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Rose Tattoo / Assault & Battery – CD-Review

CD-Review-Rose Tattoo-Assault & Battery

Erst vor kurzem konnten wir euch hier die Neuauflage des Debütalbums der australischen (Hard-)Rocker Rose Tattoo vorstellen. Eine großartige Scheibe aus dem Jahr 1978, zu der ich mit den Worten »Eine Platte für die Ewigkeit!« schloss. Danach dauerte es allerdings geschlagene drei Jahre, bis der Nachfolger in den Regalen stand. Was war passiert? Die Musiker hatten sich bereits im Studio verschanzt um das zweite Werk einzuspielen, als es zu den berühmt berüchtigten und allseits verbreiteten 'musikalischen Differenzen' kam, was zum Ausstieg des Gitarristen Mick Cocks führte. So kannte ich die Geschichte zumindest bisher aus Angry Anderson-Statements, im Booklet wird von Malcolm Dome (der sicherlich näher dran und aktueller informiert ist) allerdings eine andere Story erzählt (zwei Jahre pausenloses Touren, Geordie Leach statt Mick Cocks war ausgestiegen usw.). Die Tatts hatten dann immer wieder mal andere Gitarristen in der Band (um mal bei der mir bekannten Legende zu bleiben), waren aber nie wirklich glücklich mit ihnen. Und das fast fertig aufgenommene Album blieb auch in der Schublade liegen.

Schließlich gelang es dem verbliebenen Quartett aber, Cocks zur Rückkehr zu bewegen. Von da an ging es wieder mit Volldampf zur Sache, die Albert Studios in Sydney wurden ein weiteres mal gebucht und schließlich auch das zweite Album, "Assault & Battery" eingespielt, das dann 1981 in die Regale der Plattenläden gestellt wurde.

Und damit lieferte Rose Tattoo den zweiten Hammer ihrer Karriere ab. Es gibt zwar Unterschiede zum Debüt, die allerdings in erster Linie den Sound betreffen. Der war nämlich etwas metallischer ausgefallen, inspiriert von entweder modernerer Studiotechnik, wahrscheinlich aber eher von der sich gerade auf dem Höhepunkt befindenden New Wave of British Heavy Metal. Denn dorthin, genauer gesagt London, zog es die Combo nämlich unmittelbar nach Fertigstellung der neuen Scheibe. Schließlich war der Plan kein geringerer, als fortan Europa zu erobern. Musikalisch betrachtet ist "Assault & Battery" um keinen Deut schwächer als sein Vorgänger. Nach wie vor regieren die bärenstarke Rhythmus-Abteilung, die geile Slide-Gitarre von Pete Wells sowie die Frontröhre von Angry Anderson das Geschehen. All dies wäre natürlich nichts wert, wären die Songs schmalbrüstiger oder schwächer ausgefallen.

Aber Pustekuchen, auch hier jagt ein Killertrack den nächsten. Erneut versehen mit einem so coolen wie cleveren Stilmix. Sowohl die alles in der Luft zerfetzenden Rocker ("Magnum Maid", "All The Lessons", "Manzil Madness" oder "Suicide City"), als auch die eher rockigeren Nummern in Form von "Out Of This Place", "Sidewalk Sally" oder "Let It Go" sind vertreten. Das Pendant zu "The Butcher And Fast Eddy" vom ersten Album nennt sich hier "Chinese Dunkirk", ist ein Groover vor dem Herrn und überzeugt mit einem supergeilen Refrain.

Letzten Endes liegt genau darin auch eines der Geheimrezepte der Band. So laut und 'dreckig' sie rockte, so grandiose Melodien und Refrains hatte sie immer wieder am Start. Die erste ausgekoppelte Single, ein waschechter Rocker und auch textlich eine Ode an den Rock’n’Roll war (wie der Titel es schon erkennen lässt) "Rock’n’Roll Is King". Hier werden sowohl die Musik an sich, als auch die guten Zeiten gefeiert.

»When it’s time to drink I don’t wanna think about sorrow
just be one of the boys and make some noise, let’s kill tomorrow…

I’m learnin' to fly, I don’t know why I never did it before
I’m gonna dance the best, don’t need no rest 'til I’m down on the floor

Dance and sing, let it ring
dance and sing 'cos Rock’n’Roll is king«

Angrys Texte behandeln aber bei weitem nicht nur den Spaß im Leben. Vielmehr erzählt er auch mehr als genug von den Schattenseiten, wie zum Beispiel in "Sidewalk Sally". Die Story über eine Lady, die zwar nie einen hohen Stand in der Gesellschaft hatte, durch Schicksalsschläge und Drogen aber irgendwann komplett am Tiefpunkt angelangt ist. Rose Tattoo hatten damals gemeinhin (zumindest in der Presse) das Image von »…Typen, denen man lieber nicht in einer dunklen Seitenstraße begegnen möchte…« (wie es in einer Ausgabe eines Teenie-Magazins Anfang der Achtziger mal stand), wurden anderen Orts beschrieben als »…mit einem Bein tief in der Gosse, mit dem anderen bereit und willig nach Allem auszutreten, was sich ihnen in den Weg stellt, um dort raus zu kommen…« Man höre sich nur "Out Of This Place" von diesem Album an und glaubt, damit zumindest das zweite Zitat bestätigt bekommen zu haben.

Bezüglich der Bonus Tracks gibt es hier die (verzichtbare) Single-Version von "Rock’n’Roll Is King" sowie (sehr geil!) den mir bisher unbekannten Track "All Hell Broke Loose" (auf dem Backcover fälschlich als "Suicide City" betitelt), der bisher wohl nur auf einer australischen Tatts-Compilation erschienen war. Die Nummer stammt aus den Album-Sessions zu "Assault & Battery", ist keinesfalls schwach, hat im Gegensatz zu den anderen zehn Tracks der Platte aber nicht ganz so viel Punch bzw. Durchschlagskraft und einen nicht ganz so starken Refrain. Trotzdem eine tolle Ergänzung für jeden Fan, der ihn noch nicht kannte.

Ich hatte es bereits erwähnt: "Assault & Battery" ist mit dem Debütalbum musikalisch auf eine Stufe zu stellen und somit der zweite (und letzte) Klassiker der Bandgeschichte. Lediglich der Sound der beiden Platten wird bei den Fans das Zünglein an der Waage sein, welches Song-Set denn nun das persönliche Gusto besser trifft. Genauso wie beim Debüt gilt also auch hier: Absolutes Muss, absolute Kaufempfehlung!

Leider kam es danach zum (zumindest für viele, viele Jahre) endgültigen Split mit dem Gitarristen Mick Cocks, der von 'Rockin' Rob Riley ersetzt wurde. Aber dazu mehr im in Kürze erscheinenden RockTimes-Review zu der dritten Scheibe "Scarred For Life".


Line-up Rose Tattoo:

Angry Anderson (lead vocals)
Pete Wells (slide guitars, background vocals)
Michael 'Mick' Cocks (lead & rhythm guitars)
Geordie Leach (bass)
Dallas 'Digger' Royall (drums)

Tracklist "Assault & Battery":

  1. Out Of This Place
  2. All The Lessons
  3. Let It Go
  4. Assault & Battery
  5. Magnum Maid
  6. Rock’n’Roll Is King
  7. Manzil Madness
  8. Chinese Dunkirk
  9. Sidewalk Sally
  10. Suicide City
  11. Rock’n’Roll Is King (single version)
  12. All Hell Broke Loose (outtake)

Gesamtspielzeit: 44:34, Erscheinungsjahr: 2016 (1981)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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