war. Bei diesem Lied bildet sich so etwas wie ein Stau, denn man ertappt sich dabei, die Repeat-Taste häufiger zu benutzen.
Bei "As The Crow Flies" von Tony Joe White gibt es in der Rory Gallagher-Lesung eine volle Breitseite Slide-Gitarre. Rustikaler Blues, extrem gut!

Auf der Zielgeraden der ersten CD erwarten uns weitere Highlights, wie zum Beispiel der umwerfende Slow Blues "Should’ve Learnt My Lesson" oder das im Mandolinen-Country Blues dahin fließende "Leaving Town Blues". Perfekt!
Bei "Drop Me A Line" singt Lonnie Donegan die Lead Vocals und Leo Sayer spielt die Harp. Tolle Nummer! In einem ganz großen Line-up-Besteck kommt "I’m Ready" daher. Muddy Waters ist mit von der Partie und singt auch seine Komposition. Die vierköpfige Brass-Section macht im Hintergrund Dampf und der expressive "Bullfrog Blues" in Rock’n’Roll-Auslage und einem fast schon zügellosen Keyboarder Lou Martin macht dann endgültig einen fetten Haken unter die erste Platte.

Hinein in die zweite Scheibe.
Weiter geht es mit Outtakes und bisher unveröffentlichten Songs. Wer sich Zeit für gute Musik nimmt, macht keine Pause.
Rory Gallagher auf der akustischen Gitarre und solo, zumindest mit wenigen Ausnahmen. Oh, wie unterhaltsam ist auch diese Platte.
Der "Loanshark Blues", »[…] played on the National for German television […]«, offenbart hier nicht zum ersten Mal die raue Seite des Bluesers und der sorgt für Alarm auf seinem Arbeitsgerät. Beim "Prison Blues" haben wir es mit einer bisher unveröffentlichten Aufnahme zu tun. Begleitet von Lou Martin am Piano entführt man uns in einen Juke Joint, der nicht unbedingt längs des Mississippi stehen muss. Ganz feine Sache! Im "Pistol Slapper Blues" dominieren Fingerpicking sowie der Country Blues. Ursprünglich und authentisch erleben wir den Musiker, der das Mittelstück der Veröffentlichung ohne Probleme höchst unterhaltsam füllt.
Die Suche nach Highlights ist im Endeffekt gar keine, denn alle Songs sind Perlen.

Der Boogie in "Secret Agent" setzt die Fußwippe in Gang und da haut John Lee Hookers "Want Ad Blues" in die gleiche Blues-Kerbe. Perfekt! Muddy Waters' "Can’t Be Satisfied" hat durchaus etwas von einer "Rollin' And Tumblin'"-Stimmung.
Ein Hammer von akustischem Zwölftakter krönt die zweite Scheibe. "Walkin' Blues" von Son House mit Mark Feltham an der Harp ist Sensibilität und Lebhaftigkeit in einer Person. Super!

Nach einer guten dreiviertel Stunde akustischer Musik kommen schließlich noch satte fünfundsiebzig Minuten Live-Blues dran.
Auch hier gibt es eine bisher unveröffentlichte Song-Begegnung bei einem Rockpalast-Auftritt mit Jack Bruce. Der Albert King-Klassiker Born Under A Bad Sign steht auf dem Programm. Welch ein Blues-Festival! Gleich danach hören wir Rory Gallagher gemeinsam mit dem King in "You Upset Me Baby". Beide Tracks bringen auf ihre Art den rockenden Blues ans Ohr und bei dem zweiten Stück freut man sich nochmals über fetzig zupackende Bläser.
Aus meiner Sicht etwas ganz Besonderes ist "Comin' Home Baby" von einem Konzert gemeinsam mit Chris Barber. Gitarren-Exkurse, Posaune sowie eine klasse Band bringen tolle Stimmung in die vier Wände und wie toll kann man sich an "Messin' With The Kid" laben.
Wie toll Rory Gallagher bei Konzerten war, weiß wohl jeder und genau diese Vielfalt reflektiert die letzte Scheibe des Trios.
Durch dieses Album wird auch der Vorbild-Charakter Rory Gallaghers für viele andere Musiker zementiert.
Dynamik, Präsenz, Feeling und Abwechslung bringen es auf den Punkt.
Gut, besser, "Blues". Dieser Dreierpack ist ein Highlight!
In diesem Sinn …


Line-up Rory Gallagher:

Rory Gallagher (guitar, vocals, harmonica, mandolin)
Gerry McAvoy (bass – CD1 – #1-8,11, CD3 – #1-8)
Jim Leverton (bass – CD1 – #9)
Alan Jones (bass – CD1 – #10)
Rick Grech (bass – CD1 – #11)
Jack Bruce (bass – CD3 – #9, vocals – CD3 – #9)
Lonnie Turner (bass – CD3 – #10)
Vic Pitt (bass – CD3 – #11)
Brendan O’Neil (drums – CD1 – #1,4, CD3 – #1-9)
Rod de’Ath (drums – CD1 – #2,3,5-8,12)
Richard Newman (drums – CD1 – #9)
Henry Spinnetti (drums – CD1 – #10)
Herbie Lovelle (drums – CD1 – #11)
Joe Turner (drums – CD3 – #10)
Alan 'Sticky' Wickett (drums – CD3 – #11)
Bob Andrews (piano – CD1 – #1)
Lou Martin (piano – CD1 – #2,3,6-8, CD3 – #5-8, guitar – CD1 – #5, keyboards – CD1 – #12, CD2 – #3,6)
Zoot Money (piano – CD1 – #10)
Georgie Fame (piano – #CD1 – #11)
Geraint Watkins (piano – CD3 – #9)
James Washington (keyboards – CD3 – #10)
Lonnie Donagan (vocals – CD1 – #10)
Muddy Waters (vocals – CD1 – #11)
Roger McKew (acoustic guitar – CD1 – #10)
Sammy Lawhorn (guitar – CD1 – #11)
Albert King (guitar – CD3 – #10, vocals – CD3 – #10)
Jon Slaughter (guitar – CD3 – #11)
Leo Sayer (harmonica – CD1 – #10)
Carey Bell Harmington (harmonica – CD1 – #11)
Mark Feltham (harmonica – CD2 – #12, CD3 – #4,9)
Ernie Royal (brass – CD1 – #11)
Joe Newman (brass – CD1 – #11)
Garnett Brown (brass – CD1 – #11)
Seldon Powell (brass – CD1 – #11)
Nate Fitzgerald (horns – CD3 – #10)
Steve Wilson (horns – CD3 – #10)
Wayne Preston (horns – CD3 – #10)
Chris Barber (trombone – CD3 – #11)

Tracklist "Blues":

CD 1:

  1. Don’t Start Me Talkin'
  2. Nothin' But The Devil
  3. Tore Down
  4. Off The Handle
  5. I Could’ve had Religion
  6. As The Crow Flies
  7. A Million Miles Away
  8. Should’ve Learnt My Lesson
  9. Leaving Town Blues
  10. Drop Down Baby
  11. I’m Ready
  12. Bullfrog Blues

CD 2:

  1. Who’s That Coming
  2. Should’ve Learnt My Lesson
  3. Prison Blues
  4. Secret Agent
  5. Blow Wind Blow
  6. Bankers Blues
  7. Whole Lot Of People
  8. Loanshark Blues
  9. Pistol Slapper Blues
  10. Can’t Be Satisfied
  11. Want Ad Blues
  12. Walkin' Blues

CD 3:

  1. When My Baby She Left Me
  2. Nothin' But The Devil
  3. What In The World
  4. I Wonder Who
  5. Messin' With The Kid
  6. Tore Down
  7. Garbage Man Blues
  8. All Around Man
  9. Born Under A Bad Sign
  10. You Upset Me Baby
  11. Comin' Home Baby
  12. Rory Takling Blues

Gesamtspielzeit: 64:13 (CD1), 47:06 (CD2), 75:18 (CD3), Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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