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Roterfeld / Hamlet At Sunset – CD-Review

Das Album "Blood Diamond Romance", produziert von den Berman Brothers, Hiili Hiilesmaa und Frank Bornemann, hat – nach sieben langen Jahren – einen Nachfolger, der auf den Namen "Hamlet At Sunset" hört. Roterfeld zum Titel der vorliegenden Platte: »[…] Ähnlich wie Hamlet hat das Album einen vielschichtigen Charakter, der nicht leicht zu ergründen ist. […]«
Ein echter Clubcharts-Durchstarter war der Song "Stop" vom bereits erwähnten Debütalbum "Blood Diamond Romance". Die Komposition setzte sich eine längere Zeit auf den vordersten Plätzen fest.
Roterfeld wurde von den Medien als »[…] Falco des Düsterrocks […]« bezeichnet und damit sind wir schon bei den Genres, die der aus dem österreichischen Vorarlberg stammende Protagonist vertritt. Angegeben werden einige Stile, unter anderen Dark Rock, Gothic Rock, Art Rock oder Alternative Pop. Daraus kann man schon erahnen, wie überraschend abwechslungsreich die Musik von Roterfeld sein und wie alles unter einen Hut passen könnte.
Auf dem Coverbild glüht die untergehende – zum Totenkopf stilisierte – Sonne am Horizont und Roterfeld posiert vor einer ziemlich kargen Landschaft. Ist sie unter anderem ein Meer aus Sanddünen? Wenn, ja, dann sind die zehn Songs eine Art musikalischer Wüstensturm, der die Körner aus unterschiedlichen Richtungen ganz schön aufwirbelt.

"No Friend Of Mine" eröffnet die knapp über neunundvierzig Minuten Gesamtspielzeit mit einen Track, der alternierende Phasen in sich vereint. Einerseits pulsiert das Stück angetrieben von Stakkato-Gitarre sowie –Rhythmik. Anderseits gibt es geradezu schwebende Abschnitte, die im Vergleich dazu balladesk daher kommen. Der Opener kann punkten, ist toll arrangiert, allerdings darf man sich in der Folge auf noch interessantere Nummern freuen.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein Stück ist mit einem deutschen Text versehen. "Flieg" kommt mit orchestralen Elementen daher und darf auf die Gesamtheit der Songs als Power-Ballade bezeichnet werden. Auch hier legt der Protagonist wert auf eine toll inszenierte Dynamik. Die Linie hat eine wohltemperierte Wellenform und wenn von »[…] schau nicht zurück, brich durch die Wolken, forder dein Glück, es ist nie zu spät […]« gesungen wird, dann ist der Aufforderungscharakter mehr als deutlich formuliert.

Mit neuneinhalb Minuten ist das Epos "Father And Son" der Spielzeit-Knüller des Albums.
Ein Werk, das an Dramatik, musikalisch-malerisch gestaltet durch orchestraler Wucht und Piano-Verliebtheiten, kaum zu überbieten ist. Ganz generell hat Roterfeld eine enorm ausdrucksstarke, eindringliche Stimme und kompositorische – alle Songs wurden von ihm geschrieben – Fähigkeiten, die Gothic- sowie Symphonic Rock (zum Teil auch -Metal) unter einem gigantischen Dach vereinen. Das von kräftig-großformatigem Bläser-Arrangement regierte Intermezzo kontrastiert perfekt zum sensiblen Schlussakkord des Tracks. Bekanntlich ist weniger oft mehr. Hier ist das Mehr vielsagend und bedeutungsvoll. Klasse!

"Great New Life" vom Debüt erfährt auf "Hamlet At Sunset" eine Wiedergeburt.
In der Neufassung hat man dem Stück mehr rockige Ruhe gegönnt. Gelungen!
So ist das vorletzte Lied irgendwie als Vorspiel für den relativ entspannten Platten-Abschluss zu sehen. "You Are The One I’d Spend All My Money On" ist ungewöhnlich, aber in keiner Weise gewöhnungsbedürftig. Mit akustischer Gitarre, einer Art Flamenco-Klatschen, Cello-Blitzlichtern und Akkordeon-Sounds gibt sich der Rocker als feinfühliger Musiker. Man mag es kaum glauben, dass auf der Zielgeraden noch eine solche Nummer präsentiert wird, aber absolut glaubwürdig ist.

Die "Hamlet At Sunset"-Hymnen bilden ein ohne Pause aktives Spannungsfeld verschiedener Richtungen, die zwischen relativer Ruhe und hinlangendem Rock musikalisch kaum unter einen Hut passen sollten, aber Roterfelds Kopfbedeckung ist groß und hat somit viel Platz. Das Album ist bemerkenswert. In diesem Sinn …


Line-up Roterfeld:

Roterfeld (vocals)
Marc Filler (guitar)
Andre Schwarz (drums)

Tracklist "Hamlet At Sunset":

  1. No Friend Of Mine (3:24)
  2. Bring Your Own Star To Life (4:34)
  3. I Want More (4:47)
  4. Flieg (4:52)
  5. Black Blood (3:41)
  6. King Of This Land (5:35)
  7. Sea Of Stones (4:31)
  8. Father And Son (9:29)
  9. Great New Life [Reborn] (4:15)
  10. You Are The One I’d Spend All My Money On (3:44)

Gesamtspielzeit: 49:04, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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