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Rosedale / Long Way To Go – CD-Review

Gesucht, gefunden … Rosedale ist zunächst einmal ein französisches Duo bestehend aus Amandyn Roses sowie Charlie Fabert. Beide haben die Musik-Gene im Blut. Amandyn Roses vertiefte sich anfänglich ins Spielen von Akkordeon und Piano. Dann entschied sie sich für den Gesang, war ein Jahr an der Music Academy International in Nancy. Dieses Institut steht in Verbindung mit dem renommierten Berklee College Of Music. 2013 trafen sich die beiden Musiker und 2016 ging man schließlich als Rosedale an der Start.
Charlie Fabert hat schon viel erlebt, viel gesehen und mit vielen Künstlern zusammengearbeitet. So spielte er Gitarre für Fred Chapellier. Gemeinsam war man 2012 bei der International Blues Challenge in Memphis dabei und außerdem stehen solche Namen wie zum Beispiel Roger Cotton (Peter Green), Bill Hurley (The Inmates) oder Alan Glen (The Yardbirds, Dr. Feelgood, Nine Below Zero) auf seiner Liste der Aktivitäten. Darüber hinaus war der französische Musiker Gründer von The Charlie Fabert Blues Band.

Bei allen Song-Credits taucht der Name Charlie Fabert auf. Fünf der neun Kompositionen stammen ausschließlich aus der Feder des Künstlers und gleich zu Beginn von "Long Way To Go" kann sich der Hörer vom gehobenen Niveau der Ideen eines Charlie Fabert überzeugen.
Darüber hinaus spielt der Mann auch noch einen äußerst guten Blues-Ton auf dem Opener. Man ist aber nicht nur sehr erfreut über die Gitarrenarbeit. Amandyn Roses' Stimme verfügt über das gewisse Etwas, hebt sie aus der Masse von Sängerinnen des 12-Takters heraus.
Auch wenn die Eröffnung von "Bad News" etwas verhalten klingt, macht sich das Stück auf einen erstaunlichen Weg der Dynamik, die ihren Höhepunkt im fetzigen Sechssaiter-Solo findet. Toll!

Das Interesse am Blues von Rosedale wurde durch die fast sechs ersten Minuten geweckt und auch was das folgende "Soul Possession" zu bieten hat, besitzt Klasse. Der Song stellt den Keyboarder Larry L. Telford, einen der beiden Gäste auf dem vorliegenden Album, vor. Die Nummer kommt voluminös, mit viel Drive daher und Rosedale steht auf Tastenbeiträge, denn fünf der neun Tracks werden von Keyboardklängen unterschiedlicher Art begleitet.
Auf einem Bein kann man bekanntlich nicht stehen. Die Einsätze der Gäste erfolgt hintereinander weg. "Man, I Don’t Want You Around", im Trio von Amandyn Roses, Charlie Fabert sowie Fred Chapellier geschrieben, ist die heiße Zeit des vom Groove aufgeladenen Blues, bei dem man sich an einem leichten Southern-Flair erfreuen darf. Mann, dieses mit viel Schwung und riffigem Gitarren-Hochdruck präsentierte Lied ist echt ein Highlight. Amandyn Roses verfügt auch noch über hervorragende Rock-Enzyme auf den Stimmbändern. Da darf es vor dem Gesangsmikrofon phasenweise ruhig auch etwas aufreizend zugehen. Die Gitarrenkante ist nichts anderes als toll!

Die ersten drei Lieder sprühen vor unterschiedlich ausgelegter Energie und mit "I Will Never Let You Go" schiebt sich die Sängerin geradezu frech in den Vordergrund des Songs. Wunderbar, wie sie die hoch emotionale Gefühlslage des Tracks mit ihrem Gesang verkörpert und Charlie Fabert befindet sich mit seiner sinnlichen Fretboardfahrt natürlich auf Augenhöhe mit Amandyn Roses. Hinreißende Ballade!
Das Titelstück bringt die Hörer zurück auf die Straße des Blues-Groove und diese Art der tollen Unterhaltung findet man im Rausschmeißer "New Frontier", dem längsten Track der Platte wieder. Nur hat Charlie Fabert hier die akustische Gitarre geschultert und zunächst gibt es keine andere Begleitung für die Sängerin. Der hypnotische Riff-Groove der Akustischen bleibt bestehen und wenn dann die Band einsetzt, schiebt sich ein bemerkenswertes E-Gitarrensolo nach oben. Mit schönen Stimm-Effekten wird die Nummer dann auch noch psychedelisch. Welch ein unglaublicher Abschluss! "Lost Soul" kommt kurz und knackig rockend daher und "Before You" ist quasi wie ein Regenschirm, der einen in einer verregneten Nacht mit ihrem faden Laternenlicht, abseits der Hauptverkehrsadern, vor der Nässe schützt.

Mensch, Rosedale macht echt Eindruck auf den Hörer und nimmt man den Titeltrack des Albums "Long Way To Go" als Grundlage für einen Ausblick, dann ist es aus meiner Sicht gar nicht ein so langer Weg für die Combo bis man sich aus dem Gefilden des Geheimtipps herausgeschält hat. Klar, beim zweiten Album kommt immer Butter bei die Fische, aber Rosedale wird wohl den erhöhten Ansprüchen gerecht werden.


Line-up Rosedale:

Amandyn Roses (vocals)
Charlie Fabert (guitars)
Phil Sissler (bass)
Guillaume Pihet (drums)
Philippe Billoin (keyboards – #1,7,8)
Nathalie Theveny-Sagaert (keyboards – #6)

Special Guests:
Fred Chapellier (left guitar & 1st lead guitar – #3)
Larry L. Telford (keyboards – #2)

Tracklist "Long Way To Go":

  1. Bad News (5:38)
  2. Soul Possession (4:18)
  3. Man, I Don’t Want You Around (3:01)
  4. I Will Never Let You Go (5:05)
  5. Long Way To Go (4:13)
  6. When Evil Sets Its Sights On You (4:33)
  7. Before You (4:57)
  8. Lost Soul (2:40)
  9. New Frontier (6:24)

Gesamtspielzeit: 40:42, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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1 Kommentar

  1. Carlo LF

    Schönes Review einer tollen CD. Ich hatte letztes Jahr die Bekanntschaft mit der CD in einer Maschine der Air France gemacht und bin seitdem ein großer Fan von Rosedale. Das ist frischer, bisweilen sehr harmonischer Blues-Rock. Amandyn hat in der Tat eine herausragende, kräftige und gleichermaßen gefühlvolle Stimme, und Charlie spielt intelligente Soli – kein Aufguss von Riffs, die man bereits tausendmal gehört hat. Leider ist die Band in Deutschland so gut wie unbekannt, was sicher auch daran liegt, dass sie m.W. noch nie in Deutschland gespielt haben. Was sich ändern soll, wie ich neulich gelesen habe.

    ***Link von der Redaktion gelöscht***

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