1998 bis 2018. Rotor feiert seinen zwanzigsten Geburtstag. Herzliche Glückwünsche von der RockTimes-Redaktion.
Gefeiert wird natürlich auch mit den Fans bei einer ausgiebigen Tour durch Deutschland und angrenzenden Ländern wie Österreich, die Schweiz, die Niederlande oder Belgien. Die Rotor-Anhänger wird es freuen und für alle die, die nicht die Gelegenheit haben, ein Konzert zu besuchen, hilft vielleicht die Veröffentlichung "6".
Neben einigen Split-Alben hat Rotor Platten in schöner nummerischer Reihenfolge veröffentlicht. Davon befindet sich 3 im RockTimes-Programm.
Außerdem erschien 2011 mit Festsaal Kreuzberg eine Live-Scheibe.
Im Informationsblatt zur vorliegenden Platte steht unter anderem: »[…] Die Namen der Musiker sind nicht weiter relevant – Gitarre, Gitarre, Schlagzeug und Bass […]«.
Auf der Rotor Website beziehungsweise bei Facebook steht dazu auch nur »4«
Wenn man sich allerdings das auf der Verpackung gar nicht angegebene siebte Stück mit dem Titel "Outro" anhört, werden von einer Frau dann doch die Band-Mitglieder genannt. Es sind die beiden Gitarristen Tim Mentzel sowie Martin Fischer. Den Bass zupft Marco Bahle und am Schlagzeug sitzt Milan Pfützenreuter.
Das Cover erweckt eher den Eindruck, als sei Rotor bereits in den Siebzigerjahren aktiv gewesen und bei "6" handle es sich um eine Wiederveröffentlichung.
Schon beim ersten fast dreiundvierzigminütigen Hördurchgang der sechs Tracks stellt man fest, dass sich Rotor musikalisch sperrt, in einer Schublade abgelegt zu werden. Das Dach ihrer Musik ist groß und selbst in einem Song darf man nicht sicher sein, dass zwischen dem Eindruck des Anfangs Entsprechendes am Ende herauskommt. Rotor macht die Unberechenbarkeit zu einem Markenzeichen von "6".
Mit instrumentalen Liedern zwischen sechs und sieben Minuten wird die Aussagekraft nur noch verstärkt. Von der Spielzeit her gibt es eine Ausnahme. "Druckverband" kommt auf neuneinhalb Minuten.
Das Wah Wah-Pedal wird gefordert. Eine Gitarre rifft fast schon funkig. Der Wah Wah-Sound ist Navigations-Grundlage vom ersten Stoner Rock-Stück "Falscher Dampfer". Die Spannung zwischen melodiösen Einsätzen sowie donnerndem Solo machen Laune und die wechselnden Stimmungen mit akzentuierten Intermezzi bringen den Hörer in eine positive Gefühlslage. Besonders wenn das Ende der Nummer auch noch vom wohligen Klang einer akustischen Gitarre begleitet wird. "Falscher Dampfer" ist ein Volltreffer.
"Allmacht" wirkt hektisch, auch wenn die Gitarren einen Kontrast zum flotten Milan Pfützenreuter-Drumming bilden. Atmosphärische Schwankungen im Track werden willkommen geheißen, und es wird auch druckvoll auf die Energie-Tube gedrückt. Von Orgel-Klängen begleitet gibt es einen Part, der fast schon nach Prog Rock klingt. Großartig! Kurz vor Schluss wird es richtig intensiv. Super!
Viel verzerrte Gitarre begegnet uns in "Ferner liefen", das insgesamt relativ entspannt rockt. Eine abermals geschulterte akustische Gitarre und eine tolle Sechssaiter-Abfahrt werden zu den zentralen Anziehungspunkten der Nummer. Klasse!
Weiter geht es mit "Abfahrt".
Bitte anschnallen, denn dieses Lied geht ab. Hierfür wurde der Stoner Rock-Asphalt kurvenfrei verlegt, auch wenn es – wenn man so will – Phasen der Entspannung gibt. Ein Hammer-Song!
Über das vertrackt-riffige "Vor dem Herrn" kommt zum Schluss von "6" noch der "Druckverband". Vom Bass sowie dezenten Drums eingeleitet scheint der Track schon durch die ersten Gitarren-Töne etwas Unheilvolles zu versprühen. Ein Flair von Morgenland zieht auf und ja, die Stimmung hat, trotz relaxter Fahrt, etwas von Dramatik. Ein wahrer Meister ist Rotor (nicht nur) hier im Steigern der Dynamik.
Rotor ist ein Aushängeschild/Werbeträger des instrumentalen Stoner Rock.
"6" ist eine übergewichtige Empfehlung.
Line-up Rotor:
Tim Mentzel (guitar)
Martin Fischer (guitar)
Marco Bahle (bass)
Milan Pfützenreuter (drums)
Tracklist "6":
- Falscher Dampfer
- Allmacht
- Ferner liefen
- Abfahrt!
- Vor dem Herrn
- Druckverband
Gesamtspielzeit: 42:51, Erscheinungsjahr: 2018
2 Kommentare
Silvio
25. Oktober 2018 um 10:09 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Sorry, würde mir keine 17€ CD kaufen mit 42 Minuten Spielzeit. Egal wie gut sie ist. Das ist nicht zeitgemäß. In dem Genre, sollte man sich lieber etwas Zeit lassen und eine volle CD liefern.
Silvio
Michi
23. Oktober 2018 um 21:53 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Liebe Joachim,
bin ich über Dich zu Rotor gekommen? Ich weiß es nicht mehr. Aber- falls das so sein sollte: Vielen herzlichen Dank für Deine Empfehlung! Im Laufe der Jahre habe ich sie jetzt schon öfter live gesehen und ich liebe sie. Bei mir laufen im Kopf Filme, wenn ich sie höre, vor allem bei "Fünf".
Deine Besprechung der neuen Scheibe finde ich sehr aussagekräftig- schicke sie doch an "Bayern 1 Classic Rock mit Tom Glas".- dort werden neben den üblichen Verdächtigen auch hin und wieder ausgefallene Titel gespielt..
Herzliche Grüße
Michi